Köln – Anthony Modeste lächelte, als er die Trophäe für den Mann des Spiels entgegennahm, die der übertragende Fernsehsender am Mittwochabend ausgelobt hatte. Zwei Tore innerhalb von fünf Minuten, erzielt mit dem ersten und dem zweiten Ballkontakt gleich nach der Einwechslung: Das 2:0 (0:0) beim VfB Stuttgart, der Einzug des 1. FC Köln ins Achtelfinale des DFB-Pokals – das alles schien beinahe ausschließlich das Werk des Franzosen zu sein, der sein erstaunliches Comeback auch beim Teilzeit-Einsatz in Stuttgart fortsetzte. „Ballon d’Or“, sagte der 33-Jährige beim Blick auf die Trophäe und grinste. Doch ganz so weit ist es noch nicht. Die Auszeichnung für den besten Fußballer der Welt wird schließlich erst Ende November vergeben. Und es wäre schon eine große Überraschung, gewänne ein Stürmer des 1. FC Köln. Wobei derzeit wenig auszuschließen ist bei Modeste und dem so nachhaltig erstarkten FC. „Natürlich freue ich mich sehr, dass ich helfen konnte, dass wir jetzt im Achtelfinale stehen. Es war ein schöner Abend für uns alle“, sagte er.
Kölns Kader funktioniert. Acht Wechsel hatte Steffen Baumgart nach dem 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen vorgenommen, und tatsächlich hatte der FC zunächst kleinere Schwierigkeiten in der Abstimmung offenbart und in der ersten Halbzeit offensiv wenig zusammengebracht. Das war allerdings im Rückblick nicht die entscheidende Erkenntnis. Wichtiger war, dass Köln stets im Spiel war und den Stuttgartern ein Duell auf Augenhöhe lieferte, ohne je in Gefahr zu geraten. Ein Beleg für den fortschreitenden Reifeprozess des Kölner Kollektivs. „In der ersten Hälfte standen wir gut, haben uns aber nach vorne schwer getan. In der zweiten Halbzeit haben wir uns den Sieg erarbeitet. Man sieht schon im Training, dass alle heiß drauf sind, zu spielen. Wenn das so klappt wie heute, ist das ein gutes Zeichen für den Trainer“, beschrieb Louis Schaub nach seinem ersten Startelf-Einsatz der Saison.
Uths großer Einfluss
Schaub zählte wie Tomas Ostrak und Jan Thielmann zu den Nachrückern, die zwar ihre Rollen erfüllten und leisteten, was sie konnten. Jedoch nicht den Einfluss auf die Partie hatten, den Mark Uth nach seiner Einwechslung zur zweiten Hälfte hatte. Es war Uth, der mit einer schwierigen Ballmitnahme auf dem falschen Fuß, ein paar entschlossenen Schritten und einem tückischen Aufsetzer mit links in der 72. Minute die Kölner Führung einleitete. Bredlow konnte den Ball nicht festhalten, Modeste war zur Stelle und versenkte satt mit der rechten Innenseite.
Den zweiten Treffer legte der ebenfalls eingewechselte Ondrej Duda auf, erneut schloss Modeste mit der Innenseite ab. Wer einen solchen Schuss aus der Nahdistanz mit wackligem Fuß versucht, der trifft schon mal den Oberrang, weil er unter den Ball kommt. Nicht aber Modeste, der den Ball ins Netz jagte, als schlüge er einen Nagel in die Wand – ohne die geringste Sorge, sich dabei auf den Daumen hauen zu können. „Im Moment trifft Tony gefühlt fast mit jeder Chance. Wir freuen uns alle mit ihm und hoffen, dass noch viele Tore folgen“, befand Schaub.
Baumgarts Dank ans Team
Baumgart dankte hinterher seiner Mannschaft. Der Trainer sprudelte auf der Pressekonferenz nach der Partie, offenbar war auch der unerschütterliche Rostocker am Mittwochabend berührt vom Auftreten seiner Mannschaft und davon, dass sein Vertrauen derart belohnt worden war. „Anthony Modeste war nicht der entscheidende Mann, sondern derjenige, der die Mannschaft über die Ziellinie gebracht hat. Die Jungs, die von Beginn an gespielt haben, haben es gut gemacht. Es war ein ausgeglichenes Spiel.“
Makellose Defensive um Hübers und Meré
Abgesehen vom späten Erfolg der Offensive durften sich die Kölner auch an einer Verteidigung erfreuen, die einen makellosen Abend hinlegte. Es war das erste FC-Pflichtspiel unter Baumgart ohne Gegentor und vor allem deshalb besonders, weil in der Innenverteidigung Timo Hübers an Jorge Merés Seite gespielt hatte. Der Manndecker, der im Sommer aus Hannover nach Köln gekommen war, zeigte beim ersten Einsatz nach langer Pause eine bemerkenswerte Partie. Er verteidigte mutig nach vorn, zeigte enormes Tempo und verlor praktisch keinen Zweikampf.
Baumgart habe nicht gezweifelt, sagte er. Und: „Ich hatte keine Bedenken bei der Rotation. Ich weiß, was ich mache.“