Doris P. aus einem Ort im Kreis Düren häkelt leidenschaftlich gern – und gestaltete die Mütze, die Steffen Baumgart im Rosenmontagszug zeigte.
FC-Trainer beim RosenmontagszugDas ist die Geschichte von Steffen Baumgarts Kult-Häkelmütze
Es hilft nichts, obwohl es seltsam aussieht. Aber wir können an dieser Stelle nicht Frau P.s vollständigen Namen nennen. Dabei hat sie nichts zu verbergen, im Gegenteil. Doch zu viele Menschen könnten etwas von ihr wollen, wobei dieses Etwas klar zu benennen ist: Denn Doris P. aus einer kleinen Gemeinde im Süden des Kreises Düren ist die Schöpferin der Häkelgeißbockmütze, die Steffen Baumgart neulich trug, als er auf dem Wagen des 1. FC Köln im Rosenmontagszug mitfuhr.
Kultiges Kleidungsstück in kleiner Auflage
Das Stück wurde rasch zum Kult, was vor allem daran lag, dass man der Mütze ansieht, dass sie nicht aus maschineller Massenfertigung stammt. Im Gegenteil war sofort ersichtlich, dass da ein kreativer Geist gewirkt und etwas geschaffen hatte, in dem viel Liebe verarbeitet war. So etwas kann nur ein Mensch, und zwar nicht jeder.
Womit wir bei Doris P. wären, die sich selbst „Dorrris“ schreibt, weil sie auch nach all den Jahren fern der fränkischen Heimat noch immer das R so herrlich rollt, dass man die Wälder des Fichtelgebirges rauschen hört. Eindeutiger geht es nicht, auf den Einwurf „na, Sie sind aber nicht von hier“ muss sie herzlich lachen. Ja, dieses „schrrreckliche R“, sagt sie. Sie habe allerdings nicht vor, es sich abzugewöhnen. Einfach zu den Wurzeln stehen. Nach einer Zeit als Au-pair in Belgien kam Doris P. zu Beginn der Neunzigerjahre zum Studium nach Köln und blieb im Rheinland.
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Sie sei nicht sehr gut darin, still dazusitzen und nichts zu tun, sagt sie. Daher die Handarbeit. Und das Malen. Und die Musik. Und, und, und. Der Weg zum Geißbock führte dabei quer durch die Tierwelt. Die Jagdbläser in ihrem Heimatort etwa hat sie mit Wildschweinmützen ausgestattet. „Grad gestern habe ich noch drei Fledermäuse gehäkelt“, sagt sie. Es gibt Elche, Löwen und Mäuse, ein Motiv liebevoller gestaltet als das andere. Es gibt sogar die Gespenster aus dem Computerspiel „Pac -Man“ und selbstverständlich ein paar Minions. Und dann fragte jemand, ob sie nicht etwas zum 1. FC Köln gestalten wolle. Warum nicht? „Einfach nur eine rot-weiße Mütze fand ich ein bisschen langweilig“, berichtet sie, und langweilig geht nicht bei Frau P., „dann tickert es im Kopf, und schon entsteht etwas. Ich liebe diese Details“, sagt sie.
Mehr Kunstwerk als Kleidungsstück
Zur Mütze häkelte sie also Hörner, Ohren und eine Geißbockschnauze. Hinzu kamen Filzapplikationen, auf denen die braunen Augen ruhen. Etwa „drei Fernsehabende“ arbeite sie an einer Mütze wie der, die Baumgart trug und die ja mehr Skulptur ist als Kleidungsstück. Nie sehen zwei Exemplare gleich aus; „die eine hat zum Beispiel mal ein bisschen ein schlapperes Ohr“, beschreibt Frau P. und lacht ihr herzliches Lachen.
Siebzig Mützen fertigt sie insgesamt im Jahr, und weil die ganzen Mützen ja irgendwo hinmüssen, landeten ein paar Geißböcke in einem Geschäft in der Nähe, wo sie eine ganze Weile lagen. Ehe sie dann über einen Tausch am Rande des FC-Spiels in Müngersdorf gegen Leipzig ihren Weg zu Steffen Baumgart und in den Kölner Rosenmontagszug fanden.
Doris P. gibt ihre Häkelmützen zum Materialpreis ab, verdienen möchte sie nichts daran. „Ich gebe die Mützen bislang an Menschen, die sich daran erfreuen. Wenn etwas dabei herumkäme, gäbe ich es an unseren Förderverein“, sagt sie. Ihre Arbeit an einer Förderschule im Rhein-Erft-Kreis bedeutet für sie Erfüllung, „ich liebe meinen Beruf, die Handarbeit ist reines Hobby“. Die plötzliche Bekanntheit ihres Werks hat sie etwas überrascht. „Ich trage die geilste Mütze des ganzen Zuges“, sagte Steffen Baumgart vor der Abfahrt. Frau P. freut sich darüber, vielleicht ist sie sogar ein wenig stolz. „Ich finde ihn richtig gut, der ist mit dem Herzen bei der Sache. Dass Steffen Baumgart die Mütze getragen hat, finde ich klasse. Das hätte ja auch irgendein Blödmann sein können.“
Die Zahl der Menschen, die Freude an den so reizenden Mützen aus Doris P.s Kollektion hätten, dürfte allerdings die Zahl der zur Verfügung stehenden Fernsehabende deutlich übersteigen. Und daher muss es vorerst bei Frau P. bleiben.