AboAbonnieren

FC-Trainer Struber vertraut seiner Stamm-ElfGroße Pokalträume, keine Experimente

Lesezeit 4 Minuten
Szene aus der zweiten Pokalrunde gegen Holstein Kiel (3:0), als Marvin Obuz in der 90. Minute für Tim Lemperle eingewechselt wurde.

Szene aus der zweiten Pokalrunde gegen Holstein Kiel (3:0), als Marvin Obuz in der 90. Minute für Tim Lemperle eingewechselt wurde.

Trainer Gerhard Struber vertraut auch gegen Hertha BSC dem Kern seiner Mannschaft. In keinem Team der Liga haben es Ersatzspieler schwerer als beim FC

Für den 1. FC Köln geht es am Mittwochabend nicht nur darum, den Traum von der ersten Endspielteilnahme im DFB-Pokal seit 1991 am Leben zu erhalten. Es geht auch um viel Geld: Das Viertelfinale bedeutete allein 1,7 Millionen Euro Prämien, hinzu kämen Zuschauer- und mögliche TV-Einnahmen. Doch gegen Hertha BSC (18 Uhr, live im ZDF) steht das Prestige im Vordergrund, nicht die möglicherweise erweiterten Möglichkeiten auf dem Winter-Transfermarkt. „In erster Linie ist es ein sportlicher Wettbewerb, wir wollen den 1. FC Köln nach langer Zeit wieder ins Viertelfinale bringen. Dass das mit finanziellen Einnahmen einhergeht, ist auch klar. Jeder zusätzliche Euro tut dem FC gut. Aber die Planungen sind unabhängig davon“, sagte Thomas Kessler, der Leiter Lizenz beim FC.

In einem Klub wie unserem mit unseren Zielen braucht es einen starken Kader und auf jeder Position einen entsprechenden Wettbewerb
FC-Trainer Gerhard Struber

Personell ist die Lage bei den Kölnern derzeit außergewöhnlich gut, das führt zu Härtefällen. Denn Trainer Gerhard Struber wird die Gelegenheit verstreichen lassen, im Pokal sein Personal zu verändern. Und zwar nicht nur im Tor. „Rotation hat schon auch immer etwas damit zu tun: Verdient es einer? Oder verdient es einer weniger?“, fragt Struber.

Der Österreicher ist nicht leicht für sich einzunehmen. Zwar gilt das Leistungsprinzip. Doch legt Struber großen Wert darauf, seinem Personal die Treue zu halten. „In einem Klub wie unserem mit unseren Zielen braucht es einen starken Kader und auf jeder Position einen entsprechenden Wettbewerb“, sagt er. Seit im Kölner Lazarett Leerstand herrscht, sind die Plätze in der Startelf umkämpfter denn je. Nach fünf Spielen ohne Niederlage haben die Kölner ein Niveau erreicht, das den Trainer zwar nicht umfassend glücklich stimmt. Das aber dazu führt, dass der Kern der Mannschaft nicht von Spiel zu Spiel neu verhandelt wird. „Wir haben über die letzten Wochen viele Spieler auf einem ordentlichen Level gesehen. Nicht immer auf einem Top-Level. Ich bin dann aber nicht der Trainer, der einem Spieler das Vertrauen entzieht, weil es mal nicht so läuft“, erklärt Struber.

Im Sommer führte Struber seine Version des Pressingfußballs ein und erlebte bald, wie seine Handschrift auch auf dem Feld sichtbar wurde. Als sich jedoch keine Ergebnisse einstellten, entschied er sich, den individuellen Qualitäten seines Kaders zu vertrauen und passte die Formation an. Das verlief erfolgreich, was auf eine hohe Vermittlungskompetenz des Fußballlehrers schließen lässt. Mit dem Nachteil für die Bankspieler, dass es nun schwierig ist, einen Platz in der Mannschaft zu ergattern. „Ich bleibe meinen Entscheidungen treu. Nicht in einem Dogmatismus. Am Ende ist es wichtig, dass Leistung gezeigt wird, darum wird es immer wieder zu Wechseln kommen. Es gibt viele Jungs, die Automatismen drinhaben“, sagt der 47-Jährige.

Max Finkgräfe etwa hat nach seiner in der Vorbereitung erlittenen Verletzung Probleme, ins Team zu finden. Leart Pacarada ist nach einem enttäuschenden ersten Jahr in Köln derzeit unumstritten. Überhaupt kümmert Struber die Vergangenheit wenig. „Was vor meiner Zeit war, berührt mich nicht so sehr. Die Spieler hatten seit Sommer die Möglichkeit, sich zu beweisen. Daraus bilde ich mir mein Bild und nicht daraus, was in der Vergangenheit mal gewesen ist“, erklärt Struber, und weiter: „Es ist ein Kader, in dem viele Jungs viel mitbringen, auch ein Max Finkgräfe. Es gibt auf seiner Position aber einen Burschen, der es über weite Strecken der Saison sehr gut gemacht hat. Deswegen gibt es keine großen Rotationsveränderungen. Es gibt für jeden einzelnen eine Competition, die ist groß. Die ist teilweise auf Augenhöhe. Und dann muss man auch liefern. Hier hat keiner einen großen Vorsprung.“

FC-Spielmacher Mark Uth hofft nach langer Verletzungspause auf mehr Einsatzzeit.

FC-Spielmacher Mark Uth hofft nach langer Verletzungspause auf mehr Einsatzzeit.

Zwar hat Struber in der laufenden Saison 25 Profis eingesetzt, damit liegt der FC im Mittelfeld der Liga. Hannover 96 kam bislang mit 20 Spielern aus, der HSV hatte 28 Mann im Einsatz. Doch in keiner Mannschaft der Zweiten Liga absolvieren Einwechselspieler weniger Minuten als beim 1. FC Köln: Im Schnitt kommen Ersatzspieler auf 17 Einsatzminuten, in Magdeburg sind es zum Beispiel 27.

Was für Finkgräfe gilt, gilt auch für Marvin Obuz, Florian Kainz, zuletzt auch Damion Downs und den nach langwierigen Verletzungen wieder spielfähigen Mark Uth. Geduld ist gefragt, doch Struber bemüht sich, die Situation angemessen zu moderieren: „Ich bin mit diesen Jungs im Austausch. Es ist nicht die Situation, die sie sich wünschen, das ist doch klar.“ Die Tür ist also offen. Und vielleicht erspielen die Kölner ihrem Trainer am Mittwoch die Gelegenheit, im Viertelfinale eine größere Rotation zu versuchen.

1. FC Köln: Schwäbe – Pauli, Hübers, Heintz – Ljubicic, Martel, Huseinbasic, Pacarada – Lemperle, Maina – Downs; Hertha BSC: Ernst – Kenny, Leistner, M. Dardai, Zeefuik – Klemens, Sessa – Cuisance, Maza, Scherhant – Niederlechner; Schiedsrichter: Tobias Reichel (Sindelfingen).