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FC in der AnalyseBaumgart wollte nach Berlin und scheitert in Regensburg

Lesezeit 5 Minuten
Köln-Regensburg 300722

Julian Chabot vom 1. FC Köln (l) und Andreas Albers vom SSV Jahn Regensburg im Kopfballduell um den Ball.

Regensburg – Der 1. FC Köln hat das Kunststück fertiggebracht, innerhalb von anderthalb Jahren zweimal im DFB-Pokal im Elfmeterschießen bei Jahn Regensburg zu scheitern. Am Samstagnachmittag unterlag die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart dem 15. der abgelaufenen Zweitligasaison und aktuellen Tabellenführer des Unterhauses nach Elfmeterschießen 5:6. Damit der Traum vom Finale in Berlin für die Kölner bereits nach der ersten Runde ausgeträumt. Zwar waren keine Einnahmen aus weiteren Pokalspielen eingeplant. „Jetzt sind keine Zusatzerlöse möglich. Jeder weiß, dass wir auf jeden Euro angewiesen sind. Heute haben wir Euros liegen lassen, die uns gutgetan hätten“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller, der in der vergangenen Saison noch in Regensburg in der Verantwortung gestanden hatte.

Nach 120 Minuten hatte es 2:2 gestanden. Zwar war es den Kölnern gelungen, nach furchtbaren 15 Minuten in der ersten Hälfte und einem 0:2-Rückstand noch auszugleichen. Doch trotz eines Systemwechsels und einer deutlichen Leistungssteigerung und vielen Torszenen gelang es Baumgarts Mannschaft nicht mehr, die Partie aus dem Spiel zu entscheiden.

In der Lotterie vom Punkt reichte dann ein von Timo Horn gehaltener Elfmeter nicht zum Weiterkommen, weil die Verteidiger Jeff Chabot und Kingsley Ehizibue ihre Versuche vergaben. Warum gerade die Verteidiger vom Punkt antreten mussten, blieb ein Geheimnis. „Das bleibt in der Kabine“, sagte Keller: „Grundsätzlich will ja jeder Spieler, der schießt, treffen. Aber dem einen oder anderen ist das Herz vielleicht heute ein bisschen in die Hose gerutscht.“

Auch Trainer Steffen Baumgart ging nicht weiter ins Detail, als er zu den Elfmeterschützen gefragt wurde. „Wir fragen die Jungs, und dann ist es manchmal aus der Situation heraus so, dass Spieler nicht wollen. Da möchte ich keinen drängen.“

Die Tore

In der 18. Spielminute griff Regensburg von links an, Jeff Chabot orientierte sich zum ersten Pfosten, obwohl Hübers dort bereits stand. In Chabots Rücken war Albers völlig frei und köpfte per Aufsetzer zum 1:0 ins Tor, Timo Horn war so verblüfft wie chancenlos.

Vor dem 0:2 verlor Ellyes Skhiri den Ball im Mittelfeld wegen eines technischen Fehlers. Den folgenden Konter verteidigte Köln schlecht und kassierte durch Prince Owusu einen Treffer, der viel zu einfach aussah.

Dann startete Mark Uth die Aktion, die seine Mannschaft zurück in die Partie brachte, keinem anderen Kölner Spieler wäre eine solche Tat in dieser Phase zuzutrauen gewesen: Schmitz passte von rechts an den Strafraum, Sargis Adamyan tupfte den Ball in Uths Richtung, der mit einem perfekten Linksschuss in den Winkel traf. „Ein Sonntagsschuss am Samstag“, kommentierte Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic.

Uth war es auch, der in der 63. Minute den Ausgleich auslöste: Anthony Modeste erkämpfte sich am Boden den Ball und passte zu Uth, der nach feiner Körpertäuschung und gutem Lauf zu Kainz spielte, dessen Hereingabe Dejan Ljubicic flach ins Tor schob.

Im Elfmeterschießen parierte Horn zwar Sallers schwach geschossenen Versuch. Doch zuvor hatte bereits Chabot den Ball in Stojanovics Arme geschoben. Kölns fünften Versuch vergab Kingsley Ehizibue, der wie Chabot versuchte, den Ball ins Eck zu schubsen. Keine gute Idee, zumal für einen Verteidiger, der es aus elf Metern grundsätzlich mit Wucht versuchen sollte.

Mann des Spiels

Mark Uth, der an beiden Kölner Treffern beteiligt war und im Alleingang dafür sorgte, dass der FC überhaupt die Chance im Elfmeterschießen hatte. Allerdings ließ Uth dann weit weniger versierten Schützen im Elfmeterschießen den Vortritt.

Moment des Spiels

Ehizibues vergebener Elfmeter. Der Verteidiger ist kein geborener Schütze, daher war es seltsam genug, dass er den potenziell entscheidenden fünften Versuch übernehmen musste, während Leistungsträger wie Hector, Uth oder auch Skhiri nicht geschossen hatten. Wie Ehizibue den Ball dann in Richtung Tor schubste, zeigte, allerdings, dass er sich wie zuvor Chabot nicht wirklich mit seiner Aufgabe auseinandergesetzt hatte. Das Stadion versank anschließend im Jubel, anders als beim Kölner Pokal-Aus im Februar 2021 an gleicher Stelle vor leeren Rängen waren am Samstag 13.000 Zuschauer anwesend.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (1. FC Köln): Wir hatten eine Viertelstunde, in der wir es nicht gut gemacht haben. Von drei Chancen in dieser Phase machen sie dann zwei. Wir haben anschließend auf zwei Sechser umgestellt, dann wurde es besser. Bei Jahn hat im Elfmeterschießen dann einer mehr getroffen als bei uns. Für mich gibt es heute zwei Geschichten. Die eine ist die Leistung der Mannschaft, die ich okay fand. Die andere ist das Aus, das uns sehr ärgert. Es hat nicht gereicht, wir müssen noch über den Berg.

Mersad Selimbegovic (SSV Jahn Regensburg): Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen, machen den ersten nicht, dafür aber die nächsten beiden. Es war klar, dass Köln kommt. Mit dem Ausgleich. Wir wären nach einem 2:3 nicht mehr zurückgekommen, aber wir haben uns mit allen Mitteln dagegen gewehrt. Ohne das Quäntchen Glück hat man in so einem Spiel keine Chance, vielleicht haben wir uns das Glück in der ersten Halbzeit erarbeitet. Wir werden den Moment genießen. Das war viel Arbeit heute.

Das sagen wir

Ein Aus im Elfmeterschießen gegen den Tabellenführer der Zweiten Liga, der zudem bereits zwei Pflichtspiele absolviert hat, ist kein Untergang. Der 1. FC Köln wusste schon im Mai, dass Regensburg das schwierigste Los im Wettbewerb war, entsprechend schwierig wurde es dann auch. Rückschlüsse aus der Partie auf den weiteren Saisonverlauf verbieten sich jedoch, denn tatsächlich kam Köln von einem 0:2-Rückstand auswärts im ersten Saisonspiel zurück und war nach dem Ausgleich die bessere Mannschaft. Kein Anlass also, die Krise auszurufen.

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Dennoch schmerzt die Niederlage, da der FC und seine Fans nun schon früh einen Traum aufgeben müssen: Mehr als 30 Jahre ist die vorerst letzte Finalteilnahme nun her, und auch in dieser Saison wird es wieder nichts mit der Fahrt nach Berlin. Und auch das Geld hätte der Verein gut brauchen können, von Träumen allein lässt es sich auch bei einem Traditionsklub nicht leben.

Auch in der zweiten Saison ist Baumgarts Spiel mit dem FC ein fragiles. Wenn das Anlaufen nicht perfekt funktioniert, genügt wie im Vorjahr ein einzelner defensiver Mittelfeldspieler auch gegen einen Zweitligisten nicht. Daher musste Baumgart einmal mehr taktisch reagieren – diesmal stand es da jedoch bereits 0:2. Für Mannschaft und Trainerstab bleibt auch im zweiten Jahr viel Arbeit.