Der neue Mittelstürmer des 1.FC Köln könnte die Antwort auf die Verletztenmisere im Angriff sein – Sonntag Derby gegen Düsseldorf
FC-Zugang Imad Rondic„Ich bin bereit für jede Minute“
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Imad Rondic stand mittlerweile dreimal für den FC auf dem Platz. Am Sonntag gegen Düsseldorf könnte der Bosnier bereits in der Startelf stehen.
Copyright: IMAGO/Matthias Koch
Mark Uth betrat am Dienstagvormittag das tiefgefrorene Franz-Kremer-Stadion, als seine Mannschaftskollegen gerade dabei waren, ihr Training zu beenden. Der Regisseur des 1. FC Köln trug Fußballschuhe, zudem ein Netz mit Bällen über der Schulter. Echtes Fußballtraining also war angesetzt, eine gute Nachricht für Uth und den FC.
Das Jahr 2025 hatte für Uth schlecht begonnen. Nach ein paar Kurzeinsätzen im November und Dezember hatte er sich im Winter in Position bringen wollen, um die Rückrunde zu prägen. Doch gleich beim Auftakt des Trainingslagers in Spanien Anfang Januar riss erneut eine Muskelfaser. Die Verletzung ist nun überstanden, und damit nicht gleich wieder etwas passiert, wird der 33-Jährige nun behutsam aufgebaut. Man ist beim 1. FC Köln vorsichtig geworden mit Prognosen, die Mark Uth betreffen. Doch ist es vorstellbar, dass der Offensivspieler gegen Ende der Woche ins Mannschaftstraining einsteigt.
Spielfähig wird er dann noch lange nicht sein, für das Derby am Sonntag (13.30 Uhr) in Müngersdorf gegen Fortuna Düsseldorf kommt Uth nicht infrage. Dabei fehlt einer wie Uth den Kölnern enorm. Die Mannschaft zeigte sich zuletzt im Offensivspiel überwiegend struktur- und ideenlos. Und zur spielerischen Armut, die seit der Systemumstellung vor bald vier Monaten grassiert, hat sich nun auch noch eine ausgewachsene Verletzungsmisere gesellt. Ganz abgesehen vom jüngsten Ergebnis, dem 0:3 am vergangenen Freitag beim 1. FC Magdeburg.
Die dürre Besetzung des Kaders scheint ihren Tribut zu fordern. Am Dienstag etwa fehlten die beiden FC-Profis, die in dieser Saison bislang die meisten Liga-Minuten gesammelt haben: Leart Pacarada und Eric Martel. Pacarada pausiert wegen einer Zerrung, immerhin gibt es Hoffnung, dass der kosovarische Nationalspieler rechtzeitig zum Derby zurückkehrt. Martel dagegen hat einen Faserriss erlitten und fällt vorerst aus.
Tim Lemperle hatte bis zu seiner Muskelverletzung im Dezember alle 18 Pflichtspiele von Anfang an bestritten. Eigentlich hatten die Kölner gehofft, gegen Düsseldorf wieder auf ihren stärksten Angreifer setzen zu können. Doch daraus wird nichts. Damion Downs, im internen Ranking der FC-Profi mit den siebtmeisten Minuten, pausierte auch am Dienstag wegen einer Zerrung. Dass der aktuelle Kölner Topscorer (9 Tore) bis Sonntag wieder hergestellt ist, gilt als fraglich, aber nicht ausgeschlossen.
Die meisten Kölner Pflichtspielminuten insgesamt hat bislang Linton Maina absolviert, und obwohl der Angreifer mit seinen Gewaltläufen einen enorm fordernden Stil pflegt, ist er von Verletzungen verschont. Sollte auch noch Maina ein Ticket für die Station der Muskelverletzten im Kölner Lazarett buchen, würde es endgültig problematisch.
Wir dürfen nicht zurückblicken, sondern müssen uns auf die Zukunft fokussieren. Wir kennen unsere Ziele und müssen hart arbeiten, um sie zu erreichen
Immerhin hat der FC vorgebaut und in diesem Winter Imad Rondic verpflichtet. Der Bosnier kam im Januar zum FC. Erst spät, Trainingslager und Rückrundenauftakt hatte der 26-Jährige da bereits verpasst. Doch mittlerweile ist der Mittelstürmer gut integriert: Zum Auftakt stand er gleich im Pokalduell mit Doublesieger Bayer 04 Leverkusen auf dem Platz. In der Verlängerung gegen Bayer 04 erzielte er sogar das vermeintliche 3:3. Doch stand er minimal im Abseits. Es wäre ein überragender Start gewesen. „Ich würde sagen, das war eine umstrittene Situation. Aber was will man machen. Wir dürfen nicht zurückblicken, sondern müssen uns auf die Zukunft fokussieren. Wir kennen unsere Ziele und müssen hart arbeiten, um sie zu erreichen“, sagte Rondic am Dienstag.
Neun Tore in 18 Einsätzen in der polnischen Ekstraklasa für Widzew Lodz brachten den 26-Jährigen auf die Liste der Kölner Transferziele. An welcher Stelle Rondic dort stand, wird die Öffentlichkeit vorerst nicht erfahren. Doch ist davon auszugehen, dass Rondic nicht der Stürmer ist, der in den eineinhalb Jahren der Transfersperre durch Christian Kellers Träume dribbelte.
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Rondics Treffer zum 3:3 gegen Leverkusen wurde wegen einer knappen Abseitsstellung annulliert.
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Die reine Trefferstatistik weist Rondic jedenfalls nicht unbedingt als Wunderstürmer aus. Doch sein Profil ist immerhin das eines echten Neuners. 1,90 Meter Körpergröße bringt Rondic mit und einiges an Gewicht, um sich zur Wehr zu setzen. Wobei denkbar ist, dass Rondic noch ein wenig leichter wird, sollte er nun längerfristig das Kölner Trainingsvolumen absolvieren.
Der Profi wirkt selbstsicher, ein bisschen verschlagen. Definitiv einer fürs Zentrum. Sollte sich die Lage im Kölner Krankenstand also nicht entscheidend bessern – er stünde zur Verfügung. „Ich bin bereit für jede Minute, die ich bekomme. Aber das entscheide nicht ich“, sagt er. In der Vorsaison, seinem ersten Jahr in Polens Oberhaus, kam er auf 32 Einsätze, spielte allerdings nur zehnmal von Anfang an. Fünf Tore gelangen ihm damals. Auch zuvor war er mit 18 Treffern in 115 Einsätzen für Slovan Liberec in der ersten tschechischen Liga keine Tormaschine.
Nun versucht er sich erstmals im deutschen Profifußball. „Die Ligen sind vergleichbar, aber das Level hier ist höher – in jeder Hinsicht“, erklärt Rondic. Nach dem Pokaldrama in der Bay-Arena steht dem Angreifer nun das nächste nachbarschaftliche Duell bevor. Rondic ist über die Bedeutung des Spiels informiert. „Ich weiß um die Rivalität zwischen den Städten, dass es ein Derby ist. Ich mag solche Spiele“, sagt er. Die Entscheidung für die Zweite Liga sei ihm nicht schwergefallen. „Als Köln anrief, musste ich nicht zweimal denken. Von da an wollte ich so schnell wie möglich zum FC.“
Mit seinen bisherigen Einsätzen ist er soweit zufrieden. Dennoch ist es an der Zeit für den ersten Treffer. „Ich würde sagen, ich habe es ganz gut gemacht. Für einen Stürmer geht es darum, Tore zu schießen. Aber das wird mit mehr Spielzeit kommen. Ich glaube an mich.“