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1. FC Köln zu Beginn der DerbywocheTabellenführer auf wackligen Beinen

Lesezeit 5 Minuten
FC-Trainer Gerhard Struber musste am Freitag in Magdeburg leiden. Am Sonntag im Derby muss seine Mannschaft gegen Düsseldorf bestehen, sonst verliert sie die Tabellenführung.

FC-Trainer Gerhard Struber musste am Freitag in Magdeburg leiden. Am Sonntag im Derby muss seine Mannschaft gegen Düsseldorf bestehen, sonst verliert sie die Tabellenführung.

Der 1. FC Köln steht nach dem 0:3 in Magdeburg wieder unter Druck – Bei einer Niederlage im Derby droht der Sturz aus den Aufstiegsrängen

Nach zwei freien Tagen begannen die Profis des 1. FC Köln am Montag mit der Vorbereitung auf das Derby gegen Düsseldorf (Sonntag, 13.30 Uhr). Die Trainingsgruppe war zum Wochenbeginn arg dezimiert. Sowohl Damion Downs als auch nach wie vor Tim Lemperle konnten nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Lemperle arbeitete nach seiner Oberschenkelverletzung weiterhin individuell. Seit Anfang Dezember kam der Stürmer nur einmal in einem Pflichtspiel zum Einsatz: 14 Minuten gegen Elversberg. Auch Leart Pacarada trainierte allein, der Verteidiger hatte in Magdeburg eine Zerrung erlitten.

Downs spielte am Freitag beim 0:3 in Magdeburg zwar durch, doch auch der 20-Jährige beendete das Spiel mit Beschwerden. Eine MRT-Untersuchung am Samstag ergab zwar keine strukturelle Verletzung, doch trug Downs eine Zerrung davon, die ihn zunächst ausbremsen wird. Lemperle und Downs haben in dieser Saison zusammen 17 Tore erzielt und damit beinahe die Hälfte aller FC-Treffer (36). Zuletzt hatte ein Zweitliga-Tabellenführer im Winter 2019 so wenige Tore nach dem 22. Spieltag gesammelt, damals stand der HSV mit nur 30 Treffern an der Spitze. Und verpasste letztlich als Vierter den Aufstieg. Köln stand zu diesem Zeitpunkt mit 54 Toren auf Rang zwei und stieg später als Meister auf.

Spitzenreiter mit Ladehemmung

Es ist grundsätzlich auffällig, dass der Tabellenführer der Zweiten Liga nur die neuntmeisten Tore geschossen hat. Zwar hat in der Liga nur Hannover 96 weniger Tore kassiert als der FC. Doch die Kölner Quote könnte zum Problem werden, sollte sich der FC weitere Systemausfälle leisten wie in der Schlussviertelstunde in Magdeburg. Das Torverhältnis von plus acht bedeutet im Vergleich zum Tabellen-Zweiten HSV (+19) einen Nachteil, der im Saisonfinale über den Aufstieg entscheiden könnte. Denn obwohl die zahlreichen knappen Kölner Siege kein Zufall waren, zeigte sich am Freitag erneut, dass die Abwehr gegen stärker besetzte Gegner nur phasenweise stabil steht. Wenn dann der Angriff hakt, wird es schwierig.

Die ersten sechs Mannschaften der Tabelle liegen nach dem Wochenende nur noch drei Punkte auseinander. Die Bilanz der Kölner gegen die fünf Mannschaften hinter sich gibt Anlass zur Sorge. Gegen den HSV und Magdeburg verlor der FC jeweils beide Ligaspiele. Paderborn unterlag man im eigenen Stadion, und auch gegen Düsseldorf reichte es nicht zu einem Sieg, weil die Kölner Defensive zwei Führungen nicht nach Hause brachte. Einzig in Kaiserslautern gelang kurz vor Weihnachten ein 1:0-Erfolg. Vier Punkte aus sieben Spielen gegen die ärgsten Konkurrenten – der FC hat zwar die Qualität unter Beweis gestellt, glanzlose Siege gegen Klubs aus der unteren Tabellenhälfte einzufahren. Doch in den direkten Duellen mit den anderen Aufstiegsanwärtern tut sich Gerhard Strubers Mannschaft schwer.

Nur vier Tore haben die Kölner in den fünf Partien des neuen Jahres erzielt. Dass es dennoch zu neun Punkten und Platz 1 nach dem 22. Spieltag reichte, ist ein Erfolg. Jedoch möglicherweise ein trügerischer. Im Falle einer Niederlage im Derby könnte der FC bis auf den sechsten Platz zurückfallen – und hätte nach der Oktoberdepression die nächste Krise. Damals trat der FC zeitweise berauschend auf, gab aber zu viele Führungen her und spielte zu oft unentschieden. Struber bekam die Defensivprobleme in den Griff, seit der Systemumstellung kassierte Köln nur einmal mehr als ein Gegentor – bis zum vergangenen Freitag.

Das darf nicht so häufig passieren. Im Derby müssen wir das besser machen
FC-Keeper Marvin Schwäbe

Auch da begann der FC druckvoll, zeigte sich spielerisch verbessert. Schaffte es aber trotz vieler guter Szenen nicht, in Führung zu gehen. „Wir sind in den ersten 20 Minuten ordentlich reingekommen. Da waren wir gut in Schwung und hatten Zugriff. Dann haben wir nachgelassen. Das darf uns nicht passieren“, sagte Struber, der auch den Ausfall seines zentralen Defensivspielers Eric Martel nicht als Ausrede gelten lassen mochte. „Das hat nichts mit Eric zu tun“, sagte der Österreicher.

Fußballerisch hatte Köln erneut kaum etwas zu bieten. Die Mannschaft verfügt über die Gabe, ein Spiel zum Einschlafen zu bringen. Das macht zwar das Kölner Publikum nicht glücklich. Ergebnisfußball, der nicht einmal mehr Ergebnisse liefert, ist einem Stadion mit 50.000 Zuschauern nur schwer zu vermitteln. Schon in Braunschweig zeigten die Kölner zwar nach frühem Rückstand eine solide Leistung und gingen noch vor der Pause in Führung. Doch im zweiten Durchgang zeigten sie gegen eine Mannschaft mit dem Rücken zur Wand eine überaus dürre Vorstellung. 30 Prozent Ballbesitz und eine lausige Passquote spielten sich die Kölner zusammen und gestatteten dem Gegner allein in der zweiten Halbzeit acht Eckbälle.

FC-Torhüter Marvin Schwäbe

FC-Torhüter Marvin Schwäbe

Auch gegen schwache Schalker ging Köln zwar im ersten Durchgang in Führung. War aber nach dem Seitenwechsel kaum noch am Ball und ließ Großchancen des Gegners zu. Am Ende war es zwar kein Glückssieg. Aber ein Spiel, das gut anders hätte ausgehen können.

In der Zweiten Liga geht es zwar einzig darum, den Ausgang zu finden. Doch der Untergang in Magdeburg zeigte erneut auf, dass die Kölner eher sich selbst einschläfern als den Gegner, vor allem dann, wenn es sich um Teams auf dem oberen Tabellendrittel handelt.

Gegen Düsseldorf drohen nun die treffsichersten Angreifer auszufallen, auch Martel wird ein weiteres Spiel verpassen. Der Spielraum für Rückschläge ist durch die Niederlage in Magdeburg geringer geworden. „Das darf nicht so häufig passieren“, sagte Torwart Marvin Schwäbe: „Im Derby müssen wir das besser machen.“