Der Bundesliga-Absteiger überzeugt spielerisch nicht, steht aber deutlich stabiler und hat sich so in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga festgesetzt.
Gelingt so die direkte Bundesliga-Rückkehr?Nicht schön, aber erfolgreich: der pragmatische Weg des 1. FC Köln
Ist es ansehnlich, was der 1. FC Köln in den vergangenen Wochen geboten hat? Eher nicht. Ist der neue Kölner Weg erfolgreich? Ja, denn die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber erweist sich seit Ende Oktober urplötzlich als pragmatisch und effizient. Eigenschaften, die man in den Wochen zuvor mit dem Bundesliga-Absteiger nicht verbunden hatte.
Nach der großen Krise nach der 1:5-Klatsche in Darmstadt und der 1:2-Heimniederlage gegen Paderborn war der zwar spektakuläre, aber äußerst anfällige Hurra-Fußball des Struber-Teams passé. Die Umstellung von der Vierer- auf die Dreierabwehrkette brachte ebenso Stabilität wie die Hereinnahme des erfahrenen, Ruhe ausstrahlenden Torhüters Marvin Schwäbe – auch wenn sich im Nachgang nicht beweisen lässt, ob das große Torwarttalent Jonas Urbig (20) nach den Umstellungen nicht ebenfalls besser ausgesehen hätte. Doch der schwer umkämpfte 1:0-Erfolg am Sonntagnachmittag nach einem niveauarmen Spiel beim Liga-Schusslicht Jahn Regensburg war bereits der vierte 1:0-Erfolg aus den vergangenen fünf Liga-Partien. Die Abwehr steht deutlich besser, vorne reichen nur wenige lichte Momente, um das Spiel zu entscheiden.
1. FC Köln: Vierter 1:0-Sieg aus den vergangenen fünf Liga-Spielen
Zuletzt zeichnete hauptsächlich Tim Lemperle für diese verantwortlich. So war es auch in Regensburg wieder. Nachdem noch Dejan Ljubicic das 1:0 durch einen verschossenen Foulelfmeter vergeben hatte (19.), erzielte der 22-jährige Offensivspieler in der 33. Minute nach sehenswerter Vorarbeit von Florian Kainz das am Ende Goldene Tor. Es war bereits sein achter Saison-Treffer für den FC. Lemperle wird für seine Mannschaft immer wertvoller, aber für andere Klubs auch ebenso interessanter. Bekanntlich läuft der Vertrag des U21-Nationalspielers im kommenden Sommer aus.
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Bei seinem Tor zog sich Lemperle allerdings möglicherweise einen Muskelfaserriss im linken, hinteren Oberschenkel zu, der das Jahr für ihn vorzeitig beenden würde. Eine Diagnose stand allerdings noch aus.
Trainer Struber wirkte nach dem Kampfspiel auf dem schwer bespielbaren, tiefen Platz sichtlich erleichtert. „Es war die erwartete Herausforderung, hier zu bestehen und diesen Sieg einzufahren. In der ersten Halbzeit haben wir ganz gut reingefunden ins Spiel. Im eigenen Ballbesitzspiel haben wir eine gewisse Dominanz entwickelt. Speziell bei dem Tor hat es Kainzi bravourös gezeigt, dazu kam das gute Timing von Tim. Aus dem offenen Spiel heraus hatten wir in der ersten Halbzeit die Kontrolle – und ein bisschen Glück bei Standardsituationen. Das muss man schon festhalten, da haben wir uns nicht sehr glorreich verhalten“, erinnerte der Coach daran, dass der FC zwei gefährliche Standardsituationen zuließ, die dem ansonsten in der Offensive völlig harmlosen Gastgeber, der nach 15 Spieltagen erst kümmerliche fünf Tore erzielt hat, zwei große Torchancen ermöglichte. Doch Torwart Marvin Schwäbe konnte die Kopfbälle von Ziegele (29.) und Breunig (43.) parieren.
In der zweiten Halbzeit indes enttäuschte der Bundesliga-Absteiger. Spielerisch gelang fast gar nichts mehr, der FC konnte keinen Druck mehr ausüben. Und machte es gegen einen Gegner, der zwar leidenschaftlich kämpfte, aber offensiv nicht konkurrenzfähig ist, unnötig spannend. „Da haben wir uns zu schnell vom Stil des Gegners anstecken lassen und unser Spiel verloren. Der Gegner konnte so mehr und mehr aufkommen und hat Druck auf uns ausgeübt“, bemängelte Struber, der am Ende konstatierte: „Es ist nicht alles super-sexy. Aber wichtig ist, dass wir erneut die Null gehalten haben. Natürlich sind die Freude und die Euphorie nach dieser Woche groß. Der Sieg tut uns gut, und mir persönlich auch nach meiner kurzen Erkrankung“, sagte der Österreicher, der sich nach dem Sieg im Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC (2:1 nach Verlängerung) einen grippalen Infekt eingefangen hatte.
Christian Keller, der Kölner Geschäftsführer Sport, ist dafür bekannt, dass er nicht ganz so schnell zufrieden zu stellen ist. Bei der Rückkehr zu seinem langjährigen Klub Regensburg habe er sich natürlich einen Sieg gewünscht, den habe seine Mannschaft auch hinbekommen. Aber der Vortrag des Teams hatte den 46-Jährigen offenbar weniger begeistert. Bei Keller war jedenfalls wenig von Euphorie zu spüren: „Das waren wichtige Punkte. Wir können aber anders Fußball spielen. Alle Spieler haben auf demselben Platz gespielt, für alle war es nicht einfach. Trotz aller äußeren Einflüsse sind wir eigentlich in der Lage, ein Spiel besser zu gestalten als heute. Es hat nicht funktioniert, weil wir uns recht schnell nicht mehr getraut haben, den Ball zirkulieren zu lassen. Wir haben es irgendwann gar nicht mehr hinbekommen, die Tiefe zu finden“, sagte Keller. Auch U21-Nationalspieler Eric Martel befand selbstkritisch: „Wir waren sehr ungenau im Spiel nach vorne, hatten viele Pass- und Stoppfehler.“
Eric Martel: „Nur so kann du letztendlich auch aufsteigen“
Nach dem „harten Stück Arbeit“ (Schwäbe) hat sich der FC aber vorerst endgültig im oberen Tabellendrittel festgesetzt. In der 2. Bundesliga geht es in der Spitzengruppe ungemein zu. Wobei überhaupt zu fragen wäre, was und wie groß die Spitzengruppe überhaupt ist. Der Kölner Rückstand auf den Überraschungs-Zweiten Kaiserslautern beträgt nur einen Punkt. Allerdings hat der FC auch nur zwei Zähler mehr als der Neunte Karlsruhe. Aber immerhin schon sechs Punkte Vorsprung sind es aif den kommenden Gegner Nürnberg, der den FC am Sonntag (13.30 Uhr) allerdings mehr fordern dürfte als Regensburg.
Martel drosch am Ende seiner Wortmeldung schließlich noch eine Phrase, die allerdings ihre Berechtigung hat. Und die am Ende auch für den derzeitigen Kölner Spielstil steht. „Das Wichtigste war, dass wir den Sieg eingefahren und die drei Punkte mit nach Köln genommen haben. Im Fußball sind Ergebnisse das Wichtigste. Nur so kommst du nach oben. Nur so kannst du letztendlich auch aufsteigen.“ Und die direkte Bundesliga-Rückkehr ist das Ziel der Kölner. Mit diesem Fußball wird man im Oberhaus zwar nicht bestehen können, doch das ist noch alles absolute Zukunftsmusik. Aktuell freuen sich die Kölner Profis nach dem erneuten 1:0-Sieg erst einmal über zwei trainingsfreie Tage. Erst am Mittwoch beginnt dann die Vorbereitung auf die Partie des von Miroslav Klose trainierten „Club“.