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Hierarchie beim 1. FC KölnWer folgt auf Chef Jonas Hector?

Lesezeit 4 Minuten
Noch stehen Florian Kainz und Jonas Hector gemeinsam auf dem Platz, von der kommenden Saison an muss Kainz einen größeren Teil der Verantwortung tragen.

Noch stehen Florian Kainz und Jonas Hector gemeinsam auf dem Platz, von der kommenden Saison an muss Kainz einen größeren Teil der Verantwortung tragen.

Am Samstag hat Jonas Hector seinen Rückzug aus dem Profifußball angekündigt. Der 1. FC Köln verliert damit seinen besten Fußballer und langjährigen Mannschaftskapitän

Wie wird die Führungsstruktur des FC nach Jonas Hectors Abschied aussehen?

In dieser Saison war Timo Horn Hectors Vizekapitän. Die Binde trug Kölns frühere Nummer eins jedoch nicht. Als Jonas Hector fehlte, war Florian Kainz Kapitän, der Österreicher gehört neben Horn, Benno Schmitz und Mark Uth zum Kölner Mannschaftsrat. Jonas Hector ist in dieser Saison zum fünften Mal in Folge Kapitän der Kölner, in der Rückrunde der Spielzeit 2017/18 hatte er die Binde von Matthias Lehmann übernommen.

Ist Kainz in der kommenden Saison damit als Kapitän gesetzt?

Kainz ist 30 Jahre alt, Familienvater und bereits seit Januar 2019 in Köln. Mittlerweile steht er auch wieder im Aufgebot der österreichischen Nationalmannschaft. Als Top-Scorer der Kölner ist er Leistungsträger, außerdem auf seiner neuen Position im Offensivzentrum immer nah am Geschehen. Es spricht also einiges für den Grazer, der still führt, aber durchaus Gestaltungswillen zeigt. Nach seinen bisherigen Auftritten als Kapitän äußerte er bereits, Gefallen an der Aufgabe zu finden und sprach von einer „Ehre“.

Gibt es Alternativen?

Timo Hübers ist im zweiten Jahr nach seiner Rückkehr zum FC ein Leistungsträger und als Abwehrchef auch Anführer der Mannschaft auf dem Platz. Der 26-Jährige ist bereit und in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Das zeigte Hübers, indem er sich in dieser Saison von seinem Management trennte – der Spieler kümmert sich selbst um seine Angelegenheiten.

Davie Selke zeigt in jedem Training seinen Führungsanspruch. Der Stürmer ist ein Mann für die direkte Ansprache und damit im Tagesgeschäft auch dank seiner bemerkenswerten Wortgewandtheit ein Profi, der in die erste Reihe gehört.

Ein Torwart als Kapitän?

Auch Marvin Schwäbe als unumstrittene Nummer eins ist ein Kandidat für einen Platz im Mannschaftsrat. Torhüter als Kapitäne sind grundsätzlich umstritten, denn einerseits behalten sie zwar oft kühlen Kopf, da sie nicht inmitten des Geschehens am körperlichen Limit agieren. Andererseits haben sie dadurch einen weiten Weg, wenn es auf dem Platz darum geht, Diskussionen zu führen oder zu schlichten.

Leart Paqarada gilt als Spieler, der Hector sportlich folgen soll. Der kosovarische Nationalspieler wird mit der Empfehlung nach Köln kommen, Kapitän beim FC St. Pauli gewesen zu sein. Wenn er denn kommt: Angesichts der Transfersperre steht derzeit in den Sternen, ob der gebürtige Aachener in der nächsten Saison beim FC anfangen wird. Die Erfahrung scheint der 28-Jährige zu haben, obgleich es nicht zu Steffen Baumgart passte, einen Neuling gleich zum Kapitän zu machen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Jonas Hector am Samstag nach dem 3:1 in Hoffenheim seinen Rücktritt ankündigte?

Der Klassenerhalt steht für die Kölner nach dem Sieg über die TSG nach menschlichem Ermessen fest. Fünf Spieltage vor dem Ende der Saison steht der FC zehn Punkte vor dem Relegationsplatz. Zwar betonten die FC-Verantwortlichen auch am Samstag, es gehe weiter darum, die Marke von 40 Zählern zu erreichen. Doch zumindest Jonas Hector schien der Überzeugung zu sein, dass sein Team zu stark ist und die Konkurrenz zu schwach, um den Abstand noch entscheidend zu verringern. Dennoch bleibt festzuhalten, dass eine Mannschaft, deren Saisonziel der Klassenerhalt ist, grundsätzlich nicht die Rettung feiert, bevor diese rechnerisch vollzogen ist. Daher war es bemerkenswert, dass Hector seinen Rückzug am Samstag öffentlich machte. „Es ist seine Entscheidung, wann er es sagt. Der Klassenerhalt ist noch nicht sicher, aber es fühlt sich gut an. Heute hat es für ihn richtig angefühlt“, kommentierte Geschäftsführer Christian Keller, der eingeweiht war in Hectors Pläne, jedoch keinen Einfluss darauf gehabt hatte. Offenbar galt für Hector: So früh wie möglich.

Was bedeutet das?

Jonas Hector hatte offenbar längst entschieden, sich nach dieser Saison aus dem Profifußball zu verabschieden. Allerdings waren zuletzt angesichts der überragenden Form des 32-Jährigen sowie der drohenden Schwierigkeiten durch die Transfersperren Hoffnungen aufgekommen, der Spieler könne noch ein Jahr dranhängen. Doch offenbar gab es von Anfang an keine äußeren Faktoren, die auf seine Entscheidung Einfluss haben – und da war es ihm wichtig, so früh wie möglich reinen Tisch zu machen. Konsequente Entscheidung.

Wie geht es für Jonas Hector weiter?

Sportlich hofft Hectors ehemaliger Verein auf eine Rückkehr seines größten Spielers – allerdings wird Hector nicht in der Oberliga-Mannschaft des SV Auersmacher spielen können, ohne regelmäßig am Training teilzunehmen. Sportlich wäre das zwar sogar vorstellbar, wenngleich das Niveau eines Fünftligisten körperliche Fitness verlangt. Doch selbst Jonas Hector würde man wohl keinen Platz dauerhaft freihalten, um auf diesem Niveau mitzuspielen, sollte ihm mal danach sein.