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Analyse zum 2:1-SiegWie sich der 1. FC Köln im Abstiegskampf zurückmeldet

Lesezeit 4 Minuten
HectorgegenLeipzig

Doppeltorschütze am Dienstag: Jonas Hector

Köln – In den letzten Sekunden hielt es keinen Kölner mehr auf den Sitzen. Ob auf der FC-Bank oder auf der leeren Haupttribüne, auf der die Verantwortlichen mitfieberten. Der Schreck fuhr allen noch mal brutal in die Glieder, als der frei stehende Leipziger Justin Kluivert in der Nachspielzeit den Pfosten traf. Als der Abpfiff danach erfolgte, setzte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren zum Jubellauf in die Arme von Präsident Werner Wolf an. Und Coach Friedhelm Funkel umarmte erst Co-Trainer André Pawlak, dann Sportchef Horst Heldt.

Nach seinem Debüt beim 0:3 in Leverkusen feierte Funkel seinen ersten Sieg nach seiner Rückkehr. Und was für einen: Der FC rang durch zwei Tore des überragenden Kapitäns Jonas Hector den großen Favoriten RB Leipzig mit 2:1 nieder. Vier Spieltage vor Saisonende schöpft der FC wieder etwas mehr Mut im Abstiegskampf. Doch bereits am Freitag müssen die Kölner im Kellerduell in Augsburg nachlegen.

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Nach der Ewigkeit von 6394 Tagen Pause saß Funkel wieder auf der Kölner Trainerbank im Rhein-Energie-Stadion. Obwohl, eigentlich stand der 67-Jährige während des Spiels permanent vor dieser. Er fieberte mit, trieb seine Mannschaft an, kassierte in der Nachspielzeit wegen Meckerns noch die Gelbe Karte – und durfte am Ende jubeln.

„Wahre Abwehrschlacht"

„Am Schluss war es eine wahre Abwehrschlacht. Neben allem Einsatz und der Leidenschaft haben wir heute auch das Quäntchen Glück gehabt. Das hat sich die Mannschaft aber auch verdient und ist mit Blick auf die kommenden Aufgaben gut für ihre Psyche“, sagte Funkel. Und ein glücklich wirkender Hector befand: „Mir tut es auf jeden Fall gut, unter den Torschützen zu sein. Doch vielmehr muss man die Mannschaftsleistung herausstellen. Wir haben alle kämpferisch eine überragende Leistung abgeliefert. Das ist der Schlüssel. Das tut uns für die nächsten Wochen extrem gut.“

Funkel hatte die Startelf auf drei Positionen verändert. Und es gab durchaus Überraschungen: Für Max Meyer durfte sich Elvis Rexhbecaj im Zentrum bewähren. Dominick Drexler spielte für Florian Kainz auf Linksaußen. Und für den enttäuschenden Stürmer Emmanuel Dennis kehrte erwartungsgemäß Ondrej Duda nach seiner Gelbsperre ins Team zurück. Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann gönnte sich den Luxus, anfangs auf Angelino oder Dani Olmo in der Startelf zu verzichten, Marcel Sabitzer war gar nicht erst nach Köln mitgereist.

Leipzig schnürt FC zu Beginn ein

Die Anfangsphase ähnelte einem Pokalspiel eines unterklassigen Teams gegen einen haushohen Favoriten. Der FC, der Außenseiter, zog sich ganz weit zurück, Königsklassen-Teilnehmer Leipzig war fast ausschließlich am Ball und hatte nach knapp drei Minuten schon zwei dicke Chancen durch Forsberg und Haidara, die der Gast aber nicht nutzen konnte. „Drauf da!“, forderten die FC-Verantwortlichen.

Die Rufe wurden nach 20 Minuten erhört. Der Gastgeber griff aggressiver und früher an, befreite sich so besser und ließ nicht mehr so viel zu. Bis zur 37. Minute jedenfalls, als Mukiele es schaffte, freistehend am Tor vorbei zu schießen.

Hector wird zum Matchwinner

Das erste Etappenziel hatten die Gastgeber mit dem 0:0 zur Pause mit Glück erreicht, was danach folgte, war noch besser. Der FC nutzte den Freiraum, Marius Wolf spielte Jannes Horn frei. Der trat eine Maßflanke auf den von Upamecano sträflich vernachlässigten Hector, der am Fünfereck im Flug den Ball neben den Pfosten zur Führung einköpfte (46.). Und wie reagierte Funkel? Er verzog keine Miene.

Dann wurde es nach einer Stunde turbulent: Erst glich Leipzig durch Amadou Haidara aus, da der FC zu zaghaft verteidigt hatte (59.). Viele dachten, die Partie würde ihren gewohnten Gang gehen, doch Hector machte da nicht mit. Der unermüdliche Antreiber brachte seine Kölner nur 98 Sekunden später erneut in Führung: Nach einem Doppelpass mit Duda, der mit der Hacke zurückspielte, traf der Ex-Nationalspieler aus rund 13 Metern zur Führung.

Das gab den Platzherren noch mehr Auftrieb, sie verteidigten mit Leidenschaft das knappe Ergebnis. Und hatten diesmal endlich das Glück, dass sie in der Nachspielzeit nicht wieder um den Lohn ihr Leistung gebracht wurden. Danach war rund um das Stadion sogar ein kleiner Autokorso zu hören, es war schließlich der erste FC-Sieg nach neun vergeblichen Versuchen. Und den feierten einige Fans gerade noch rechtzeitig vor der Ausgangssperre.

1. FC Köln: T. Horn - Ehizibue (75. Schmitz), Czichos, Bornauw, J. Horn - Skhiri, Hector (90.+2 S. Özcan) - M. Wolf (66. F. Kainz), Rexhbecaj, Drexler (90.+2 Meyer) - Duda. – RB Leipzig: Gulacsi - Mukiele (77. Hwang), Klostermann, Upamecano, Halstenberg (66. Kluivert) - Haidara, Adams (61. Angelino), Kampl, Nkunku - Forsberg (61. Olmo) - Sörloth. – Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück). – Tore: 1:0 Hector (46.), 1:1 Haidara (59.), 2:1 Hector (60.).