Köln – Das Derby bei Bayer 04 Leverkusen, es war für den 1. FC Köln ein Spiegelbild vieler Partien in den vergangenen Wochen. Die Mannschaft betrieb einen hohen Aufwand, selbst im Duell bei einem vermeintlichen Spitzenteam behielten die Kölner in fast allen Statistiken (Ballbesitz, Pässe, Passquote, Torschüsse, Ecken) die Oberhand. Doch am Ende führten Unvermögen und Latten-Pech im Abschluss, eigene haarsträubende Patzer in der Defensive und die Effizienz des Gegners dazu, dass der Vorletzte nach dem Abpfiff mit leeren Händen dastand. Wieder einmal. Dies auch psychisch zu verkraften, wird immer schwieriger.
In elf Bundesliga-Spielen in dieser Saison hat es der FC nicht geschafft, einen Treffer zu erzielen. 27 Tore in 29 Partien – das ist indiskutabel. Und dies, obwohl die Mannschaft die sechstmeisten Flanken (322) in der Liga schlägt und der Einsatz fast immer stimmt, denn der FC zählt zu den laufstärksten Teams der Liga (Platz sechs). Es sei „die schwierigste Frage überhaupt“, entgegnete der neue Interimstrainer Friedhelm Funkel am Sonntag auf die Frage, wer die nötigen Tore zum Klassenerhalt schießen solle. In Sicht ist niemand.
Naives Abwehrverhalten
Trotz der positiven Ansätze, die der Trainer-Routinier nach dem „guten Spiel“ der Mannschaft bescheinigte, sprach Funkel von einer „fatalen Niederlage“. Denn der FC hatte die spielerisch enttäuschende Werkself zu ihren Toren quasi eingeladen. Wie beim frühen 0:1 durch Leon Bailey (5.), als Jannes Horn sich einfach ausspielen ließ und auch im Abwehrzentrum die Zuordnung nicht stimmte. Oder beim 0:2 durch den schnellen Moussa Diaby (51.), das der Gast im Anschluss an eine eigene Ecke kassierte, weil er defensiv viel zu offen gestanden und die Ordnung komplett verloren hatte.
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Diese Fehler sprach Funkel am Sonntag während der Videoanalyse auch deutlich an. „Da haben wir uns nicht gut angestellt. Das hätten wir besser verteidigen müssen. Die Mannschaft war da sehr einsichtig. Die Fehler dürfen wir nicht wieder machen“, sagte Funkel, der seiner Mannschaft immerhin attestierte, intakt zu sein: „Die Jungs haben die Köpfe nach dem Spiel nicht hängen gelassen. Das letzte, was wir machen werden, ist aufstecken. Und genau mit dieser Einstellung werden wir das Spiel gegen Leipzig angehen.“
Andersson fällt wohl wieder aus
Fragt sich nur, wer für das dringend benötigte Erfolgserlebnis nach nur zwei Punkten aus den vergangenen neun Partien sorgen soll. Der schmerzlich vermisste Stürmer Sebastian Andersson wird dazu am Dienstag (18.30 Uhr) gegen den Tabellenzweiten erneut nicht beitragen können. „Sein Einsatz ist mehr als fraglich, weil er überhaupt mal drei, vier Tage auf dem Platz stehen muss, damit er und ich das Vertrauen haben können, dass er 60 bis 80 Minuten spielen kann“, sagte Funkel. Der Schwede hatte das Derby verpasst, weil er am Freitag erneut am operierten Knie behandelt wurde. „Er ist am Freitag noch mal punktiert worden, um Blut aus dem Knie abzulassen“, berichtete Funkel. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Auswärtsspiel am Freitagabend in Augsburg, dem viertletzten in der Saison. In Leverkusen hatte der Coach an vorderster Stelle auf Emmanuel Dennis gesetzt. Fehlendes Engagement war dem Neuzugang diesmal nicht vorzuwerfen, doch erneut war der Nigerianer kein Faktor, blieb wieder ohne Tor und ist zur tragischen Figur mutiert.
Mehrere Spieler betonten zwar nach dem Abpfiff unisono, dass der Trainer neuen Zug und Impulse in die Mannschaft gebracht habe. „Friedhelm Funkel bringt das Feuer mit, das wir jetzt brauchen“, befand Kapitän Jonas Hector. „Der Coach hat uns einen Schub gegeben“, sagte Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw. Doch wenn am Ende der Abstieg stehen sollte, hätte auch dieser Trainerwechsel nichts mehr gebracht oder wäre zu spät erfolgt.