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FC-KommentarEin Tag der Freude und eine Saison, die nach Aufarbeitung verlangt

Lesezeit 2 Minuten
heldt und wehrle neu

Horst Heldt und Alexander Wehrle

Auf den Gebäuden in den Ecken des Holstein-Stadions standen Konfettikanonen bereit, auf der Nordtribüne war eine Bühne vorbereitet. Das alles hatte nichts mit Hybris der Kieler zu tun, man hatte nur die notwendigen Vorkehrungen getroffen für den Fall, dass es klappt mit dem Aufstieg in die Erste Liga. Und der Erfolg schien ja möglich nach dem Hinspielsieg in Köln, einem echten Wirkungstreffer.

Noch während die Kölner Spieler auf dem Rasen ihr erstes Bier dieser Sommerpause tranken, einander in den Armen lagen und Fotos für das Album schossen, in dem sie eines Tages die Höhepunkte ihrer Karriere verewigen werden, begaben sich helfende Hände an den Abbau der Party-Infrastruktur. Die Kieler waren geschlagen, enttäuscht. Doch war das nichts im Vergleich zur Hölle, die den Kölnern im Fall des Abstiegs bevorgestanden hätte.

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Die Relegation ist ein schwieriger Wettbewerb. Es ist grausam, wenn in einem Fußballspiel der einen Mannschaft die totale Niederlage droht, während der Gegner nur gewinnen kann. Verlierer gehören zum Sport. Doch in die Relegation geht ein Erstligist, zumal in diesen Tagen, einzig mit einer Motivation: irgendwie seine Haut zu retten.

Dieses Ungleichgewicht bedeutet einen gewissen Charme, schließlich trifft eine Erstliga- auf eine Zweitligamannschaft, die Konstellation nivelliert also ein wenig den Klassenunterschied. Aber es war klar, dass der 1. FC Köln am Samstag eine gewaltige Herausforderung zu bewältigen hatte. Eine Herausforderung, die Friedhelm Funkel und seine Mannschaft mit Bravour bestanden haben.

Kölner waren körperlich auf sagenhaftem Niveau

Das Spiel am Samstag unterstützte noch einmal viele Beobachtungen der vergangenen Monate: Die Kölner waren bis zur letzten Minute dieser Saison körperlich auf sagenhaftem Niveau, das half, den Kieler Widerstand früh zu brechen. Sebastian Andersson, Florian Kainz und Jonas Hector heben die Mannschaft auf ein anderes Niveau – wäre zudem Sebastiaan Bornauw verletzungsfrei geblieben, Köln wäre wohl ein Kandidat für einen weitaus souveräneren Klassenerhalt gewesen.

Das alles darf den Blick auf die Fehler nicht verstellen, die bei allem Pech ursächlich dazu beigetragen haben, dass die Kölner bis zum letzten Spiel der Saison über dem Abgrund balancierten. Diese Spielzeit verlangt nach einer Aufarbeitung in allen Abteilungen.

Doch dieser Samstag an der Ostsee war ein Tag der Freude.