Kiel – Der 1. FC Köln gewinnt 5:1 gegen Holstein Kiel und bleibt in der Bundesliga. Das Rückspiel der Relegation in der Analyse.
Das Wichtigste zuerst
Der 1. FC Köln wird auch in der kommenden Saison in der Ersten Liga spielen. Nach dem trüben 0:1 vom vergangenen Mittwoch in Köln schlug die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel Holstein Kiel am Samstagabend vor 2350 Zuschauern im Holstein-Stadion mit einer fulminanten Leistung 5:1 (4:1).
Die Tore
Zwei Minuten waren absolviert, als Marius Wolf an der Außenlinie einen Einwurf erspielte. Der Ball kam zu Duda, dessen Flanke Jonas Hector aus zehn Metern per Kopf ins lange Eck beförderte.
Mit dem nächsten Angriff gelang Kiel der Ausgleich: Reese überlief die komplette rechte Kölner Seite und legte ins Zentrum. Ponrath scheiterte an Timo Horn, doch den Abpraller köpfte Lee ins verlassene Kölner Tor. Nun war der FC wieder abgestiegen. Immerhin eine gute Nachricht für alle Herzkranken: Es würde keine Verlängerung geben und kein Elfmeterschießen.
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Köln spielte einfach über den Schock des Ausgleichs hinweg. Florian Kainz flankte von der linken Seite, diesmal ging Sebastian Andersson zum Ball und köpfte vom Fünfmeterraum gegen die Laufrichtung von Kiels Torhüter Ioannis Gelios zur Führung ein.
Die Zeichen standen wieder auf Klassenerhalt, und für den Rest des Spiels sollte sich nichts mehr daran ändern. Wieder flankte der überragende Florian Kainz von links und fand erneut einen Mitspieler, dessen Saison wie seine vom scheinbar endlosen Kampf gegen eine Verletzung geprägt gewesen war. Gelios erreichte Anderssons Versuch zwar, schlug den Ball jedoch an die Hüfte eines Mitspielers, von dem der Ball ins Tor prallte.
Noch vor der Halbzeit erhöhte Rafael Czichos aus dem Rückraum mit einem satten Linksschuss auf 4:1, Hector hatte sich zuvor im Kopfball durchgesetzt. Wäre es eine andere Saison gewesen und der 1. FC Köln ein anderer Verein – man hätte sich nun angesichts eines 1:4 zur Halbzeit zurücklehnen und die laue Kieler Luft genießen können.
Doch erst Ellyes Skhiri sorgte in der 84. Minute mit einem Präzisionsabschluss vom linken Strafraumeck für die Befreiung. Jan Thielmann hatte ein gutes Auge bewiesen und den Tunesier in Szene gesetzt. 5:1 – Ende.
Das war gut
Das bedingungslose Auftreten der Kölner, die sich auch durch den Ausgleich nicht in ihrem Sturmlauf beirren ließen. Eine gewaltige Leistung, verantwortet von einem Trainer Friedhelm Funkel, der sich mit einem der wichtigsten Siege der Vereinsgeschichte aus seiner langen Karriere verabschiedete.
Das war schlecht
Zuschauer im Stadion, wolkenloser Himmel und ein Fußballspiel wie im Traum: Nichts war schlecht aus Kölner Sicht an diesem Tag.
Mann des Spiels
Florian Kainz und Sebastian Andersson haben ihrer Mannschaft über weite Teile der Saison wegen Verletzungen gefehlt, auch Jonas Hector konnte erst spät seinen Beitrag leisten. Es war also eine Partie, die viele Großtaten hervorbrachte von Spielern, die auch persönlich ein hartes Jahr hinter sich haben.
Doch der Ruhm gebührt Friedhelm Funkel, der in Momenten größter Sorge die Ruhe behielt und es auf das allerletzte Spiel ankommen ließ, in dem seine Mannschaft dann auf den Punkt den entscheidenden Sieg besorgte.
Moment des Spiels
Skhiris Treffer in der 84. Minute, der die letzten Kölner Zweifel beiseite wischte und die großen Emotionen auslöste. Der bescheidene Tunesier verdiente sich die Ehre des Rettungstreffers.
Das sagen die Trainer
Friedhelm Funkel (1 FC Köln): Ich stinke – wegen der Bierdusche von Marius Wolf. Grundsätzlich mag ich ja diesen Biergeruch, aber nicht in meinen Klamotten. Wir freuen uns alle total, dass wir dieses Spiel in einer Art und Weise gewonnen haben, die keiner vermutet hat. Alle hatten uns abgeschrieben, uns keine Chance mehr gegeben. Ich wusste aber, dass es anders ist, dass überhaupt nichts entschieden war. Dass wir derart gewonnen haben, freut mich besonders.
Ich werde morgen in den Urlaub fahren, um ein bisschen zu entspannen. Diese sieben Wochen haben Kraft gekostet, die ich aber gern investiert habe. Ich hatte eine geile Mannschaft, und es war schön, die Menschen jetzt glücklich zu machen. Dass die Mannschaft mir dieses Abschiedsgeschenk gemacht hat, werde ich ihr nie vergessen. Schöner kann man nicht in den Ruhestand gehen. Für ein oder zwei Bierchen wird es heute noch reichen. Mehr kann ich nicht vertragen, weil ich so kaputt bin. Aber ein, zwei werden gehen, vielleicht sogar drei.
Ole Werner (Holstein Kiel): Wir waren heute chancenlos, das muss man so sagen. Wenn du mit 1:3 in die Pause gehst, entsteht vielleicht noch eine andere Situation. So aber waren wir gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen. Dass wir zu gar keinen Chancen gekommen sind, zeigt, was uns alles gefehlt hat – personell wie fußballerisch.
Wir sind sehr enttäuscht, weil wir über alle Maßen investieren mussten und am Ende weiter gekommen sind, als wir geglaubt haben. Es war die beste Saison der Vereinsgeschichte, dennoch bleibt unterm Strich zunächst Enttäuschung. Wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen.
Das sagen wir
Es passte gut zur wechselhaften Saison der Kölner, dass sie nach einer Nichtleistung im Hinspiel am Samstag ein Rückspiel lieferten, wie es der Mannschaft nur noch kühnste Optimisten zugetraut hatten. Fünf Tore, erzielt auswärts vor Publikum unter dem Druck, dass eine Niederlage den Verein in existenzielle Not gestürzt hätte. All das wäre nicht möglich gewesen ohne Friedhelm Funkel, dem es gelungen ist, den 1. FC Köln mit Ruhe und Kompetenz erfolgreich durch ein höllisches Saisonfinale zu führen.