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Kommentar

1. FC Köln nach dem 5:0
Ein Sieg für die geschundenen Seelen

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Lesezeit 2 Minuten
Gerhard Struber gratulierte Jan Thielmann zum Sieg, zu dem er die Flanke vor Tim Lemperles Treffer beigesteuert hatte.

Gerhard Struber gratulierte Jan Thielmann zum Sieg, zu dem er die Flanke vor Tim Lemperles Treffer beigesteuert hatte.

Der Erfolg katapultierte die Kölner in die obere Tabellenhälfte und gibt Schwung vor dem Spiel am Sonntag beim FC Schalke.

Man dürfe nicht vergessen, was die vergangene Saison mit der Mannschaft gemacht habe, hat Gerhard Struber vor dem Spiel gegen Braunschweig gemahnt. Der Trainer wollte damit eine Erklärung bieten dafür, dass seine Mannschaft nach wie vor Schwierigkeiten offenbarte, die Schrecken des Frühjahrs hinter sich zu lassen.

Zwar ist der Trainer neu, doch auch Struber hat schwierige Zeiten hinter sich. RB Salzburg zu trainieren und als Tabellenführer aus dem Amt geworfen zu werden, um letztlich mitverantwortlich dafür zu sein, dass der Österreichs Vorzeigeklub erstmals nach zehn Jahren nicht Meister wird – auch das ist nicht gut fürs Selbstvertrauen.

Mehrere Spieler, die zu kämpfen hatten, feiern Erfolgserlebnisse

Doch was blieb dem Trainer, als zu betonen, sich und seine Leute auf dem richtigen Weg zu sehen. Und um Geduld zu bitten. Doch Geduld ist im Profifußball ein Gut mit hoher Verfallsrate. Struber wusste, dass er sich und den 50.000 Zuschauern in Müngersdorf dringend einen Erfolg bieten musste. Struber wird die Braunschweiger Schwäche zur Kenntnis genommen haben. Doch den Wert des Erfolgs dürfte das für ihn kaum schmälern. Der FC hat die grundsätzliche Bestätigung bekommen, dass das System klare Erfolge zeitigen kann. Und für den emotionalen Mehrwert haben gleich mehrere Spieler, die zuletzt zu kämpfen hatten, Erfolgserlebnisse gefeiert.

Plötzlich hat Köln das beste Torverhältnis der Liga und sich auf den achten Platz vorgeschoben. Für eine Mannschaft, die bislang nicht siegen konnte, ist das keine schlechte Zwischenbilanz.

Auch der Blick auf die Tabelle sorgt nach drei Partien für eine gewisse Aufbruchstimmung vor dem komplizierten nächsten Spiel: Am Sonntag spielt Köln vor 60.000 bei den nun punktgleichen Schalkern. Eine gute Gelegenheit, den Trend zu bestätigen. Wenn man denn nach einem 5:0-Sieg gegen den taumelnden Tabellen-Letzten schon von einem Trend sprechen kann.

Es war naiv, davon auszugehen, dass sich die Kölner Mannschaft nach einer Sommerpause und dem Wechsel in die Zweite Liga in eine Siegmaschine verwandeln würde. Ebenso naiv wäre es nun, im 5:0 am Samstag den absoluten Wendepunkt zu sehen. Denn nur im Märchen leben sie nach großen Taten glücklich bis ans Lebensende.

Im Fußball dagegen ist der nächste Rückschlag nie weit entfernt, wo wüsste man das besser als in Köln. Dennoch war der Sieg über Braunschweig ein Meilenstein. Der direkte Wiederaufstieg ist auch deshalb so schwierig, weil eine Mannschaft, die im Jahr zuvor Prügel in Serie bezogen hat, im Folgejahr plötzlich mehr als die Hälfte ihrer Partien gewinnen muss. Nach Samstagabend ist das längst nicht sicher. Aber ein wichtiger Schritt ist getan.