Das Trainingslager in Spanien soll dem 1. FC Köln den entscheidenden Schwung vor dem Saisonfinale verschaffen.
Kommentar zum 1. FC KölnSchultz und eine letzte Hoffnung namens Algorfa
Der 1. FC Köln begibt sich am Montag auf eine Reise an einen offenbar magischen Ort namens Algorfa, um dort eine Verwandlung zu vollziehen. Anschließend soll die Mannschaft bereit sein für die ultimative Herausforderung der abschließenden acht Saisonspiele. Abzüglich An- und Abreise bleiben den Kölnern vier Tage unter spanischer Sonne, um von einer Mannschaft, die beim 1:5 gegen RB Leipzig umfassend gedemütigt wurde, zu einem konkurrenzfähigen Gebilde zu werden.
Wobei zu sagen ist, dass der 1. FC Köln auch Monate in Spanien verbringen könnte, ohne die Klasse der Leipziger zu erreichen. Im Boxen gibt es Gewichtsklassen, um einen ansatzweise ausgeglichenen Wettkampf zu ermöglichen. Dass zwei Kontrahenten ähnlich schwer sind, bedeutet zwar längst nicht, dass sie einander ebenbürtig sind. Doch ist es ein guter Anfang.
Elf Spieler auf beiden Seiten, jedoch kein Gleichgewicht der Kräfte
Wenn der 1. FC Köln gegen Leipzig spielt, haben zwar beide Mannschaften zu Beginn gleich viele Spieler auf dem Platz. Doch damit endet bereits die Simulation von Chancengleichheit. Das Bundeskartellamt hat die 50+1-Regel in der Bundesliga grundsätzlich bejaht, weil sie den Wettbewerb fördert. Doch der Umgang mit den Werks- und Investorenklubs hat eine neue Prüfung nötig gemacht. Denn auch von Amtswegen setzt sich mehr und mehr durch, was am Freitagabend in Müngersdorf unter Flutlicht zu besichtigen war: Der 1. FC Köln und RB Leipzig sollten grundsätzlich nicht am selben Wettbewerb teilnehmen.
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Dass hinterher dennoch die Qualitätsfrage gestellt wurde, war nachvollziehbar. Köln hat nun in 26 Partien 17 Punkte erspielt, das ist nur einer mehr als in der Höllensaison 2017/18. Doch gerade nach einem Spiel gegen Leipzig ist kaum zu definieren, woran genau es gefehlt hat.
Dass man es eigentlich kann, unter Druck jedoch zu viele Fehler begeht, ist zum Beispiel kein Beleg für das Vorhandensein von Qualität, sondern für das Gegenteil. Gleiches gilt dafür, dass man nicht in der Lage war, Leipzig erfolgreich in Zweikämpfe zu verwickeln. Wobei man sich den Blick in die Details sparen kann: 0:6 und 1:5 lautet die Kölner Bilanz der Saison 23/24 gegen RB. Das Qualitätsdefizit zwischen Leipzig und dem FC ist damit ausreichend illustriert.
Nun also Algorfa. Der Zeitplan ist ambitioniert: Zwei Tage haben die FC-Profis frei, um die Niederlage abzuschütteln. In Spanien wolle er seinen Leuten „den Ernst der Lage und unseren Plan“ verdeutlichen, beschrieb Timo Schultz am Freitagabend. Außerdem gelte es, die zuletzt verletzten Spieler in Form zu bringen und bereit zu sein für die „Crunchtime“.
Schultz hat sich in seinen zweieinhalb Monaten in Köln als Trainer erwiesen, der ein gutes Gespür für die Mittel und Möglichkeiten seiner Mannschaft hat. Und der sich offenbar intensiv mit der Frage beschäftigt hat, worin genau die Kölner überhaupt besser sein können als ihre kommenden Gegner. Die kämpfen zwar immerhin in einer ähnlichen Gewichtsklasse.
Dennoch wird es schon gegen Augsburg wieder darauf ankommen, fußballerische Defizite im Kader auszugleichen, indem man in den Feldern Kompaktheit und Zweikampfstärke mehr investiert. Diese Faktoren werden oft fälschlich als talentfreie Bereiche bezeichnet, in denen jeder brillieren kann, wenn er nur will. Doch sind Fleiß, Wille und Bereitschaft womöglich die entscheidenden Talente im Abstiegskampf.
Der 1. FC Köln hat nun eine Woche Zeit, diese Talente in sich zu wecken. Die Kraft von Algorfa muss dabei ein entscheidender Faktor werden.