Steffen Baumgart muss mit einem Kader zurechtkommen, der um Spieler ergänzt wurde, die noch immer nicht ausreichend liefern.
Kommentar zum FCSteffen Baumgart erlebt seine bislang schwierigste Zeit in Köln
Was dem 1. FC Köln derzeit passiert, kommt nicht weiter überraschend. Schon vor der Saison war den Verantwortlichen klar, dass sie dringenden Handlungsbedarf in der Offensive hatten. Und zwar, bevor Anthony Modeste seinen Abschied verkündet hatte. Man suche nach mehr „Entscheidungsqualität im letzten Drittel“, so die Projektbezeichnung. Und es lag ja auch nahe. Gemessen am Ballbesitz erzielten die Kölner schon in der Vorsaison zu wenige Tore aus dem Spiel. Um den nächsten Schritt zu tun, brauchte man einen Plan, der über Modeste hinausging.
Dann ging Modeste nach Dortmund, und Steffen Baumgart war klar, dass es keinen Ersatz geben würde: Ein Bundesligaklub, der bis zum Hals in Verbindlichkeiten steckt, hat keine Chance, einen 20-Tore-Mittelstürmer zu ersetzen.
Köln hat neun Punkte weniger als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison
Zwar haben die Kölner derzeit nur vier Tore weniger erzielt als vor einem Jahr. Doch das Bild ist verzerrt unter anderem durch das 7:1 über Bremen. Der Blick auf die Punktezahl liefert mehr Klarheit: Mit vier mehr erzielten Toren holte Köln vor einem Jahr neun Punkte mehr – bei der gleichen Zahl an Gegentoren.
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Köln glaubte, in Sargis Adamyan einen Offensivspieler verpflichtet zu haben, der mit spielerischer Qualität und internationaler Erfahrung helfen würde, die Verantwortung zu verteilen. Doch der Armenier, ausgestattet mit einem Vierjahresvertrag und angesichts einer siebenstelligen Ablöse finanziell ein maximales Wagnis für den FC, enttäuscht nach wie vor. Noch immer gilt die Rechtfertigung, dass er im Sommer in athletisch diskutabler Verfassung nach Köln kam und noch immer nicht in den Abläufen des Kölner Systems angekommen ist. Doch diese Erklärung zieht immer weniger – sollte sie allerdings grundsätzlich nicht, wenn es darum geht, zu erklären, warum ein Königstransfer nicht funktioniert.
Steffen Tigges, die andere Antwort auf den Zwang in der Offensive, kam praktisch ohne Bundesliga-Erfahrung und aus einer langen Verletzung nach Köln. Wozu er in der Lage ist, kann bis heute niemand seriös beurteilen. Klar ist, dass er nach dem 24. Spieltag bei fünf Toren und einer Vorlage steht.
Es ehrt Steffen Baumgart, dass er auch nach dem üblen 0:2 gegen Schlusslicht Bochum keine Vorwürfe an seine Spieler richtete. Tatsächlich wirkte der Trainer so ratlos wie noch nie in seiner Kölner Zeit. In der Hinrunde hatte er ständig Erklärungen parat, warum es bei seinen Angreifern nicht lief. Damit schützte der Trainer allerdings vor allem die Spieler und Kaderplaner, weniger sich und seinen Trainerstab. Nun ist er mehr denn je als Problemlöser gefragt – allerdings hat er es mit Problemen zu tun, deren Ursprung überwiegend in einer mindestens glücklosen Personalpolitik liegt.