Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln stellen sich den Fragen der Mitglieder und geben Auskunft zu den Vorgängen im Verein.
Mitgliederstammtisch des 1. FC KölnKeller zieht erste Startbilanz, Finanzchef Türoff gibt Ausblick
Der 1. FC Köln hat seine Mitglieder am Dienstagabend zum Stammtisch begrüßt. 400 Interessierte erschienen, die Veranstaltung war wegen des großen Interesses kurzfristig auf die Nordtribüne des Kölner Stadions verlegt worden, wo die Fans einen warmen und harmonischen Sommerabend erlebten. Es war das dritte Treffen dieser Art in diesem Jahr; nach den Veranstaltungen im Januar und Juni, auf denen es vor allem um das Cas-Urteil gegangen war, ging es diesmal um die sportliche Situation und die Aussichten, die Klubzentrale im Grüngürtel zu modernisieren.
„Wir freuen uns auf die Diskussion. Früher hat man sich gefreut, wenn 50, 60 Leute zum Stammtisch kamen. Das haben wir verändert, es kommen sehr viele mehr. Und ich habe das schon nach den ersten Stammtischen gesagt: Wir waren zutiefst beeindruckt, in welcher Qualität wir miteinander geredet haben, wie viele sehr, sehr gute Fragen kamen“, sagte Präsident Werner Wolf zur Begrüßung. Und auch zum Abschied dankte Wolf den Mitgliedern - und sprach eine Einladung zur Mitgliederversammlung aus. Vor Beginn der Veranstaltung hatten sich die Kandidaten vorgestellt, die sich am 24. September um einen Sitz im Mitgliederrat bewerben.
Nach sieben Punkten aus den ersten vier Saisonspielen interessierte die FC-Fans zunächst die sportliche Lage. „Die sieben Punkte sind okay, das Weiterkommen im Pokal ist auch okay. Ich glaube, man hat auch schon erste Ansätze gesehen, in welche Richtung es gehen soll“, sagte Sportchef Christian Keller zum Einstieg. „Man hat aber auch gesehen, dass die ganze Nummer noch nicht wirklich stabil ist. Das hat man übrigens auch in Schalke wieder gesehen, wo einiges sehr, sehr gut war, aber auch einiges überhaupt nicht gut, sodass ich glaube, dass wir insgesamt sehr, sehr gut daran tun, weiter von Spiel zu Spiel zu schauen“, sagte Keller.
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Der Sportchef betonte die große Zahl junger Spieler, überwiegend aus dem eigenen Nachwuchs. Das sei der „Weg, den wir gehen wollen, um die Brücke zu bauen vom Nachwuchs zur Lizenzmannschaft. Aber auch da gilt: Die jungen Spieler müssen weiterarbeiten. Wir können noch deutlich besser werden.“
Nach dem Ende der Transferperiode interessierte die Fans auch die Situation zweier Spieler, die im Sommer zunächst als Abschiedskandidaten gegolten hatten, dann aber doch geblieben waren. Dejan Ljubicic hatte wie Torhüter Marvin Schwäbe vergeblich nach einem neuen Verein gesucht. Ausführlich äußern wollte sich Keller nicht mehr dazu. „Fakt ist: Dejo ist nicht gewechselt. Fakt ist, Dejo ist gerne hier. Und Fakt ist auch, er spielt gut. Ich würde das einfach gerne so stehen lassen“, sagte der Geschäftsführer, der bestätigte, dass Ljubicic ein Vertragsangebot des FC abgelehnt habe, da er sich vorerst auf seine sportliche Leistung konzentrieren wolle.
Für Marvin Schwäbe sei schlicht keine Anfrage gekommen, sagte Keller, „auch wenn das verwunderlich ist, weil er tatsächlich ein guter Torhüter ist“, teilte Keller mit.
Fragen zu Jan Thielmanns neuer Rolle
Mehrere Mitglieder befassten sich mit Jan Thielmann. Der 22-Jährige ist in dieser Saison erneut als Rechtsverteidiger vorgesehen und kam in den bisherigen Zweitligapartien jeweils über die volle Distanz zum Einsatz. Thielmann hat seine Umschulung vom Offensivspieler zum Verteidiger noch nicht abgeschlossen, auch auf Schalke offenbarte er einige Stellungsfehler. Doch Keller traut dem U21-Nationalspieler die Rolle weiter zu. „Er bringt sehr, sehr viel mit“, sagte Keller, räumte aber auch ein, „dass er die Position nicht so oft gespielt hat bis dato und deshalb natürlich die eine oder andere taktische Unsicherheit drin ist, je nach Spielsituation. Sowas geht aber nur weg, indem er es öfter spielt. Gerade wenn du ein Offensivspieler bist und kommst in eine Defensive, dann ist es oft so, dass du gegen den Ball ein paar Herausforderungen hast. Ich finde aber, dass Jan die jetzt schon deutlich reduziert hat, was nicht heißt, dass keine mehr da sind.“
Zwar ist die Mannschaft stabil in die Zweite Liga gestartet. Dennoch ist der Aufstieg nichts, womit der Klub planen könnte. Finanzchef Philipp Türoff gab angesichts der schwierigen Lage im Unterhaus eine Prognose ab, mit der er die Mitglieder beruhigen konnte. „Um es einfach auszudrücken, könnte der 1. FC Köln auch ein zweites Jahr sehr ambitioniert eine Aufstiegsmannschaft zusammenstellen, ohne wirtschaftlich ins Risiko zu gehen. Es sind Vertragsstände da, die uns auch in der Zweiten Liga operativ stabil dastehen lassen. Insofern ist die Antwort ganz klar: Auch wenn es ein zweites Jahr braucht, und der Finanzer darf ja auch mal der Skeptiker sein: Selbst wenn es ein drittes Jahr bräuchte, könnte der 1. FC Köln eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen.“
Die Geschäftsführer präsentierten auch eine Übersicht der Pläne des Vereins im Grüngürtel. Man habe „auf unterschiedlichen Ebenen angefangen, den massiven Investitionsstau am Geißbockheim zu beheben und Schritt für Schritt den Bestand auf einen modernen, zeitgemäßen Zustand zu bringen“, berichtete Keller und zeigte einige Bilder, mit denen er den Fortschritt der Arbeiten dokumentierte. Neue Plätze, der Umbau der alten Kunstrasenhalle im Keller des Geißbockheims. Dazu zahlreiche Maßnahmen im Franz-Kremer-Stadion.
Den Bau des Leistungszentrums am Geißbockheim werde man nun forcieren, indem man auf die Kunstrasenplätze auf der Gleueler Wiese verzichte und auf Satellitenplätze ausweiche. Damit wolle man die Politik dazu bewegen, den Bau des Gebäudes auf dem Kunstrasen neben dem Franz-Kremer-Stadion zu ermöglichen. Dann drohe zwar eine Klage der Bürgerinitiative, die der Klub als „nicht sehr aussichtsreich“ ansieht, wie Türoff sagte.
Allerdings rechne man damit, dass die Bürgerinitiative jeden Weg ausschöpfen werde. Dieser Debatte wolle man sich als Verein jedoch stellen. „Diese Geschichten muss man dann einfach auch erzählen“, sagte Türoff: „Jedes Mitglied des FC ist aufgerufen, Haltung zu zeigen. Ich habe in den Jahren wahnsinnigen Irrsinn gehört. Wir sollten uns den unsachlichen Quatsch nicht mehr gefallen lassen.“
Werner Wolf sieht die Möglichkeit eines gangbaren Weges. „Es ist nicht unsere Traumlösung auf dem Tisch, aber es ist eine Lösung auf dem Tisch. Und wenn die durchkommt, können wir uns alle ein bisschen freuen“, sagte der Präsident: „Wenn uns Ende des Jahres nichts gelungen ist, werden wir äußerst laut werden, denn nächstes Jahr ist Wahlkampf.“