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Nach 0:1 in Dortmund1. FC Köln zieht Motivation aus der Niederlage

Lesezeit 4 Minuten
Dortmund bejubelt Malens Tor zum 1:0, die FC-Profis sind konsterniert.

Dortmund bejubelt Malens Tor zum 1:0, die FC-Profis sind konsterniert.

Beim 0:1 in Dortmund präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart in starker Form, ist aber zu schwach im Abschluss.

Die Szene, die den Abend für den 1. FC Köln verderben sollte, trug sich in der 88. Minute vor der Südtribüne des Dortmunder Stadions zu. 25000 Fans hatten dort zuvor zunehmend leise ihrer Mannschaft dabei zugesehen, wie sie mit dem 1. FC Köln nicht zurechtgekommen war. Steffen Baumgarts Mannschaft hatte beim Vizemeister ein starkes Spiel geboten, Torchancen in Serie erspielt und gemessen am frühen Saisonzeitpunkt einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.

Dann aber flog ein Eckball in den Kölner Strafraum. Felix Nmecha verlängerte an den zweiten Pfosten, wo Donyell Malen bereitstand. Der Niederländer hatte kurz zuvor ausgewechselt werden sollen, war dann aber auf dem Platz geblieben, weil Defensivspieler Ryerson nicht hatte weitermachen können.

Malen fällt der Ball vor die Füße

Der Ball fiel Malen vor die Füße, und offenbar hat der Angreifer seinen Lauf aus der vergangenen Rückrunde in die neue Saison transferiert. Neun Tore und fünf Vorlagen gelangen Malen im Kalenderjahr 2023, am Samstag ließ er seinen zehnten Treffer folgen. Angesichts dieser Bilanz sollte man also grundsätzlich vorsichtig sein, bevor man Malen einen Glückstreffer unterstellt. Doch dann schoss sich der 23-Jährige mit rechts ans linke Bein, von wo der Ball in einem seltsamen Bogen über den sich verzweifelt streckenden Leart Pacarada hinweg in den Winkel trudelte.

Das Tor hatte Malen gewollt, aber anders. „Wenn ich sehe, wie er sich den Ball gegen das Standbein schießt: Da muss ich lange trainieren, dass er da oben reingeht“, sagte Baumgart später zerknirscht. Der Trainer war getroffen vom Ergebnis, auch in seinem dritten Jahr in Köln ist er nicht vor der Enttäuschung sicher, die kaum ein Sport so regelmäßig zu bieten hat wie der Fußball: Köln hatte deutlich mehr und klar bessere Torchancen. Und verlor dennoch.

Es sei „schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte Baumgart nach dem Schlusspfiff. „Wir nehmen die Leistung mit und müssen sehen, dass wir aus solchen Spielen mehr mitnehmen. Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit den Jungs, sie haben es sehr gut gemacht.“

Die Leistung passt absolut nicht zum Ergebnis. Wir haben es dem Gegner sehr unangenehm gemacht und die Räume durch gute Laufwege geschlossen
FC-Abwehrchef Timo Hübers

Der Trainer hatte ein wenig improvisiert und Rasmus Carstensen auf die rechte Offensivposition gestellt, weil Linton Maina noch fehlt und Dejan Ljubicic im Mittelfeld gebraucht wird. Carstensen, erst vor zwei Wochen zur Mannschaft gestoßen und nach einem verkorksten Jahr mit nur vier Kurzeinsätzen bei KRC Genk ohne Spielpraxis, spielte von Anfang an. Der Däne zeigte, dass die Vorbereitung mit einem belgischen Erstligisten offenbar die körperlichen Grundlagen bereitstellt, um auf Anhieb im Kölner Fußball bestehen zu können. Außerdem stellte der 22-Jährige seinen Mut unter Beweis, als er vor mehr als 80.000 Zuschauern ohne Hemmungen aufspielte und auch nicht verzagte, als er hier und da Lehrgeld zahlen musste. Auf der linken Seite begann Zugang Luca Waldschmidt, der immer wieder die Seiten tauschte mit Carstensen, was Dortmund den Zugriff zusätzlich erschwerte.

Davie Selke hatte sich auf einen Einsatz in der Startelf eingelassen und seinem Trainer mindestens 45 Minuten in Aussicht gestellt. Der Mittelstürmer wollte nach seinem frühen Aus im Pokalspiel in Osnabrück genau in sich hereinhorchen, um so lange wie möglich zu spielen, ohne dabei eine schwerere Verletzung zu riskieren. Tatsächlich hatte Selke die beste Kölner Abschlussaktion des Spiels, als er in der 17. Minute die Latte traf. Doch die Hoffnung auf weitere Selke-Minuten löste sich nach der Halbzeitpause rasch auf: In der 52. Minute sank der Spieler auf den Rasen, Sargis Adamyan kam, das Kölner Spiel war anschließend ein anderes. Wenngleich auch Adamyan seine Gelegenheiten hatte.

Überhaupt sorgte die Kölner Offensive nicht ausschließlich für Verdruss. In der 66. Minute kam Max Finkgräfe für Waldschmidt, Baumgart hatte in den vergangenen Wochen mehrfach durchblicken lassen, wie einverstanden er ist mit den Trainingsleistungen des 19-Jährigen. Finkgräfe fand sich vor der gewaltigen Kulisse hervorragend ein, und als Köln um die 75. Minute anfing, wie der designierte Sieger auszusehen, war Finkgräfe auf der linken Seite einer der Hauptdarsteller.

Doch in der 88. Minute traf Malen. In den Sekunden vor dem Abpfiff hatte der FC einen letzten Eckball, brachte noch einmal Kobels Tor in Gefahr. Doch dann war Schluss, und der BVB ließ sich vor der Südtribüne feiern, während die Kölner fassungslos verharrten. „Die Leistung passt absolut nicht zum Ergebnis. Wir haben es dem Gegner sehr unangenehm gemacht und die Räume durch gute Laufwege geschlossen. Wir waren super im Spiel“, sagte Timo Hübers hinterher. Kapitän Florian Kainz stimmte dem zu. „Es ist extrem bitter, wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Mit der Leistung können wir zufrieden sein.“