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Nach Remis auf Schalke1. FC Köln träumt von der Serie

Lesezeit 4 Minuten
Horn_Beierlozer

Trainer Achim Beierlorzer und sein Torwart Timo Horn bejubeln Hectors Tor zum 1:1. 

Köln – Manchmal muss der Torwart seiner Einsamkeit entfliehen, da traf es sich gut, dass Achim Beierlorzer ebenfalls auf das Spielfeld gelaufen war, als Jonas Hectors Kopfball in der Nachspielzeit zum 1:1 im Schalker Tor eingeschlagen war. Mitten auf dem Rasen sprang Timo Horn seinem Trainer in die Arme, es war ein Moment der Befreiung, den niemand allein verbringen wollte. „Ich weiß nicht, warum ich losgerannt bin, höchstwahrscheinlich war es Freude. Ich bin einfach los“, sagte Beierlorzer am Sonntagmorgen. Eine Nacht lag da zwischen dem Spiel der Kölner in der ausverkauften Schalker Arena. Die Aufregung war gewichen, doch die Erleichterung hatten die Kölner mit nach Hause genommen. „Es ist viel, viel mehr als ein Punkt, den wir hochverdient haben. Das Unentschieden hat den Glauben bekräftigt“, sagte Beierlorzer. „Ich wäre vom Glauben abgefallen, wenn wir heute nichts geholt hätten“, hatte Timo Horn noch im Stadion erklärt, „wir wissen aus der letzten Abstiegssaison, wie wichtig so ein Punkt sein kann.“

Das übliche Schicksal

Die Kölner, als Tabellen-17. zu Gast bei einer Schalker Mannschaft, die mit einem Sieg die Tabellenspitze übernommen hätte, schien in Gelsenkirchen das übliche Schicksal eines Aufsteigers zu ereilen, der schon früh in der Saison wieder vor dem Abstieg steht: Eine ordentliche Leistung, ein wenig Abschlusspech sowie ein überragender Torwart. Dazu ein Schiedsrichter, der in einer entscheidenden Szene einen Fehler macht – es sah nicht gut aus für den FC. Sogar Beierlorzer (51) hatte zwischenzeitlich Schwierigkeiten gehabt, seinen Optimismus zu halten. „Als Trainer glaubt man zwar immer dran, aber kurzfristig denkt man dann doch: Was ist das jetzt wieder für ein Mist?“

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In der 21. Minute hatte sich die Kölner Feldüberlegenheit beinahe auf dem Videowürfel manifestiert. Florian Kainz schlug eine perfekte Flanke vor das Schalker Tor, Kingsley Ehizibue war nach vorn gestürmt und in den Ball getaucht. Doch sein Kopfball hatte Alexander Nübel getroffen; das sah zwar spektakulär aus, war aber eine der leichteren Paraden des Schalker Keepers am Samstagabend. „Das Tor ist sieben Meter breit, Nübel einen. Da bleiben sechs Meter übrig“, lautete Beierlorzers Beweis dafür, dass es für Ehizibue erheblich einfacher gewesen wäre, den Ball ins Tor zu köpfen. Doch so war es beim 0:0 geblieben, ohne dass Köln in nennenswerte Gefahr geraten wäre. „Die Schalker wussten in der ersten Halbzeit nicht, was sie mit uns anfangen sollten“, fasste Beierlorzer zusammen.

Sagenhafter Nübel

In der zweiten Hälfte wurden die Schalker etwas besser, weil ihr Trainer David Wagner Stürmer Mark Uth auswechselte und seinen Spitzenmann Amine Harit aus seinem Versteck im Halbraum ins Zentrum beorderte. Die Gastgeber entwickelten ein wenig mehr Druck, obwohl Simon Terodde für Köln nach einer knappen Stunde eine weitere Großchance hatte, die Nübel sagenhaft parierte.

Empörung über Sané

Wenig später wagte sich Schalkes Innenverteidiger Salif Sané weit ins Mittelfeld, legte sich den Ball zu weit vor und grätschte mit den Stollen voran hinterher. Er traf Ellyes Skhiri nur leicht, weil sich der Kölner Tunesier mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Dennoch war es ein übles Foul, für das der bereits verwarnte Senegalese vom Platz gehört hätte. Doch der Schiedsrichter ließ seine Karten in den Taschen. Beierlorzer war empört, „wenn er Ellyes trifft, dann gehört der eingesperrt. Das ist auf jeden Fall grob gefährdend“, sagte der Trainer.

Nuebelhaelt

Terodde köpft nach einer knappen Stunde, doch Nübel hält überragend.

Das Drehbuch schien geschrieben, und wenig später war es selbstverständlich Sané, der die Schalker Führung durch Suat Serdar vorbereitete (71.). Es hätte viele Gründe gegeben, nun unter der Last des anhaltenden Misserfolgs zu zerbrechen, zumal Nübel gegen Modeste in der ersten Minute der Nachspielzeit einen Ball aus dem Eck tauchte, der eigentlich nicht zu erreichen gewesen war.

Hector erzwingt das Glück

Köln öffnete die Räume, Schalke kam zu Konterchancen. Doch dann hatte der FC eine letzte Ecke. Jonas Hector postierte sich am Fünfereck, obwohl er dort grundsätzlich nicht eingeteilt ist. „Aber es war die letzte Ecke“, gab der Nationalspieler hinterher zu Protokoll. Kainz schlug den Ball mit viel Schnitt auf den kurzen Pfosten, Hector verlängerte – Tor. „Der Ball fiel super auf meinen Kopf. Dass er dann so hinten einschlägt, ist natürlich auch glücklich“, sagte der Kölner Kapitän.

„Trotzige“ Kölner

Angesichts des späten Treffers war es ein auch glücklicher Punkt, den sich die Gäste jedoch verdient hatten. „Trotzig“ habe sich seine Mannschaft gegen ihr Schicksal gewehrt, sagte Beierlorzer, der weiß, dass der Punkt seine Arbeit erheblich erleichtern wird. Er brauche die Punkte schon allein deshalb, damit „die Mannschaft an dich glaubt und du nicht immer das Gleiche sagst“, sagte er.

Nun wollen die Kölner mit Schwung in die kommenden Aufgaben gegen Paderborn, Mainz und Düsseldorf gehen. „Wir wollen eine Serie starten, und jetzt können wir uns gegen Paderborn tatsächlich in eine Serie begeben“, erklärte Beierlorzer.