Steffen Baumgart räumt nach dem 0:2 des 1. FC Köln gegen Bochum eine gewisse Ratlosigkeit ein, gibt sich aber weiterhin kämpferisch.
Nach Rückschlag gegen BochumFC-Trainer Steffen Baumgart zeigt Stärke – Selke wartet auf Glanzmoment
Im Moment der Niederlage bewies Steffen Baumgart Stärke, obwohl das im ersten Moment nicht so aussah. Doch tatsächlich sollte es allen beim 1. FC Köln Hoffnung geben, dass der Cheftrainer offenbar längst nicht am Ende ist mit seiner Überzeugung. Das mochte aus seinen Worten nur indirekt hervorgehen.
Doch gehört Mut dazu, seine Ratlosigkeit einzuräumen, nachdem die Mannschaft in sechs von sieben Spielen kein Tor erzielt und soeben gegen den Tabellen-Letzten 0:2 im eigenen Stadion verloren hat. „Ich habe heute keine Lösung. Ich kann nicht sagen, was wir machen werden und was der Ansatz ist“, sagte Baumgart am Freitagabend nach der Niederlage gegen den VfL Bochum.
Abwehrchef Timo Hübers: Wir haben alles selbst in der Hand
Es war ein niederschmetterndes Resultat im Schneetreiben vor ausverkauftem Haus. Doch hätte er die Hoffnung aufgegeben, hätte er sich auf Nebenschauplätze zurückgezogen. Und die Aufmerksamkeit womöglich auf den Schiedsrichter gelenkt, der Christopher Antwi-Adjeis Einfädeln auf der Strafraumlinie gegen Timo Hübers mit einem Strafstoß belohnt hatte. Kölns Abwehrchef hatte den schnellen Außenstürmer berührt, als er eine unnötige Bewegung gemacht hatte, statt einfach im Weg zu stehen.
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Doch obwohl Kontakt nicht gleich Foul ist, beklagten sich weder Baumgart noch Hübers, der hinterher die Schuld auf sich nahm und sagte, da habe er sich besser anstellen können. Überhaupt entschied sich auch Hübers dazu, einstweilen nicht die Nerven zu verlieren. „Wir tun gut daran, jetzt keine großen Zweifel aufkommen zu lassen“, sagte der 26-Jährige: „Das Schöne ist, dass wir alles selbst in der Hand haben. Wir verstecken uns jetzt nicht.“
Baumgart verzichtete auf fundamentale Kritik, stattdessen fand er viele lobende Worte für seine Spieler, die einmal mehr gewaltigen Aufwand betrieben hatten, sich dafür aber einmal mehr nicht belohnt hatten. „Ich habe keine Probleme damit, wie die Jungs auftreten“, bekannte Baumgart, womit er sich die Möglichkeit nahm, seine Spieler nun mit verschärfter Trainingsarbeit oder einem angepassten Zeitplan öffentlichkeitswirksam auf Linie zu bringen. Stattdessen behielt der Trainer den üblichen Rhythmus bei und gab nach dem Auslaufen frei bis Montag. Zum Wochenbeginn werden die Kölner ihre Arbeit fortsetzen und insgesamt da weitermachen, wo sie vor dem Duell mit Bochum aufgehört hatten.
Denn eine Trainingsform für scheinbar überlegene Mannschaften, die sich vor dem Tor des Gegners nicht entscheidend durchsetzen können, gibt es nicht, zumindest fällt Baumgart keine ein. „Das hat nichts mit einer bestimmten Übung zu tun. Wir müssen den Kopf oben behalten. Uns ist schon öfter passiert, dass wir solche Spiele nicht gewonnen haben. Das hat sicher damit zu tun, dass wir das Tor nicht treffen“, sagte der 51-Jährige.
Davie Selke war in der Winterpause zum FC gewechselt, um exakt diese Probleme zu beheben. Doch seit der Mittelstürmer in Köln ist, hat sich die Lage sogar noch verschlechtert, was allerdings wenig mit Selke zu tun hatte, der bislang kaum eine Rolle spielen konnte. Nach dem 7:1 zum Jahresauftakt gegen Werder Bremen hat Baumgarts Mannschaft in acht Spielen sechsmal nicht getroffen. Am Freitag hatte Selke nach einer Serie von Schwierigkeiten zwar endlich seinen dritten Startelf-Einsatz für Köln und war auch deutlich besser eingebunden als zuvor. Doch wirklich torgefährlich wurde der 28-Jährige erneut nicht.
Selke erleidet Cut am linken Auge
Nach der Partie stand Selke im Untergeschoss des Rhein-Energie-Stadions, ein Pflaster im Gesicht zeugte von seinem nächsten Unglück. Eine Platzwunde, nichts Schlimmes. Aber die Verletzung passte gut in Selkes bisherige Zeit in Köln. „Ich bin Christ, deswegen sage ich nicht verhext. Aber das ist schon eine Phase, über die ich manchmal schmunzeln muss. Ich habe mir hier sehr viel vorgenommen und werde mit allen Sachen ausgebremst. Das ist der Wahnsinn. Jetzt habe ich alles einmal durch. Von Krankheit, Knie, Knöchel – jetzt mit einem schönen Cut“, resümierte Selke.
Selke ist erfahren genug, um Dinge abzuhaken, als Mittelstürmer braucht man ein stabiles Gemüt. Selke wurde auch deshalb geholt, weil er viel Bundesliga-Erfahrung mitbringt. Er hat genug erlebt, um nicht nach einem Spiel wie am Freitag ins Bodenlose zu stürzen. „Ich lasse mich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ich will arbeiten, ich will hier treffen. Daran messe ich mich auch, ich will da nicht drumrumreden“, sagte er erstaunlich klar.
Ein unglückliches Gegentor in der Anfangsphase, jede Menge Anrennen im Mittelteil und dann ein zweiter Gegentreffer, als eigentlich die Schlussoffensive beginnen sollte: Die Partie gegen Bochum erinnerte fatal an das Kölner 0:2 im Heimspiel zuvor gegen den VfL Wolfsburg. Zumal das zweite Bochumer Tor einer eigentlich kurios missglückten Bochumer Freistoßvariante entsprang. „Die Variante hätte man aus unserer Sicht schon verteidigen können“, sagte Baumgart, der ebenfalls ein Muster erkannte: „Wir waren in der einen oder anderen Situation nicht gut genug. Wir haben viel fürs Spiel getan, viel investiert. Am Ende reicht es nicht, und das auch nicht zum ersten Mal.“
Köln verzeichnete gegen den VfL 60 Prozent Ballbesitz, 10:1 Ecken, die deutlich bessere Passquote. Auch läuferisch war der FC überlegen. Entsprechend unglücklich war Davie Selke. „Es fühlt sich nicht gut an. Bochum hat uns mit sehr einfachem Fußball geschlagen. Ich finde den Bochumer Sieg nicht wirklich verdient. Ein Elfmeter, ein Stochertor. Das Quäntchen ist momentan nicht auf unserer Seite. Da nehme ich uns aber auch in die Pflicht; vorne, auch mich. Wir müssen es uns erarbeiten. Wir haben das unter der Woche gemacht und hatten auch eine gute Quote. Manchmal ist es nicht erklärbar“, befand er. Und war damit einer Meinung mit Steffen Baumgart, seinem Chef.