Timo Schultz will Downs langsam aufbauen; gegen RB Leipzig fehlen dem 1. FC Köln Dejan Ljubicic und Linton Maina erkrankt.
Schultz’ Plan mit dem OffensivtalentDamion Downs soll über den Flügel ins Zentrum
RB Leipzig gab anlässlich der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Spiel beim 1. FC Köln (Freitag, 20.30 Uhr, Dazn) die Zahl der mitreisenden Fans bekannt, „eintausendeinhundertundelf“, sagte RB-Sprecher Till Müller wie nebenbei, und auch aus dem Auditorium in Sachsen gab es keine Nachfrage. Dass die in Köln so populäre Zahl im Leipziger Kontext niemanden aufhorchen ließ, war keine Überraschung. Dennoch könnte sie einen Hintergrund gehabt haben. Denn Müller (39) lebte und arbeitete einst in Köln und schrieb in dieser Zeit auch für den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Womöglich sendete er am Donnerstag einen Gruß in die alte Heimat.
Auch RB-Trainer Marco Rose stellte keine Nachfrage zur zweifachen Elf, dabei absolvierte der Sachse einst im Kölner Umland seine Ausbildung zum Fußballlehrer und wagte sich in dieser Zeit sogar in den Karneval, begleitet vom damals noch künftigen FC-Trainer Steffen Baumgart, mit dem er seitdem freundschaftlich verbunden ist. Baumgarts Zeit in Köln ist mittlerweile wieder vorüber, was den Fußball des FC verändert habe. Es sei ein „ähnlich intensiver Fußball. Vielleicht nicht mehr ganz so wild wie unter Baumi. Mit ein bisschen anderen Facetten, aber ähnlich aggressiv“, sagte der 47-Jährige: „Es ist Abstiegskampf auch mit der Qualität, Fußball spielen zu können. Es ist eine Mannschaft, die das Tempo am Flügel einsetzen möchte.“
Die Geschwindigkeit war zuletzt ein Thema bei den Kölnern, als es um die Frage ging, ob Florian Kainz derzeit ausreichend Spielanteile hat. Gegen Bayer 04 Leverkusen begann der Österreicher auf der Bank und blieb dort für 90 Minuten. Kainz hat unbestrittene Qualitäten am Ball, was ihn in der vergangenen Saison zu Kölns mit Abstand bestem Vorbereiter machte. Und auch beim 3:3 vor einer Woche in Mönchengladbach tat sich der 31-Jährige mit zwei Vorlagen hervor, die zwar keine Wundertaten waren. Doch ist es kein Zufall, wenn ein Profi über Jahre mit schöner Regelmäßigkeit an Toren beteiligt ist.
Leipzig hat allerdings den vierthöchsten Ballbesitzanteil der Liga, Kainz dürfte es also erneut schwer haben, seine Qualitäten am Ball einzubringen. Allerdings sind die Aussichten auf einen Einsatz so schlecht nicht. Denn Dejan Ljubicic meldete sich am Mittwoch krank ab, verpasste auch das Training am Donnerstag und wird damit nach seiner Sperre nicht zurückkehren. Auch Linton Maina fällt krank aus – der Offensivmann besetzte zuletzt regelmäßig die Position auf der linken Seite, auf der Kainz nach Meinung seines Trainers am besten eingesetzt ist.
Auf gleich zwei seiner Positionen fallen also Konkurrenten aus, allerdings gibt es einen neuen Bewerber um den Platz auf dem linken Flügel. Damion Downs traf in Mönchengladbach mit einer perfekt ausgespielten Aktion auf der linken Seite ins lange Eck zum 3:3, und obgleich der 1,92 Meter lange Angreifer wie ein Mittelstürmer aussieht, wird er zunächst überwiegend auf dem Flügel spielen. Grundsätzlich sei der 19-Jährige „ein physisch sehr starker Spieler, der sich neben einem weiteren Stürmer im Zentrum am wohlsten fühlt“, beschreibt sein Trainer. „Wegen seines Tempos kann er aber auch sehr gut am Flügel eingesetzt werden.“ Perspektivisch sehe er Downs zwar „klar im Zentrum“, sagt Schultz. Allerdings halte er den Spieler in der Frühphase seiner Profikarriere auf der Seite für besser aufgehoben, „um nicht in vorderster Reihe gleich den maximalen Druck zu bekommen“.
Allein aus Teamräson dürfte Schultz wohl seinen Kapitän beginnen und Downs später von der Bank kommen lassen, was keine schlechte Perspektive für Nachwuchsmann Downs wäre. Denn Kainz spielte zuletzt selten länger als 75 Minuten.
In der Sturmmitte könnte Sargis Adamyan eine neue Chance erhalten, seine zuletzt steigende Form mit seinem ersten Bundesligator seit anderthalb Jahren zu belegen. Allerdings steht Schultz nun wieder ein Mittelstürmer zur Verfügung. Bereits in Mönchengladbach stand Davie Selke nach überstandener Fußverletzung für 15 Minuten auf dem Platz. Nun könnte er bereit sein für die Startelf. „Davie ist voll in den Trainingsbetrieb integriert und macht alles ohne Probleme mit. Ihm fehlen sechs Trainingswochen, daher glaube ich nicht, dass wir da schon wieder über 90 Minuten sprechen können. Aber er ist weiter als letzte Woche“, beschrieb Schultz: „Ob es schon Sinn macht, ihn von Anfang an zu bringen, werde ich mit ihm persönlich besprechen. Er macht einen sehr guten Eindruck.“
Jan Thielmann ist nach seiner Roten Karte gegen Bayer 04 noch für die Partie gegen Leipzig gesperrt. Nach seiner fünften Gelben Karte im Derby fehlt am Freitag zudem Timo Hübers, den Luca Kilian ersetzen wird. Kilian spielte beim 0:6 im Hinspiel eine dramatische Rolle, als er nach seiner Einwechslung einen rabenschwarzen Abend erlebte und Dani Olmo so unglücklich foulte, dass der zweieinhalb Monate pausieren musste.
1. FC Köln: Schwäbe - Carstensen, Kilian, Chabot, Finkgräfe - Martel, Huseinbasic - Alidou, Adamyan, Kainz – Selke; Leipzig: Gulacsi - Henrichs, Orban, Lukeba, Raum - A. Haidara, X. Schlager - Dani Olmo, Xavi - Openda, Sesko; Schiedsrichter: Badstübner (Nürnberg).