Köln – Einig waren sich beide Seiten schon vor dem Urlaub, doch der 1. FC Köln nahm sich vor, die vorzeitige Verlängerung mit seinem populären Cheftrainer am Tag des Trainingsauftakts offiziell zu verkünden. Christian Keller strahlte, als der Sport-Geschäftsführer am Montagvormittag den Pressekonferenz-Raum am Geißbockheim betrat. Keller hatte eine „sehr freudige Nachricht zum Auftakt der Saison“ zu verkünden, wie er sagte.
Diese war allerdings keine wirkliche Überraschung mehr: Der Bundesligist hat den Vertrag mit Cheftrainer Steffen Baumgart vorzeitig verlängert. Allerdings nicht bis 2025, wie vorher spekuliert worden war. Sondern vorerst um weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2024. Es gibt keine Ausstiegsklausel, dafür verdoppelt Baumgart nach der starken Saison mit dem siebten Platz offenbar seine Bezüge auf knapp zwei Millionen Euro pro Jahr.
„Wir haben uns ganz bewusst darauf verständigt, zunächst bis 2024 zu verlängern, obwohl wir alle eine längere Zusammenarbeit anstreben. Es liegt nicht an der Vertragslänge, wie gut eine Zusammenarbeit ist. Wir werden uns jedes Jahr zusammensetzen“, kündigte Keller an. Die Gespräche sollen im Frühjahr anberaumt werden. Baumgart reagierte gewohnt cool: „Ich bin gerne hier, das Projekt ist noch nicht beendet. Wir haben Ziele und wollen diesen Verein weiterentwickeln und aus dieser schwierigen Zeit rauskommen. Deswegen war schnell klar, dass ich verlängere.“
Geleitet habe den FC bei der Trainer-Personalie das so genannte Freiburger Modell, das Keller als „Positivbeispiel mit jahrelangem Vorbildcharakter“ bezeichnete. Beim SC Freiburg ist seit über eine Dekade Trainer Christian Streich im Amt. Es ist Usus, dass dessen auslaufender Vertrag jeweils jährlich um eine weitere Saison verlängert wird. Baumgart könnte damit auch in Köln gut leben: „Ich finde es im Fußball schwierig, langfristig zu planen. Wir wissen schon, was passieren kann, wenn es mal nicht läuft. Das Freiburger-Modell, über das gerne gesprochen wird, ist ein sehr gutes.“ Mit Baumgarts Trainerteam ist noch nicht verlängert worden, aber das könnte im Laufe des Sommers der Fall sein, wie der Sportchef durchblicken ließ.
Keller und Baumgart gaben auch einen Einblick über die Transferaktivitäten. Bisher hat der 1. FC Köln in Linton Maina, Denis Huseinbasic, Steffen Tigges, Kristian Pedersen und Eric Martel fünf Spieler verpflichtet, zudem zog er die Kaufoption bei Innenverteidiger Luca Kilian. Auf der Abgabenseite ist es noch recht ruhig. Der finanziell angeschlagene Klub ist auf Transfererlöse angewiesen. Salih Özcan ist für eine Ablöse in Höhe von rund fünf Millionen Euro zu Borussia Dortmund gewechselt, doch weitere signifikante Einnahmen konnte der FC bisher nicht generieren.
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„Wir freuen uns, dass auf der Zugangsseite schon einiges passiert ist. Zum Thema Abgänge ist es mir ein Bedürfnis zu sagen, dass wir entscheiden, ob und wer abgeht. Ein Spieler, der sich korrekt einbringt, zu dem werden wir nicht sagen, dass er gehen muss. So wollen Steffen und ich nicht die Mannschaft führen. Wir werden den Spielern aber klar sagen, wie ihre Chancen stehen“, erklärte Keller. Als Verkaufskandidaten gelten Ondrej Duda, Sebastian Andersson oder auch ein Leistungsträger wie Ellyes Skhiri. Es ist aber nicht besprochene Sache, dass beispielsweise der Tunesier, um den es immer mal wieder lose Wechselgerüchte gab, den FC verlassen wird. Keller: „Unsere Absicht ist, dass Ellyes diese Saison bei uns spielt. Er ist ein Muster-Profi. Gleichzeitig ist er sehr ambitioniert. Mit ihm ist besprochen, dass er zu uns kommen kann, wenn er etwas anderes machen möchte.“
FC gibt noch kein Saisonziel aus
Was das Saisonziel angeht, gab sich der FC vorsichtig. Man wolle weiterhin guten, attraktiven Fußball bieten und den Verein weiterentwickeln, so Baumgart: „Über Platzierungen oder Punkte will ich nicht reden. Wir wollen die Mannschaft stabilisieren und müssen neue Lösungen finden. Das Wichtigste ist, diesen Verein in der Bundesliga zu halten. Wo wir genau hinwollen, darüber sprechen wir, wenn die Vorbereitung vorbei ist.“ Der Sportchef ergänzte, dass es für den FC oberste Priorität sei, „so schnell wie möglich auf 40 Punkte zu kommen. Und natürlich wollen wir auch bei den Pokal-Wettbewerben gut sein.“
Dass die Kölner in der ersten Runde und zum Pflichtspielauftakt bei Jahn Regensburg antreten, für den Keller über acht Jahre tätig war, kommentierte der Sportchef augenzwinkernd: „Ich stand an der Ampel, hatte das Handy in der Mittelkonsole und habe in einer Minute 50 Nachrichten bekommen, 40 aus Regensburg. Da wusste ich: Scheiße, das ist nicht das optimale Los. In dem Fall muss Regensburg leider ausscheiden.“
Hector verpasst den FC-Start
Rund 300 Zuschauer verfolgten am Montag den Trainingsauftakt beim 1. FC Köln. Und sie vermissten den Kapitän. Wie der Klub erst jetzt mitteilte, hat sich Jonas Hector im letzten Saisonspiel Mitte Mai in Stuttgart eine Muskelverletzung in der Wade zugezogen. „Jonas braucht noch etwas. Es war Glück im Unglück, dass die Verletzung zum Ende der Saison passiert ist. Wir hoffen, dass wir ihn spätestens nach dem Trainingslager voll ins Mannschafts-Training integrieren können“, sagte Lizenzspielerleiter Thomas Kessler. Der FC bereitet sich vom 3. bis 10. Juli erneut in Donaueschingen vor.
Während die anderen Neuzugänge Eric Martel, Linton Maina, Denis Huseinbasic und Kristian Pedersen auf dem Platz mitmischten, fehlte Stürmer Steffen Tigges, der sich nach seiner Sprunggelenksverletzung im Aufbau befindet und individuell trainiert. Jan Thielmann, Mathias Olesen und Dimitrios Limnios sind verletzt und die Nationalspieler Dejan Ljubicic, Ondrej Duda und Tim Lemperle im Sonderurlaub. (LW)