Köln – Der 1. FC Köln hat in der Bundesliga den dritten Sieg in Folge gelandet und am Samstag auch Abstiegskandidat Arminia Bielefeld mit 3:1 bezwungen. Die Analyse zum Spiel.
Das Wichtigste zuerst
Es war ein Arbeitssieg in einer intensiven, bisweilen fahrigen, aber immer unterhaltsamen und emotionalen Partie. In der Summe war es allerdings ein verdienter Sieg der qualitativ besseren, dominanteren Mannschaft. Der Kölner Traum vom Europapokal lebt nicht nur weiter, sondern er nimmt in einer beeindruckenden Spielzeit auch Formen an. Der FC konnte die Punkte 47, 48 und 49 verbuchen und hat damit bereits drei Spieltage vor dem Saisonende exakt so viele Zähler auf dem Konto wie am Ende der Euro-Saison 2016/17 unter Trainer Peter Stöger. Die Kölner festigten durch den Erfolg Platz sieben. Fast hätte sich die Ausgangsposition im Kampf um die internationalen Plätze noch weiter verbessert, doch das lag nicht in der Kölner Hand. Union Berlin drehte die Partie bei RB Leipzig gegen Ende noch und gewann mit 2:1. Da Hoffenheim in Frankfurt nicht über ein Unentschieden hinaus kam, vergrößerte der FC den Vorsprung auf die TSG auf drei Punkte. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart muss weiter ihre Hausaufgaben machen, dazu ist sie auch absolut in der Lage, aber auch der Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz wird so kurz vor dem Saisonende immer wichtiger.
Die Tore
Bereits nach knapp drei Minuten ging der FC in Führung. Nach einem Freistoß von Florian Kainz spielte Jonas Hector den Ball mit Übersicht in die Strafraum-Mitte auf Mark Uth. Der nahm diesen mit einer Drehung an und traf im Fallen ins linke Eck.
Das 1:1 in der 33. Minute legte sich der FC selbst ins Netz: Nach einem verheerenden Ballverlust von Luca Kilian hatte Bielefelds Bester, Patrick Wimmer, freie Bahn und legte kurz vor FC-Torwart Marvin Schwäbe noch einmal quer. Dort stand Timo Hübers, der den Ball unglücklich ins eigene Tor bugsierte.
Zwei Minuten vor der Pause ging der Gastgeber wieder in Führung: Nach einer Uth-Flanke nahm Anthony Modeste den Ball im Strafraum an und zog ab. Arminia-Verteidiger Pieper fälschte die Kugel noch unglücklich ins Tor ab.
Die Entscheidung fiel in der 86. Minute: Bielefeld war weit aufgerückt. Kingsley Ehizibue schickte Modeste. Der hatte viel Platz, behielt den Kopf oben und bediente mustergültig den mitgelaufenen Jan Thielmann, der flach zum 3:1-Endstand traf.
Das war gut
Die Kaltschnäuzigkeit und Klasse vor dem Tor von Anthony Modeste, aber auch das Gespür der Fans. Als das Spiel beim Stand von 2:1 auf der Kippe stand, puschten die Anhänger ihre Mannschaft noch einmal und trieben sie nach vorn. Gänsehautstimmung in Müngersdorf – gegen Ende und schon bei der Choreo zu Spielbeginn.
Marvin Schwäbe. Das Spiel gegen Bielefeld war lange kein dankbares für den Torhüter. Der 26-Jährige bekam wenig bis gar nichts zu tun. Doch als Schwäbe gebraucht wurde, war er wieder einmal da. In der 70. Minute lenkte er den gefährlichen Kopfball von Ramos gerade noch über die Latte. Und noch wichtiger: In der 85. Minute parierte er grandios gegen Ince und vereitelte so die Chance auf den Ausgleich.
Moment des Spiels
Das 3:1 vier Minuten vor dem Ende war für alle Kölner eine Erlösung. Für die Spieler, die auf dem Platz wie Kinder den Treffer von Jan Thielmann feierten, aber auch für die Fans, die danach Europapokal-Gesänge anstimmten.
Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Das Ergebnis war das, was wir uns vorgestellt haben. Vieles hat nicht gepasst, das muss man sagen. Bielefeld war oft näher am 2:2 als wir am 3:1. So ein Spiel ist wichtig für uns, weil wir sehen, was wir gut machen und was nicht. In vielen Phasen haben wir es nicht so gut gespielt, wie wir es können.“
Marco Kostmann (Arminia Bielefeld): „Mein Hauptaugenmerk war, dass wir unseren Auftritt verbessern müssen, was unseren Mut und unser Engagement angeht. Das habe ich über weite Strecken gesehen. Das ist das Mindeste, das wir bringen müssen, um in der Liga zu bleiben. Aber es geht darum, was vor dem eigenen und dem gegnerischen Tor passiert. Das war der Unterschied. Ein 2:2 wäre verdient gewesen, gemessen an dem, was wir auf den Platz gebracht haben. Für uns ist es ärgerlich, dass wir uns nicht belohnen konnten.“
Das sagen wir
Es war wahrlich kein fehlerfreier Auftritt der Kölner, Trainer Steffen Baumgart bemängelte nach der Partie auch einiges. Doch dieser 1. FC Köln bewies erneut große Moral und zeigte auch, wie enorm er sich unter Baumgart weiterentwickelt hat. Die Mannschaft lässt sich von Widerständen nicht mehr aus der Bahn werfen. Und in diesem Spiel gab es einige Widerstände: Als Jonas Hector wegen seiner Kopfverletzung raus musste, stellte sich der FC in zehnminütiger Unterzahl clever an und hielt sich schadlos.
Den Ausgleich machten sich die Kölner dann selbst rein, doch wenig später gaben sie prompt die richtige Antwort darauf mit dem wichtigen 2:1 kurz vor der Pause. Als die Partie kurz vor dem Ende auf der Kippe stand, behielten sie die Nerven und sorgten für die Entscheidung. Die Bank gibt beim FC einiges her, Baumgart war mit seinem erneuten Dreifachwechsel in der 74. Minute in der Lage, dem Spiel neue Impulse zu geben. Mit Jan Thielmann traf wieder einer seiner Einwechselspieler. Die Mannschaft ist stabil und eine echte Einheit, das Restprogramm zudem durchaus machbar. Viel spricht dafür, dass sich dieser FC am Ende für den Europapokal qualifiziert. Jetzt geht es zum Angstgegner nach Augsburg, der zuletzt so starke Salih Özcan wird gesperrt fehlen. Doch der Baumgart-Truppe ist in dieser Verfassung zuzutrauen, dass sie auch dort etwas Zählbares mitnimmt.