In den Relegationsspielen gegen Bielefeld überragte der 22-jährige Angreifer, der in der Jugend des FC Bayern München ausgebildet wurde.
Talent auf Baumgarts WunschzettelDarum will Köln den Wiesbadener Aufstiegshelden
Der Wiesbadener Jubel in Bielefeld war riesig, und ein Protagonist der Zweitliga-Wiederkehr ließ seine Freude ungefiltert raus. „Jetzt ist einfach nur Party pur. Da wird nix mehr analysiert, da ist alles scheißegal“, sagte Benedict Hollerbach nach dem 2:1-Sieg im Rückspiel auf der Alm. Bereits das Hinspiel daheim hatte Wiesbaden 4:0 gewonnen, schon da hatte Hollerbach überragt – und zum 3:0 getroffen.
Es war ein großes Jahr für den Tempodribbler, der die Bielefelder Hoffnungen nach Klos’ 1:0-Führung aus der vierten Minute noch vor der Halbzeitpause erstickte. Das 1:1 erzielte Hollerbach nach einem rasanten Konter. Vor dem 2:1 stürzte er sich in voller Geschwindigkeit ins Duell mit zwei Bielefelder Verteidigern und profitierte davon, dass sein Abschluss deutlich abgefälscht wurde. Es war ein Fall von erzwungenem Glück, auch damit passt Hollerbach gut zu seinem potenziellen neuen Verein, dem 1. FC Köln. Der FC setzt auf intensives Flügelspiel. Mit seinem Tempo und der Qualität am Ball ist Hollerbach ein Fußballer, der hervorragend in die Kölner Strategie passt.
Außerdem war er in der abgelaufenen Saison extrem torgefährlich. Mit 14 Treffern in 37 Einsätzen war er fünftbester Schütze der Dritten Liga, in den beiden Relegationsspielen kamen noch drei Tore hinzu. Eine starke Ausbeute für einen Profi, der im Mai 22 Jahre alt wurde, seine Robustheit jedoch schon nachhaltig unter Beweis gestellt hat: Von 38 Ligaspielen dieser Saison verpasste er nur eines, als er Gelb-gesperrt war. 34-mal stand er in der Startelf der Hessen.
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In Köln hält man sich bedeckt zum Werben um den Angreifer. Zwar hat Steffen Baumgart mehrfach Partien der Wiesbadener im Stadion verfolgt. Das liegt aber auch daran, dass der Kölner Trainer mit Nico Schäfer befreundet ist, dem Geschäftsführer der Hessen. Im März 2022 etwa besuchte Baumgart den Auftritt der Wiesbadener in Höhenberg und sah, wie Hollerbach in der 74. Minute eingewechselt wurde. Damals verlor Wiesbaden in Unterzahl 1:2 gegen die Viktoria, am Ende der Saison stand Rang acht in der Dritten Liga. Nun gelang im dritten Anlauf seit dem Abstieg 2020 die Rückkehr ins Unterhaus.
Hollerbach hatte großen Anteil am Erfolg, in Erinnerung blieb etwa sein Elf-Minuten-Hattrick beim 3:2 gegen Bayreuth. Dennoch wird er nun Duelle mit Schalke, Hertha, Nürnberg oder dem HSV gegen Heiden- und Hoffenheim sowie Augs- und Wolfsburg tauschen – und sich wohl dem FC anschließen. „Das Interesse an ihm ist groß, auch an anderen Spielern des SV Wehen Wiesbaden. Wir hoffen, dass wir den einen oder anderen halten können“, sagte Schäfer.
Hollerbach selbst wollte seine Zukunft inmitten der Euphorie nicht groß kommentieren. „Ich beschäftige mich heute nicht damit. Ich bin riesig froh, dass wir aufgestiegen sind. Ich bin mega erleichtert, dem Verein noch was zurückgeben zu können“, sagte er – und klang dabei dennoch wie einer, der nun aufbricht zur nächsten Karriere-Station.
Allzu weit können die Verhandlungen mit den Kölnern allerdings noch nicht sein. Einerseits musste sich der Spieler zuletzt mit seinen Aufgaben in der Relegation befassen. Und andererseits wusste der 1. FC Köln bis zum vorletzten Freitag noch nicht, ob in diesem Sommer überhaupt Transfers möglich sein würden. Dann aber entschied der Internationale Sportgerichtshof, die durch den Fußball-Weltverband ausgesprochene Transfersperre gegen den FC auszusetzen. Nun sind zumindest für die anstehende Transferphase Wechsel nach Köln möglich.
FC-Geschäftsführer Christian Keller dürfte die Relegation durchaus als Beteiligter verfolgt haben, obwohl der 1. FC Köln objektiv wenig damit zu tun hatte. Doch verlängerte sich Hollerbachs auslaufender Vertrag in Wiesbaden durch den Aufstieg nun um ein weiteres Jahr. Deshalb kostet der Angreifer nun eine Ablöse. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen“ liegen den Wiesbadenern mehrere Offerten über mehr als einer Million Euro vor, was eine Menge Geld wäre für einen Spieler ohne Bundesliga-Erfahrung. Allerdings entfaltet Hollerbach, der nicht mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi Bernd Hollerbach verwandt ist, gerade erst sein volles Potenzial. Offenbar sind die Kölner bereit, ein Investment zu wagen für den zweimaligen U-18-Nationalspieler, der in der Jugend des FC Bayern München ausgebildet wurde, mit der er im Jahr 2017 die Deutsche Meisterschaft der B-Junioren gewann. Am Theodolinden-Gymnasium in München-Harlaching legte Hollerbach nicht nur sein Abitur ab – sondern gewann auch zweimal die deutsche Schulmeisterschaft.