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Remis im Test gegen LuganoFC kassiert kuriose Tore, Gazibegovic sorgt für Schrecksekunde

Lesezeit 5 Minuten
Tim Lemperle konnte sich am Freitag zum Abschluss des Trainingslagers im Test gegen Lugano nicht in die Torschützenliste eintragen.

Tim Lemperle konnte sich am Freitag zum Abschluss des Trainingslagers im Test gegen Lugano nicht in die Torschützenliste eintragen.

Im Test über viermal 30 Minuten gerät der FC nach zwei schweren Patzern 0:2 in Rückstand, schafft aber trotz zwischenzeitlichen 1:3 noch ein 3:3 gegen den Schweizer Tabellenführer.

Bevor der 1. FC Köln am Freitagabend mit dem Flieger von Marbella Spanien in Richtung Deutschland verließ, beendete der Zweitliga-Tabellenführer sein Trainingslager in Andalusien mit einem Testspiel über viermal 30 Minuten gegen den FC Lugano. Nach dem 3:3 hat Kölns Trainer Gerhard Struber einige Erkenntnisse in Richtung Zweitliga-Auftakt beim Hamburger SV (18. Januar, 20.30 Uhr) gewonnen. Vor allem wird der Coach registriert haben, welche Baustellen er noch hat.

Während daheim Köln unter den Folgen des Wintereinbruchs ächzte, durften sich die Kölner zum Abschluss über fast schon sommerliche Temperaturen erfreuen. Bei gefühlten 25 Grad in der Sonne war es eine schweißtreibende Angelegenheit. Und eine mit einigen schweren FC-Patzern: Bei gleich drei Gegentoren halfen die Kölner (erst die Torhüter Marvin Schwäbe und später Jonas Urbig sowie zwischendurch Verteidiger Dominique Heintz) tatkräftig mit.

„Das sind individuelle Fehler, da erwarte ich mir schon mehr. Das kann nicht unser Anspruch sein, dass wir drei Gegentore bekommen auf diesem Niveau. Das darf uns so nie und nimmer passieren“, haderte Struber und fuhr fort: „Wir haben einiges aufgezeigt bekommen – vor allem, was Pressing und Positionierung angeht. Wir haben aber auch gesehen, wie gefährlich wir sein können, wenn wir gut ins Umschaltspiel kommen. Da sind wir schwer zu verteidigen. Aber wir müssen einfach auch stabil und fokussiert sein.“ Das Wochen-Fazit des Coaches fiel aber positiv aus: „Wir reisen mit einem guten Gefühl nach Köln zurück. Wir hatten eine gute Trainingswoche mit viel Energie. Wir haben sehr viele wichtige Dinge sehr gut trainieren können. Der gesamte Kader hat sich sehr engagiert gezeigt.“

Im vorletzten Testspiel vor dem Liga-Start (am Dienstag trifft der FC noch auf Viktoria Köln) setzte Struber in den ersten 60 Minuten auf seinen Stamm und die mittlerweile gewohnte Grundordnung mit Dreier-Abwehrkette, die Kapitän Timo Hübers, Heintz und erneut Eric Martel bildeten. Julian Pauli nahm auf der sonnigen Tribüne Platz, der junge Abwehrspieler klagte über Unwohlsein. Vor der Abwehr agierten Denis Huseinbasic und Dejan Ljubicic auf den Positionen Sechs und Acht, auf den Außen kamen Leart Pacarada (links) und Jusuf Gazibegovic zum Einsatz. Florian Kainz auf der Zehn und Linton Maina links offensiv und Tim Lemperle im Angriff komplettierten die Kölner Startelf. Vieles spricht dafür, dass genau diese auch beim HSV beginnt.

Das sind individuelle Fehler, da erwarte ich mir schon mehr. Das kann nicht unser Anspruch sein, dass wir drei Gegentore bekommen auf diesem Niveau. Das darf uns so nie und nimmer passieren
FC-Trainer Gerhard Struber

Der FC steckte früh in Schwierigkeiten. Der FC Lugano ist überraschender Tabellenführer der ersten Schweizer Liga vor dem FC Basel; es trafen also Gegner aufeinander, die in etwa das gleiche Niveau haben. Luganos Trainer Mattia Croci-Torti erinnerte dabei an einen früheren Kölner Coach: Wie einst Steffen Baumgart tigerte Croci-Torti die Seitenlinie auf und ab und brüllte dermaßen, dass einige Zuschauer sogar erschraken. Im Gegensatz zu Baumgart tat er das aber gleich in vier Sprachen (Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch) – faszinierend.

Und es ging gleich ordentlich zur Sache. Gazibegovic wirkte anfangs bei einem Zweikampf etwas übermotiviert. Für seinen Gegenspieler war nach dem Duell schon Schluss, ihm musste vom Platz geholfen werden. Aber auch den FC-Neuzugang hatte es erwischt. Er spielte zwar weiter, verließ aber später mit einem Eisbeutel auf dem Oberschenkel den Platz. Struber gab später Entwarnung: „Er ist mit dem Stollen vom Gegenspieler erwischt worden. Das ist keine strukturelle Verletzung, sondern eine Prellung am Oberschenkel und nichts Gravierendes. Er hat danach ordentlich gespielt.“

Jusuf Gazibegovic prallte gleich zu Beginn mit seinem Gegenspieler zusammen und erlitt eine schmerzhafte Prellung.

Jusuf Gazibegovic prallte gleich zu Beginn mit seinem Gegenspieler zusammen und erlitt eine schmerzhafte Prellung.

Lugano hatte im ersten Viertel ein Chancenplus, die Kölner ließen vor allem die Genauigkeit beim letzten Pass vermissen. In den zweiten 30 Minuten wurde es dann kurios: Die Südschweizer gingen in der 38. Minute durch den Ex-Kölner Kacper Przybylko in Führung. Dessen vollkommen harmlosen Fernschuss ließ Keeper Schwäbe durch die Beine trudeln. Der Stammtorwart hatte die Szene wohl gedanklich schon abgeschlossen.

Beim 0:2 durch Yanis Cimignani (42.) sah Heintz nicht gut aus, der sich zuvor bei einem langen Ball verschätzte. Struber wirkte nicht zufrieden und brachte bereits in der 46.Minute Stürmer Damion Downs für Lemperle. Dem zukünftigen Hoffenheimer war nicht viel gelungen. Danach kam der FC besser in die Partie und drückte auf den Anschluss, der zwei Minuten vor der großen Pause auch fallen sollte: Nach der Flanke von Kainz legte Martel für Heintz aber, der per Kopf das 1:2 erzielte (58.).

Danach wechselte Struber mit Ausnahme von Huseinbasic und Downs durch und brachte eine unerfahrene Elf, die es dann aber ordentlich machte. Zur Freude von Struber: „Viele Jungs, die zuletzt eher hinten dran waren, haben heute gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist.“

Downs hatte den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber am Torhüter (69.). Doch dann luden die Kölner wieder ein: Koutsias traf in der 78. Minute erst den Pfosten, dann eine Minute später zum 1:3. Seinen Schuss aus rund 18 Metern faustete Urbig ins eigene Tor – auch das kann und muss man besser lösen. Der FC steckte aber nicht auf. Und belohnte sich: Meiko Sponsel traf zum 2:3 (84.), der erst in der 73. Minute eingewechselte Steffen Tigges zum 3:3. Die Kölner waren im Anschluss vor allem durch Jan Thielmann dem Sieg dann sogar näher, doch es blieb beim Unentschieden.

Köln (erste 60 Minuten): Schwäbe – Hübers, Martel, Heintz – Gazibegovic, Martel, Huseinbasic, Pacarada – Ljubicic, Kainz, Maina – Lemperle. Zweite 60 Minuten: Urbig – Sponsel, Telle, Carstensen – Thielmann, Kujovic, Huseinbasic (72. Tigges), Finkgräfe – Downs (78. Potocnik, 110. Schmitt), Waldschmidt, Obuz.