Köln – Die Begegnung mit Karim Onisiwo in der ersten Halbzeit der Partie des 1. FC Köln bei Mainz 05 (1:1) am Sonntag war für Timo Horn folgenreicher als erhofft. Der Angreifer hatte Horn hart attackiert, als der einen Ball aus dem Strafraum geschlagen hatte. Der Keeper wirkte hinterher angeschlagen, die Zeitlupenbilder ließen Schlimmeres vermuten. Doch kam Horn nach der Halbzeitpause zurück auf den Platz, er schien noch einmal Glück gehabt zu haben.
Schlechte Nachrichten
Am Dienstagmittag allerdings teilte der 1. FC Köln mit, vorerst ohne Horn planen zu müssen. Die MRT-Untersuchung am Montagnachmittag hat eine Knieverletzung ergeben. Der 28-jährige Vizekapitän muss deshalb pausieren und wird vor der Winterpause nicht zurückkehren. Für mindestens fünf Partien wird Horn damit ausfallen, und weil zwischen dem letzten Spiel des Jahres am 19. Dezember gegen den VfB Stuttgart und dem Rückrundenauftakt am 9. Januar nur drei Wochen liegen, ist nicht gesagt, nach der Winterpause schon wieder einsatzfähig ist.
Es ist die zweite größere Verletzung des Torhüters, im Jahr 2016 musste sich Horn einer Meniskusoperation im linken Knie unterziehen, auch diese Verletzung erlitt er im November – und wie in diesem Jahr wurde sie in der Woche vor einem Derby gegen Borussia Mönchengladbach öffentlich. Damals rückte Thomas Kessler ins FC-Tor und zeigte beim Kölner 2:1-Sieg eine herausragende Leistung, Marcel Risse traf damals mit seinem Freistoß aus 35 Metern in der Nachspielzeit, zuvor hatte Anthony Modeste die Führung der Gastgeber ausgeglichen.
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Modeste wird damit neben Jonas Hector der einzige FC-Spieler sein, der bereits beim Sieg vor fünf Jahren für den FC auf dem Platz stand. Timo Horn fiel nach seiner Operation mehr als 100 Tage aus, diesmal ist die Prognose immerhin besser. Ob Modeste allerdings auf dem Platz stehen wird, ist fraglich: Auch der Franzose wurde am Sonntag Opfer des Mainzer Verständnisses eines körperbetonten Auftritts. Nach mehreren unfairen Attacken im ersten Durchgang hatte FSV-Coach Bo Svensson in der Halbzeitpause nach Angaben seiner Spieler vehement mehr Aggressivität gefordert – was zu Stefan Bells rüder Attacke auf Anthony Modeste geführt hatte, der eine schwere Prellung erlitt und für das Derby nun ebenfalls auszufallen droht.
Schwäbes Chance
Horns Unglück ist nun die Chance für Ersatzmann Marvin Schwäbe. Der 26-Jährige wurde bei Eintracht Frankfurt in der Jugend ausgebildet und wechselte im Sommer 2013 in die A-Jugend der TSG Hoffenheim, mit der er die Deutsche Meisterschaft gewann. Nach Leihen zum VfL Osnabrück und zu Dynamo Dresden wechselte der 1,90 Meter große Torhüter zur Saison 2018/19 zu Bröndby Kopenhagen, wo er im vergangenen Jahr die dänische Meisterschaft gewann. Im Jahr 2017 gehörte Schwäbe zudem dem DFB-Kader an, der die U21-Europameisterschaft in Polen gewann.
Experte für Titelgewinne
Es ist nicht überliefert, dass diese Erfolge dazu beitrugen, dass Steffen Baumgart Schwäbe vor dieser Saison als seinen Pokal-Torhüter ausrief. In den ersten beiden Pokalrunden erwies sich der Torhüter dann auch als grundsolider Rückhalt, während Timo Horns Form sich in dieser Saison unter dem neuen Torwarttrainer Uwe Gospodarek zwar stabilisierte. Dennoch hinterließ die Kölner Nummer 1 zuletzt mehrfach einen unglücklichen Eindruck – beinahe schien es, als arbeite man verzweifelt daran, aus Horn den Torhüter zu machen, der Schwäbe bereits ist.
Unglücklicher Horn
Am Sonntag kassierte Horn Jonathan Burkardts Schuss zur Mainzer Führung flach und eher unplatziert ins Torwarteck. Bereits die Gegentore beim 2:2 gegen Union Berlin hatten Horn nicht gut aussehen lassen – entsprechend ungehalten hatte das Kölner Publikum reagiert. Anschließend hatte Baumgart seinen Keeper jedoch gestützt. Er habe „selbst in der Kiste gestanden“, sagte der FC-Trainer; die Gegentore seien „einfach gut geschossen“ gewesen. Bei ihm stehe Horn nicht in Frage: „Ich bin absolut zufrieden mit ihm. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch mit seiner Rolle innerhalb des Teams. Wir gehen kritisch mit seinen Spielen um, sehen aber auch eine gute Entwicklung bei ihm.“
Vor dem Pokalspiel in Stuttgart (2:0) hatte Baumgart allerdings erklärt, er sehe in Schwäbe durchaus einen ernsthaften Konkurrenten. „Ich finde, Marvin hat in den letzten vier Monaten einen riesigen Schritt gemacht und gehe schon davon aus, dass das auf der Torwartposition auf lange Sicht immer enger wird.“