Vorstand und Opposition wagen sich an die Öffentlichkeit – Trainer-Entscheidung steht bevor.
Trainer-Entscheidung, Prestin und Stammtisch1. FC Köln geht in eine weitere Schicksalswoche
Christian Löer Köln Dem 1. FC Köln steht eine weitere aufregende Sommerpausenwoche bevor. Am Mittwoch treffen Vorstand und Geschäftsführung im Coloneum auf ihre Mitglieder, mehr als 2000 hatten sich bis zur vergangenen Woche angemeldet. Selbst bei der üblichen Rate von Angemeldeten, die letztlich doch nicht auftauchen, dürften sich mehr Fans einfinden als zu den jüngsten Mitgliederversammlungen in der Lanxess-Arena.
Der Klub bereitet den Abend akribisch vor, am Wochenende veröffentlichte man den dritten von drei „FC-Inside“ betitelten Podcasts. Auch zum vorläufigen Abschluss der Serie verlegten sich die FC-Verantwortlichen überwiegend darauf, Gesagtes zu wiederholen, branchenübliches Verhalten als „Strategie“ zu verkaufen und Behauptungen als absolute Wahrheiten zu formulieren. Die Sorge ist groß vor dem Stammtisch. „Ich erhoffe mir, dass wir aus diesem 12. Juni heraus eine Art Aufbruchstimmung kreieren“, sagte Geschäftsführer Christian Keller. Je positiver man dem Saisonauftakt entgegensehe, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, „den FC auch aus dieser schwierigen Situation herauszubringen“, erklärte der Sportchef.
Die erste Ausgabe des Mitgliederstammtischs im vergangenen Januar war ein gut gemeinter Versuch, die Stimmung im Verein nach Cas-Urteil und Steffen Baumgarts Entlassung einzufangen. Damals stellten sich Vorstand und Geschäftsführung mehr als fünf Stunden lang den Fragen der Mitglieder, doch in Erinnerung blieb vor allem, dass die Antworten in den relevanten Themenfeldern allzu schwammig gerieten – und Teils durch das Weglassen von Teilen der Wahrheit den Bereich der Lüge berührten. „Sie beleidigen unsere Intelligenz“ – der Satz eines Mitglieds am Mikrofon blieb den Teilnehmern stärker in Erinnerung als die vielen wohl formulierten Erklärungsversuche zu Kaderplanung und Trainerwechsel.
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Präsident Werner Wolf erinnerte schon vorab einmal mehr an die Werte, um die Mitglieder davon abzuhalten, allzu kritisch mit ihrem FC ins Gericht zu gehen und womöglich erneut mit Fragen nach Schuldigen und Konsequenzen zu kommen. „Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, die Werte, die wir gemeinsam erarbeitet haben, auch in dieser schwierigen Situation zu leben. Dass wir vernünftig miteinander umgehen“, sagte Präsident Werner Wolf.
Die Taktik, nach und nach Einigungen mit Spielern für die neue Saison zu kommunizieren, darf getrost als PR-Maßnahme zur Verbesserung der Laune um den Traditionsklub verstanden werden. Doch nach wie vor fehlt den Kölnern ein Trainer für die neue Saison, und es wäre keine Überraschung, sollte der noch vor dem Stammtisch präsentiert werden. Jedenfalls würde das Christian Keller von der lästigen Pflicht befreien, auch noch erklären zu müssen, warum er mehr als drei Wochen nach dem Abstieg noch ohne Coach dasteht.
Zuvor werden Dieter Prestin und sein Mitstreiter Stefan Jung am Montagvormittag ihr Team sowie ihr Programm vorstellen, mit dem sie die FC-Mitglieder davon überzeugen wollen, eine Außerordentliche Mitgliederversammlung zu berufen und den amtierenden Vorstand abzuwählen. Noch ist offen, wer neben Prestin und Jung das Kandidatentrio ergänzen soll.
Wie steht es um Prestins Programm?
Zudem wird sich zeigen, wie deutlich sich Prestins Programm vom mitgliederzentrierten und eher investitionsscheuen „Matchplan“ der aktuellen FC-Spitze unterscheidet. Prestin erklärte zuletzt, „die Herausforderungen und Ansprüche, die an einen erfolgreichen Fußballverein in der Gegenwart und zukünftig gestellt werden“, zu kennen. Steuerwissenschaftler Jung nannte „gute Kommunikation, Transparenz und solide Finanzen in einem mitgliedergeführten Verein“ als Schwerpunkte seiner Arbeit. (ksta)