Das 1:5 im Hinrundenspiel gegen Darmstadt war ein historischer Tiefpunkt – Kohfeldts Begeisterung für Köln
Vor Duell mit Darmstadt 981. FC Köln sinnt auf Revanche

Das Hinspiel in Darmstadt ist bei FC-Trainer Gerhard Struber in schlechter Erinnerung.
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Gerhard Struber reagierte schmallippig, als er auf das Hinspiel angesprochen wurde. Was sich geändert habe beim 1. FC Köln im Vergleich zum 1:5 bei Darmstadt 98 im Oktober, sollte der Österreicher sagen. „Der Tabellenstand“, antwortete Struber nach einem Moment des Überlegens. Thomas Kessler ging ein wenig mehr ins Detail. „Wir sind mittlerweile defensiv deutlich schwieriger zu bespielen, als Darmstadt das im Hinspiel erlebt hat. Das werden sie auch am Samstag erleben“, kündigte Kölns Leiter Lizenz an.
Der Tabellenplatz ist nun tatsächlich erfreulicher als nach dem neunten Spieltag und der Pleite am Böllenfalltor. Damals war Köln Zehnter. Doch mittlerweile hat sich der FC in der Aufstiegsregion festgesetzt und geht als Zweiter ins Rückspiel am Samstagabend (20.30 Uhr/live auf Sky und bei Sport1).
Die Niederlagen gegen Darmstadt und anschließend Paderborn bedeuteten eine Zäsur. Dem Aufruhr folgten der Systemwechsel und eine Stabilisierung. Nach 20 Gegentoren in den ersten zehn Spielen kassierte der FC in den 15 Partien danach nur noch zehn Treffer. Allerdings: Hatten die Kölner in den ersten zehn Spielen immerhin 22-mal getroffen, kamen in den folgenden 15 Spielen nur 16 Tore dazu. Doch die veränderte Trefferverteilung hat den FC in der Summe von Rang zwölf auf zwei gebracht. Struber kann also zufrieden sein. Doch die Saison bleibt ein Kampf. „Ich bin voll konzentriert darauf, dass wir unsere Prinzipien und Tugenden auf den Platz bekommen. Unser Fußball soll geprägt sein von Einsatz und Leidenschaft“, sagt der Österreicher, um anzufügen: „und von Kontrolle“.
Mit dem 1:5 in der Hinserie hat Struber sich auf ein prominent besetztes Podium gespielt: Die höchste Zweitliga-Niederlage der Kölner Klubgeschichte verantwortet nach wie vor Bernd Schuster, der in der Saison 1998/99 den direkten Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben hatte, dann jedoch 1:6 bei Hannover 96 unterging. Ebenfalls unvergessen das 0:5 am Karnevalssonntag 2007 unter Christoph Daum in Essen. Mit dem 1:5 in Darmstadt am neunten Spieltag seiner Premierensaison als FC-Trainer sicherte sich Struber im Oktober 2024 einen Eintrag in der Kölner Vereinsgeschichte. Doch weder Schuster noch Daum stiegen in den Jahren ihrer Rekordpleiten auf. Gerhard Struber dagegen hat noch alle Chancen.
Strubers Bonmot, nur der Tabellenstand habe sich verändert seit den Schicksalstagen im Oktober, war nahe der Realität. Denn seit dem vergangenen Wochenende tritt der FC wieder in jener Grundordnung auf, die nach dem Darmstadt-Spiel als untauglich erkannt und abgesetzt worden war. Die Vierer-Abwehrkette ist zurück, ausbalanciert ist das Kölner Spiel aber nach wie vor nicht.
Beim 1:0 in Ulm vor einer Woche erreichten die Kölner gegen den Tabellenvorletzten zwar ein Gleichgewicht von Offensive und Defensive. Allerdings auf eine Weise, dass die Partie überwiegend ereignislos dahinrann. Köln hatte zwar die eine oder andere Chance, ließ jedoch auch zu viele Gelegenheiten für den Gegner zu. Weder am einen noch am anderen Ende des Spiels überzeugte der FC, hatte aber in Luca Waldschmidt immerhin den Unterschiedsspieler auf dem Platz, der spät noch den Siegtreffer markierte.

Darmstadts Trainer Florian Kohfeldt (r.) und sein Assistent Martin Heck
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Die Partie bei harmlosen Ulmern bedeutete allerdings keinen Härtetest für die Kölner Grundordnung. Darmstadt könnte ein problematischerer Gegner werden. Florian Kohfeldts Mannschaft schlug zuletzt daheim Schalke und Karlsruhe jeweils zu null, dazwischen verlor die Mannschaft in Magdeburg 1:4. Die von Verletzungssorgen geplagten Lilien waren mit einem Remis und vier Niederlagen ins neue Jahr gestartet. Nun ist man wieder zuversichtlich. „Wir wissen nach dem letzten Spieltag, dass wir stabil in unseren Leistungen sind und können am Samstag mit ganz viel Lust und Freude nach Köln fahren“, sagte Florian Kohfeldt. Der Darmstädter Trainer präsentierte sich als großer Freund des Fußballstandorts Köln. Seine Leute sollten „das Spiel als Erlebnis begreifen. Das wird ein Abend, an dem man die Energie, die Magie des Fußballs greifen kann“, sagte der 42-Jährige.
„Köln will berechtigt aufsteigen“
Vor der Länderspielpause habe er seine Mannschaft fünf Tage in Folge trainieren lassen. Der Respekt ist groß. „Köln ist eine Mannschaft, die absolut berechtigt aufsteigen will. Dazu gehört dieses wahnsinnig coole Stadion, auf das wir uns alle freuen“, sagt der Trainer.
Kohfeldt erinnert sich gern ans Hinspiel, allerdings fallen auch ihm Dinge ein, die sich seitdem auf Kölner Seite verändert haben. „Sie kriegen wenige Gegentore, spielen sehr reif. Geben keine Räume mehr her“, sagt er. Auch personell beeindrucken ihn die Kölner: „Jetzt kehrt auch noch Lemperle zurück, Martel ist da. Das ist eine Mannschaft voller Erstligaspieler. Sie sind der glasklare Favorit.“
1. FC Köln: Schwäbe – Gazibegovic, Hübers, Heintz, Pacarada – Huseinbasic, Martel – Thielmann, Waldschmidt, Kainz – Tigges; Darmstadt: Schuhen – Lopez, Riedel, Vukotic, Guille Bueno – Müller, Papela – Boetius, Corredor – Hornby, Lidberg; Schiedsrichter: Heft (Neuenkirchen).