Der 1. FC Köln reist als Tabellen-Sechzehnter nach Freiburg, Steffen Baumgart vermisst den Kölner Fußball der vergangenen Jahre.
Vor FC-Spiel in FreiburgBaumgarts Blick zurück in die Zukunft
Im Grunde hat der 1. FC Köln nur sehr bescheidene Aussichten, am Sonntag (15.30 Uhr/Dazn) in Freiburg den dritten Saisonsieg einzufahren. Denn die Breisgauer haben in dieser Spielzeit zwar hier und da angedeutet, dass sie nicht mehr in der Form von vor einem Jahr sind, als sie als Tabellen-Zweiter in die WM-Pause gingen. Und sogar bereits fünf Spiele verloren. Doch teilt sich der SC Freiburg seine Niederlagen extrem gut ein.
Bislang verlor Christian Streichs Mannschaft gegen Bayer 04 Leverkusen, den FC Bayern, den VfB Stuttgart, RB Leipzig und Borussia Dortmund – und damit ausschließlich gegen die besten Fünf der Tabelle. Für einen Verein, der sich an der Grenze zwischen oberem und mittlerem Tabellendrittel verortet, ist das ein aussichtsreiches Vorgehen: Wer nur gegen die Top-Fünf verliert, dafür aber die anderen zwölf Gegner solide im Griff hat, landet zuverlässig auf einem einstelligen Tabellenplatz. Und dort stehen die Freiburger auch in diesen Tagen wieder – als Achter gehen sie in diesen 15. Spieltag.
Am Donnerstag unterlag der SCF West Ham United in der Europa League eher chancenlos 0:2. Die Londoner stehen derzeit in der Premier League nur auf dem neunten Rang. Das spricht dennoch nicht gegen das Freiburger Modell. Denn ihre Europa-League-Gruppe schlossen die Hammers selbstverständlich auf Rang 1 ab – Freiburg verlor beide Partien gegen West Ham, gewann aber die restlichen vier und wurde sicherer Zweiter. „Das war eine verdiente Niederlage, West Ham war besser“, sagte Trainer Streich.
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Sollten die Freiburger also ihrem Schema folgen, dürfte der 1. FC Köln am Sonntag keine Chance haben, denn Steffen Baumgarts Team startet vom Relegationsplatz in den Spieltag. Der FC hat zwar von den vergangenen fünf Spielen nur eines verloren. Dennoch hat die Mannschaft dabei kaum jemanden glücklich gemacht. Auch ihren Trainer nicht, der am Freitag beinahe nostalgisch wirkte, als er die Entwicklung seiner Mannschaft beschrieb. „Wir haben mal einen Fußball gespielt, der für eine gewisse Sache stand. Der stand leider nicht immer für Siege. Aber für viel Power, viel Intensität. Für rechtzeitiges Arbeiten gegen den Ball“, sagte Baumgart.
Zuletzt schien der Trainer seinen Fußball zugunsten des Ergebnisses zu opfern, gegen die Bayern probierte er sogar eine Fünferkette. Allerdings war das 0:0 gegen Mainz eher schmeichelhaft denn solide ermauert. Vom Kölner Fußball der vergangenen zweieinhalb Jahre war nichts mehr übrig. Baumgart hat das bewegt, Fußball ist etwas Persönliches für ihn. „Wir haben bei mir angesetzt, was ich gegen Mainz gesehen habe und was ich verändern kann oder auch muss, um den Jungs zu helfen. Ich habe eine gewisse Idee davon, wie ein Fußballspiel aussehen sollte. Und das war gegen Mainz nicht zu sehen. Darauf sind wir eingegangen. In erster Linie bin ich mit mir ins Gespräch gegangen“, beschrieb Baumgart.
Er habe keine nennenswerten Veränderungen vorgenommen. Eher gehe es ihm darum, die Stärken wieder freizulegen. Der Fleiß seiner Mannschaft sei ungebrochen, das lesen die Kölner aus den Spieldaten. Eher geht es darum, die entscheidenden Zeitpunkte zu treffen. Es gelte nicht, das Spiel neu zu erfinden. „Im Fußball gibt es nichts Neues mehr. Man muss auf dem Platz die richtige Antwort im richtigen Moment haben“, sagt Baumgart.
Die Nachbesprechung des 0:0 gegen Mainz hat in dieser Woche deutlich länger gedauert als üblich, die Umsetzung auf dem Trainingsplatz hat Baumgart gefallen. „Wenn es um die Trainingseinheiten geht, stehen wir falsch in der Tabelle. Wenn ich die Spiele am Wochenende sehe, zeigen wir ein zweites Gesicht“, befand der Trainer.
Baumgart wirkt unglücklich, aber nicht am Ende seiner Kräfte
Die plötzliche Anwesenheit eines Gegners hat schon so manche gute Trainingswoche getrübt. Baumgart hofft, dass sein Team am Sonntag nicht wieder auf der falschen Zeitschiene unterwegs ist und bereit ist, wenn es entscheidend wird. „Es gibt Phasen im Spiel, die wichtig für ein Ergebnis sind. Wenn ich sehe, dass der Gegner nach vier Minuten in Überzahl mit vier Spielern bei uns im Strafraum steht, bin ich mir relativ sicher, dass ich das zweieinhalb Jahre hier so nicht hatte. Wir müssen uns fragen: Was war der Matchplan? Haben die Jungs es richtig verstanden? Haben wir es richtig rübergebracht?“, erklärt der Trainer.
Die schwierige Situation der Kölner lässt ihn zwar nicht kalt. Dennoch wirkte Baumgart auch am Freitag nicht am Ende seiner Kräfte. Allerdings wäre er gern wieder etwas glücklicher mit dem Fußball seiner Mannschaft, das schon. „Wenn ich die letzten fünf Spiele, war ich mit der Leistung nicht immer zufrieden. Ich bin jemand, der sehr gern zufrieden ist. Darum müssen wir daran arbeiten, zufrieden zu sein.“
Freiburg: Atubolu - Sildillia, Ginter, Gulde, Weißhaupt - Eggestein, Höfler - Doan, Röhl, Grifo – Gregoritsch; Köln: Schwäbe - Carstensen, Hübers, Chabot, Heintz – Ljubicic, Martel - Thielmann, Waldschmidt, Maina – Selke.