Trainer Steffen Baumgart lobt Intensität und Laufbereitschaft seiner Mannschaft, hofft aber auf steigende Spielanteile.
Vorbereitung auf FrankfurtDer 1. FC Köln soll wieder gefährlicher werden
Davie Selke arbeitete zum Start der neuen Trainingswoche noch individuell. Der Mittelstürmer war am Samstag beim 0:0 gegen RB Leipzig nur zwölf Minuten nach seiner Einwechslung vom Platz gehumpelt und derart verärgert über sein Schicksal, dass er sein Trikot in Fetzen riss. Immerhin war Selke am Dienstag wieder auf den Beinen, der Schreck wegen eines Gefühls der Instabilität im Knie hatte sich bald zerstreut.
Nach einem Luftduell war Selke leicht benommen gewesen und hatte daher nicht mehr kontrolliert landen können. Schon beim 0:0 bei Schalke 04 war er beim Aufkommen umgeknickt und früher als geplant vom Platz gegangen. „Er hat zurzeit wirklich Pech. Ich bin aber froh, dass nicht mehr passiert ist“, sagte Steffen Baumgart am Dienstag über seinen Winterzugang von Hertha BSC.
Keine tauglichen Spiele für einen Stürmer wie Davie Selke
120 Minuten hat Selke in den vier Spielen seit seinem Wechsel nach Köln gespielt, ein Tor hat er noch nicht erzielt. Doch Baumgart ist geduldig. „Davie arbeitet gut, er ist gut aufgenommen. Dass er jetzt frustriert ist, ist normal. Wir sind im Austausch, und solange ich mit ihm zufrieden bin, kann er ruhig bleiben.“
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Besonders die jüngsten drei Partien waren nicht gerade paradiesisch für Stürmer: Gegen Bayern und Leipzig rannten die Kölner zwar um ihr Leben, hatten jedoch kaum Spielanteile und entsprechend wenige hochkarätige Chancen. Und als Selke gegen Werder Bremen nach einer knappen Stunde eingewechselt wurde, stand es bereits 6:1 für Köln, da war die Luft ein wenig raus. „Ich hoffe, dass unsere Stürmer bald wieder mehr Chancen haben. Wenn Davie gesund ist, wird er seine Möglichkeiten haben“, sagt Baumgart.
Sargis Adamyan war zwar zuletzt nicht verletzt, konnte sich aber ebenfalls nicht in Szene setzen. Der 29-Jährige, der im Sommer nach einer erfolgreichen Rückserie in Brügge nach Köln kam, spielte in diesem Jahr erst 34 Minuten. Noch immer plagt sich der Armenier mit Anpassungsschwierigkeiten. „Er wird langsam wach, fühlt sich körperlich auch besser“, beschreibt Baumgart, „deswegen gehe ich davon aus, dass er jetzt mehr Spielzeit bekommen wird. Er musste sich daran gewöhnen, dass bei uns das Einfache manchmal wichtiger ist als das Schöne“, beschreibt der Trainer.
Das vermeintlich „Einfache“ sind die Läufe und die totale Disziplin im System der Trainer. Derartige Tugenden sind zunächst einmal nichts, worüber sich ein technisch beschlagener Fußballer definiert, der sich grundsätzlich als ein Vertreter des schönen Spiels versteht.
Dennoch führt kein Weg vorbei am großen Plan, das erlebte auch Ondrej Duda in Köln, der zwar fleißig war. Aber lieber an seiner persönlichen Vorstellung vom Fußball festhielt, statt zu spielen, was der Trainer von ihm verlangte.
Bei Adamyan hat Baumgart noch Hoffnung. Der Spieler kam im Sommer ohne Vorbereitung in den Spielbetrieb, der angesichts der Mehrfachbelastung atemlos geriet. Nun will der Angreifer die Trainingszeit nutzen. „Die Situation zeigt uns erneut, dass wir Geduld haben müssen. Da haben wir genug Beispiele. Jeff Chabot und Nikola Soldo haben ihre Zeit gebraucht, das sollte man jedem zugestehen. Es ist wichtig, dass in unsere Arbeit einfließt, dass nicht jeder innerhalb einer Woche funktioniert.“
Mit nur einem Tor in drei Spielen haben die Kölner zuletzt drei Punkte erwirtschaftet, was eine bemerkenswerte Ausbeute ist, zumal gegen Gegner wie Bayern und Leipzig. Besonders die fortgesetzte Lauf- und Leistungsbereitschaft beeindruckte am Kölner Auftreten. Doch Steffen Baumgart warnt vor Zufriedenheit. Die Intensität mag die Plattform sein, auf der das Kölner Spiel stattfindet. Doch darf es bei aller Athletik durchaus etwas mehr Fußball sein. Das ist die Entwicklung, die Baumgart wünscht und mit der er auch rechnen kann, wenn nach der Partie gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag, 17.30 Uhr) die Kölner Champions-League-Wochen vorüber sind. Drei der ersten fünf Kölner Gegner im neuen Jahr spielen in der Königsklasse. „Wir können uns für die Intensität feiern, das freut uns auch, weil das wichtig ist für unser Spiel. Der nächste Schritt wäre, gegen die großen Mannschaften dann noch mehr herauszuholen. Aus der Intensität zum guten Fußball zu finden, das wäre die Entwicklung“, beschreibt Baumgart.
Umfassendes Lob gibt es also vorerst weiterhin nicht. „In dem Positiven gibt es also schon wieder etwas, in dem wir besser werden müssen. Gegen Leipzig hatten wir in jeder Halbzeit sieben, acht Ballgewinne, aber in der nächsten Aktion war der Ball dann wieder beim Gegner. Wenn wir es schaffen, aus diesen Situationen besser herauszukommen und klarer zu werden, können wir mehr aus unserem Aufwand machen“, beschreibt Baumgart. Und dann auch wieder mehr Stürmertore erzielen.