Für die FC-Legenden Wolfgang Overath und Toni Schumacher hat Trainer Steffen Baumgart den Löwenanteil an der positiven Entwicklung der Kölner.
FC-Legenden Overath & Schumacher„Baumgart macht die Spieler besser“
In der jüngeren Vergangenheit sah man die beiden Ikonen des 1. FC Köln nicht oft zusammen im Rhein-Energie-Stadion. Mal besuchte Wolfgang Overath ein Heimspiel seines Herzensklubs, dann wieder Toni Schumacher. Doch beim 0:0 gegen RB Leipzig fieberten die Vereinsidole, die sich gut verstehen, unweit voneinander auf der Haupttribüne mit. Sie sind nicht nur mit der Entwicklung des 1. FC Köln nach zwei Fast-Abstiegen zufrieden, sondern insbesondere von der Arbeit des Cheftrainers angetan.
Steffen Baumgart, erklärten Overath und Schumacher im Gespräch mit dieser Zeitung, habe an dieser Entwicklung den maßgeblichen Anteil und sei ein Glücksfall für den Verein.
In die allgemeine Einschätzung, dass die Partie gegen Leipzig ein richtig gutes Bundesligaspiel gewesen sei, konnte Schumacher indes nicht einstimmen. „Das Spiel hat mir nicht so gut gefallen“, befand der frühere Weltklasse-Torhüter. Doch das habe in erster Linie mit der Leistung der Leipziger zu tun gehabt, von denen er sich mehr versprochen hatte. Den personell deutlich schwächer besetzten Gastgeber lobte der langjährige FC-Vizepräsident indes – was er vor allem an Baumgart festmachte: „Beim FC war wieder eindeutig Steffens Handschrift zu erkennen. Ihm ist es egal, wer der Gegner und wie stark der ist, denn er lässt mit seiner Mannschaft immer Vollgas spielen. Und das hat der FC erneut eindrucksvoll gemacht.“
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Lob für Mentalität des Teams
Overath sagte auch: „Die Mannschaft hat fußballerisch nicht das gezeigt, zu was sie zuvor schon imstande war. Aber sie hat zu jeder Zeit bewiesen, dass sie bereit ist, zu kämpfen und um jeden Ball zu fighten. Toni sagt zwar, die Leipziger waren in dem Spiel nichts. Dennoch haben sie sensationelle Fußballer in ihren Reihen. Und wenn du gegen diese Truppe nicht die spielerischen Mittel besitzt, dann kann es nur über frühes Attackieren, Laufstärke und absoluten Kampf gehen. Und da hat der FC wieder einmal alles abgerufen.“
Der 1. FC Köln ist mit sechs Punkten aus vier Spielen ins neue Jahr gestartet und hat sich nach dem Negativlauf vor der WM-Pause mit nunmehr 23 Zählern von den gefährlichen Regionen absetzen können. Natürlich habe man sich vor der WM-Pause etwas Sorgen um den FC machen müssen, so Overath, es sei eine schwierige Phase mit großen personellen Problemen gewesen. Doch richtig beunruhigt war und ist der 79-Jährige nicht: „Natürlich geht es in der Liga eng zu, aber ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft mittlerweile so gefestigt ist, dass sie nicht unten reinkommen wird und man sich keine Sorgen um den FC machen muss.“
Der Weltmeister von 1974 gerät ins Schwärmen, wenn er über Baumgart spricht: „Es ist unvorstellbar, dass ein Trainer über anderthalb Jahre in der Lage ist, die Mannschaft und eigentlich jeden einzelnen Spieler derart zu motivieren und voran zu bringen. Er hat die große Stärke, mit den Spielern richtig umzugehen.“ Baumgart stelle sich immer schützend vor das Team, hebe stets das Positive hervor. „Und die Spieler folgen ihrem Trainer und sind bereit, alles so umzusetzen, wie er es vorgibt. Das ist nicht so leicht. Steffen Baumgart hat die Mannschaft für sich gewinnen können. Man kann sich für den FC nur freuen, dass der Verein diesen Trainer verpflichtet hat.“ Baumgart mache die Spieler besser, sagt Overath: „Das sieht man ja, das ist eindeutig. Kainz oder Schmitz, die haben sich toll entwickelt. Ljubicic ist mittlerweile zu einem sehr wichtigen Spieler für die Mannschaft geworden. Ich glaube, er macht jeden Spieler besser.“
Auch Schumacher sieht Baumgart als den „wesentlichen Faktor“ für die Entwicklung des FC an. „Steffen ist der Chef der Truppe, der auch die eine oder andere personelle Umstellung zum richtigen Zeitpunkt angepackt hat. Sicherlich war es auch richtig, die Torhüter zu wechseln. Marvin Schwäbe macht einen sehr guten Job“, lobt der Ex-Keeper. Der 68-Jährige ist angetan davon, wie Baumgart seiner Elf Leidenschaft vorlebe. Eigentlich sei das ja Grundvoraussetzung für den Erfolg. „Doch vor seiner Zeit beim FC war sie etwas verloren gegangen. Steffen hat diese Leidenschaft beim FC neu entfacht. Und ich sehe es zudem wie Wolfgang: Er hat die Spieler besser gemacht.“
„Die Mannschaft gibt nie auf“
Overath gehörte früher auch zu der Spezies Zuschauer, die nach schauderhaften Leistungen weit vor Abpfiff das Stadion verließen. Jetzt bleibt er fast immer bis zum Ende: „Wir haben auch zuletzt in einigen Spielen hinten gelegen, und ich habe mir gedacht: Eigentlich könntest du jetzt nach Hause gehen. Bin ich dann aber doch nicht. Steffen schafft es immer wieder, die Mannschaft so zu motivieren, dass sie noch ins Spiel zurückfindet. Du hast als Zuschauer das Gefühl: Da geht immer noch was. Sie gibt nicht auf.“
Mit Abwerbungsversuchen müsse man immer rechnen, sagt Overath: „Steffen wird nicht zehn Jahre beim FC bleiben. Ich glaube auch nicht, dass er der Typ dafür ist. Wenn ein Trainer so erfolgreich ist wie er, ist es logisch, dass andere Vereine auf ihn aufmerksam werden.“ Doch so weit ist es ja noch nicht. Was die Vergangenheit angeht, ist Overath bei allem Lob für Baumgart dann doch froh, dass er nicht sein Trainer war: „Ich glaube nicht, dass das gut gegangen wäre. Die Zeiten haben sich verändert.“ Der Coach wechselt bekanntlich gerne recht früh in der zweiten Halbzeit. Damit wäre ein Star wie Overath eher weniger zurechtgekommen: „Wenn ein Trainer es gewagt hätte, mich vorzeitig rauszunehmen… Das hatte sich damals sogar der Hennes Weisweiler nicht getraut.“