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1. FC Köln in der AnalyseIn dieser Verfassung führt der FC keinen Abstiegskampf

Lesezeit 4 Minuten
Marvin Schwäbe klatscht in Richtung der FC-Fans.

Marvin Schwäbe klatscht in Richtung der FC-Fans.

Am Ende waren wohl alle 49.200 Zuschauer zufrieden: Der 1. FC Köln und RB Leipzig trennen sich am Samstagnachmittag nach einem intensiven, gutklassigen und teilweise hitzigen Bundesligaspiel 0:0.

Das Wichtigste zuerst: Es war ein gerechtes Unentschieden, durch das beide Mannschaften im neuen Jahr unbesiegt bleiben, Leipzig ist nun sogar seit 18 Pflichtspielen ohne Niederlage und hat damit den Vereinsrekord eingestellt. Der 1. FC Köln, dem vor der WM-Pause insbesondere aufgrund der Doppelbelastung durch den Europapokal und großen Verletzungssorgen deutlich die Luft ausgegangen war, bewies erneut, dass nun körperlich wieder absolut auf der Höhe ist. Auch dem Spitzenteam aus Leipzig bot man fast jederzeit die Stirn und präsentierte sich auf Augenhöhe. Leipzig hätte dennoch durch Timo Werner oder André Silva früh in Führung gehen können, doch der Gast scheiterte an sich selbst oder dem wieder einmal stark aufgelegten FC-Torhüter Marvin Schwäbe. Auf der anderen Seite bot sich Linton Maina in der 37. Minute die große Chance zur Kölner Führung, doch sein Schuss prallte an den Innenpfosten, der Nachschuss von Dejan Ljubicic touchierte die Latte. In der zweiten Halbzeit bekamen die Gastgeber nach anfänglichen Problemen die Partie sogar immer mehr in den Griff und hatten Vorteile. Gegen Ende der Partie wirkten beide Mannschaften mit dem Unentschieden indes zufrieden, auch das lässt sich als Kompliment für den FC auslegen.

Das war gut: Der 1. FC Köln bewies erneut, dass er mittlerweile auch gegen Spitzenteams in der Lage ist, zu agieren und bisweilen sogar das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. So auch gegen Leipzig: Der FC hatte mehr Torschüsse (9 zu 7), mehr Ecken (5:1), mehr Flanken (13 zu 2) und spulte erneut ein großartiges Laufpensum ab. Er lief fast sieben Kilometer mehr als die Gäste (125,43 Kilometer zu 118,78).

Das war schlecht: Klammert man mal das Schützenfest gegen Bremen (7:1) aus, fehlt im Angriff noch die Durchschlagskraft. Steffen Tigges rieb sich auf, lief ungemein viel und verrichte immer wieder Defensivarbeit, doch vorne blieb er ungefährlich. Neuzugang Davie Selke, der nur 13 Minuten nach seiner Einwechslung erneut verletzt raus musste, entwickelt sich schon ein bisschen zur tragischen Figur. Und auch Sargis Adamyan ist dem FC derzeit keine wirkliche Hilfe: Ins Spiel reingekommen, ließ er sich gleich einmal von den Leipzigern abkochen und sah dann in seiner zweiten Aktion die Gelbe Karte. Es verwundert nicht: Dem 1. FC Köln fehlen nach dem Abgang von Anthony Modeste auch mal die leichten Stürmer-Tore.

Davie Selke verlässt mit zerrissenem Trikot den Platz.

Davie Selke verlässt mit zerrissenem Trikot den Platz.

Spieler des Spiels: Marvin Schwäbe. Der Kölner Torhüter spielt weiterhin eine Saison praktisch ohne Fehler und zeigte wieder einmal Glanzparaden. In der 26. Minute war André Silva frei vor dem Kölner Keeper, doch der blieb im Duell der Sieger. Sechs Minute später bekam Schwäbe nach einem Schuss von Timo Werner noch geistesgegenwärtig die Arme hoch und parierte erneut stark. Die Teamkollegen wissen: Auf Schwäbe ist Verlass.

Moment des Spiels: In der 47. Minute schien FC-Torwart Schwäbe dann doch einmal geschlagen: Der ansonsten erneut starke Kölner Verteidiger Jeff Chabot hatte sich an der Grundlinie von André Silva übel verladen lassen. Der Portugiese kam auf engstem Raum doch noch an Chabot vorbei und legte zurück auf den mitgelaufenen Timo Werner, der zur vermeintlichen Führung der Gäste einschob. Vermeintlich, denn das Tor wurde per Videobeweis zurecht zurückgenommen. Silva stand zuvor knapp im Abseits.

Das sagen die Trainer:

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Wir haben gesehen, was wir sehen wollten. Beide Mannschaften haben klar auf Sieg gespielt. Wenn das Pressing nicht immer funktioniert, dann musst du Glück haben oder einen überragenden Torhüter. Es hat von der ersten bis zur letzten Minute Spaß gemacht. So stelle ich mir ein Fußballspiel vor. Alles, was zum Fußball gehört, war heute zu sehen – nur die Tore nicht.“

Waren nicht immer einer Meinung: FC-Trainer Steffen Baumgart und Kumpel Marco Rose.

Waren nicht immer einer Meinung: FC-Trainer Steffen Baumgart und Kumpel Marco Rose.

Marco Rose (RB Leipzig): „Für alle Zuschauer war es ein recht ansehnliches 0:0. Beide Mannschaften haben dazu beigetragen. Wir sind gut reingekommen. Der Plan war, Köln das extreme Pressing zu nehmen. Das haben wir über weite Strecken gut gemacht, aber unser Passspiel war Köln-like, das heißt unter 80 Prozent. Wir hätten trotzdem zwei Tore machen müssen, hatten zwei Großchancen. In der zweiten Halbzeit wurde es dann weniger in Richtung gegnerisches Tor, wir haben einige Körner gelassen. Kompliment an meine Spieler, dass sie das Kölner Spiel so gut angenommen haben.“

Das sagen wir: Der 1. FC Köln präsentiert sich derzeit absolut stabil, holte aus den ersten vier Partien des neuen Jahres sechs Punkte und kassierte nur zwei Gegentoren. Mit nunmehr 23 Punkten auf Platz elf konnte der FC den Abstand zu den gefährlichen Regionen vergrößern. Selbst gegen Spitzenteams können die Kölner mithalten, denn gegen die vier deutschen Champions-League-Achtelfinalisten Leipzig, München, Dortmund und Frankfurt blieben sie in bisher fünf Partien ungeschlagen und holten starke sieben Punkte. In der Verfassung, so viel lässt sich schon sagen, wird der FC mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben. Auch wenn spielerisch nicht alles funktioniert, so kann man sich stets darauf verlassen, dass die Mannschaft alles abruft, alles investiert. Und das ist sicherlich das große Verdienst ihres Trainers Steffen Baumgart.