Nach dem WM-Aus der Nationalmannschaft in Katar stellten sich Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff den Fragen von Esther Sedlaczek. Die ARD-Moderatorin überzeugte dabei mit Beharrlichkeit.
Nach WM-AusSedlaczek für Bierhoff-Interview gefeiert – „Natürlich keine Argumente“
Nach dem ernüchternden WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft haben sich die vordersten Verantwortlichen des DFB den kritischen Journalisten-Fragen gestellt. Etwa in der ARD, unmittelbar nach Ende des Spiels. Dort nahmen Moderatorin Esther Sedlaczek zusammen mit ihrem WM-Experten Bastian Schweinsteiger erst Hansi Flick und anschließend auch Oliver Bierhoff geradezu ins Kreuzverhör.
Während der Bundestrainer recht kleinlaut das Versagen der DFB-Mannschaft einordnete und dabei aber seinen Entschluss äußerte, in anderthalb Jahren bei der EM einen neuen Anlauf unternehmen zu wollen, versuchte der DFB-Direktor hingegen mit absurden Einlassungen Sedlaczeks und Schweinsteigers Fragen zu entkommen.
Als Bierhoff sagte, er verspüre „Wut“ und „Enttäuschung“, hakte die 37-Jährige nach: „Auf wen empfinden Sie denn die Wut? Auf die Mannschaft?“ Bierhoff verzichtete bei seiner Antworte zwar auf eine Schuldzuweisung, räumte aber ein: „Das zieht sich schon seit zwei, drei Jahren hin, dass wir Spiele leichtfertig hergeben.“
Oliver Bierhoff rechtfertigt sich im ARD-Interview
Als sich das Gespräch im Zuge der Kontroverse um die „One Love“-Binde auf mögliche Fehleinschätzungen von Seiten Bierhoffs drehte, mochte der 54-Jährige hervorheben, dass er und sein Team „super Arbeit“ geleistet hätten und verwies auf sein bereits langjähriges Wirken beim DFB: „Man muss auch die 14 Jahre vor 2018 sehen!“
Über seine eigene Position mache er sich so kurz nach der Niederlage keine Gedanken. Trotz einer insgesamt guten Bilanz seiner 18-jährigen Zeit beim DFB kam Bierhoff dennoch nicht umhin, zuzugeben: „Bei drei schlechten Turnieren habe ich natürlich keine Argumente. Das muss ich akzeptieren.“
Ärger um „One Love“-Binde: „Das hätten wir besser machen können“
Als Sedlaczek bei dem Thema nachhakte und darauf verwies, dass nicht jeder Spieler nach Informationen der ARD mit den Entscheidungen des DFB einverstanden gewesen sein soll, unternahm Bierhoff zunächst einen Versuch, der Frage auszuweichen: „Glauben Sie wirklich, dass nach drei Spielen, die auf dem Platz stattgefunden haben, dass diese ‚One Love‘-Binde eine so große Rolle gespielt hat?“
Die ARD-Moderatorin wollte es aber genauer wissen und verwies auf Bierhoffs Verantwortungsbereich und darauf, dass die Situation besser hätte gelöst werden können. Daraufhin gab Bierhoff schmallippig zu: „Da kann ich ihnen nur zustimmen. Das hätten wir besser machen können – ohne Zweifel.“
Auf Twitter erntete Esther Sedlaczek für ihr Interview viel Lob. „Esther Sedlaczek stellt Oliver Bierhoff die Fragen, die sich ganz Fußball-Deutschland stellt – und das ist richtig guter Sportjournalismus“, kommentierte ein User auf Twitter beispielhaft. Ein weiterer Twitter-User betitelte Sedlaczek sogar als „beste Sportjournalistin im deutschen Fernsehen“. Einen lobenden Vergleich zog wiederum ein anderer: „Esther Sedlaczek: Ein Pitbull gibt eher nach. Starke Interviews!“ (oke)