Nach Anschlag in BrüsselSchwedens Fußball unter Schock – Frankreich leitet Maßnahmen ein

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Ein schwedischer Fan im König-Baudouin-Stadion.

Ein schwedischer Fan im König-Baudouin-Stadion.

Schwedische Fußballfans mussten bis tief in die Nacht im Stadion ausharren.

Nach dem Anschlag in Brüssel mit zwei Toten erhöht Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen für das Testländerspiel der französischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland. Die Zahl der eingesetzten Polizisten für das Spiel am Dienstagabend in Lille nahe der Grenze zu Belgien werde verdoppelt, kündigte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Spieltag in Paris an. Außerdem würden die Grenzkontrollen zu Belgien verstärkt.

Zwei Schweden waren am Montagabend in Brüssel von einem nach Einschätzung der Ermittler islamistisch motivierten Mann erschossen worden. Die Nationalmannschaften Belgiens und Schwedens waren in einem EM-Qualifikationsspiel am Abend gegeneinander angetreten. Die Partie wurde nach dem Anschlag zur Halbzeit abgebrochen.

Die Polizei schoss den mutmaßlichen und zunächst flüchtigen Täter am Dienstagmorgen nieder. Es handele sich um einen 45-jährigen Tunesier, der im November 2019 in Belgien Asyl beantragt hat, teilten die Behörden mit.

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Schwedische Fußballfans mussten bis tief in die Nacht im Stadion ausharren.

Für die letzten der schwedischen Fußball-Fans dauerte der Alptraum im König-Baudouin-Stadion bis 4.00 Uhr in der Nacht an. Die rund 400 Anhänger der Tre Kronors mussten nach dem tödlichen Anschlag aus Sicherheitsgründen sehr lange im Stadion ausharren, ehe auch sie mit der Polizei zu ihren Hotels eskortiert worden. Die schwedische Nationalmannschaft hatte zu der Zeit nach dem abgebrochenen EM-Qualifikationsspiel per Charterflieger die belgische Hauptstadt bereits verlassen.

Das Spiel, das zur Halbzeit beim Stand von 1:1 abgebrochen wurde, war da schon längst zur Nebensache verkommen. Der Tatort lag nur rund fünf Kilometer vom früheren Heysel-Stadion entfernt. Angepfiffen wurde das Spiel trotzdem, weil den Behörden die Arena als sicherer Ort erschien.

Die schwedische Mannschaft erfuhr in der Halbzeitpause von den Vorfällen. „In der Pause sollte ich mich gut mit den Spielern unterhalten, aber als ich das hörte, fing ich fast an zu weinen. Wir waren uns hundertprozentig einig, dass wir aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien nicht weitermachen wollten“, sagte Nationaltrainer Janne Andersson und fügte an: „Wir wollten mit Familie und Freunden in Kontakt treten.“

Drei Bundesliga-Spieler Teil des schwedischen Teams

Zum schwedischen Team gehörten auch die drei Bundesligaprofis Emil Forsberg (RB Leipzig), Mattias Svanberg (VfL Wolfsburg) und Hugo Larsson (Eintracht Frankfurt). Schwedens Kapitän Victor Lindelöf begründete den Spielabbruch auch damit, dass Belgien bereits für die EM qualifiziert sei und man selbst darauf keine Chance mehr habe. „Daher sehe ich keinen Grund zu spielen. Wir wollten hier sofort Kontakt zu Familie und Freunden aufnehmen, um zu sehen, ob es ihnen gut geht“, sagte der Abwehrspieler von Manchester United.

Die Hotels, in denen die rund 400 schwedischen Fans einquartiert waren, standen in der Nacht unter Polizeischutz. „Die Zusammenarbeit zwischen Fans, Verbänden und Behörden hat in einer extrem angespannten Situation sehr gut funktioniert. Insgesamt haben rund 400 Schweden im Laufe des Abends und der Nacht Hilfe erhalten“, sagte der schwedische Sicherheitschef Martin Fredman am Rande des Spiels.

Den Anhängern wurde nahegelegt, keine schwedischen Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig erhielten sie das Angebot, bei ihrer Rückreise zum Flughafen eskortiert zu werden. „Alles ist so surreal, jenseits aller Realität. Alle wollen einfach so schnell wie möglich von hier weg, sagte Andreas Richt von der schwedischen Fan-Organisation Gula Väggen der Zeitung „Aftonbladet“. (red, dpa)

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