Basel – Und wieder nichts mit dem Premierensieg: Die deutsche Nationalmannschaft hat auch im sechsten Anlauf in der Nations League den ersehnten ersten Erfolg verpasst. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw musste sich am Sonntagabend in Basel gegen die Schweiz mit einem enttäuschenden 1:1 (1:0) begnügen - und war damit sogar noch gut bedient.
„Es war leider ähnlich wie gegen Spanien, da können wir defintiv daran arbeiten, dass wir da mehr Lösungen haben und als Mannchaft mehr Selbstvertrauen“, sagte Toni Kroos im ZDF. „Wenn sechs Punkte zu verteilen sind, und du nur zwei holst, ist das enttäuschend.“ Gündogan ergänzte: „Ich bin auch ein bisschen angepisst. Wir haben unnötig Bälle verloren.“
Schwächen mit riskanter Defensiv-Taktik
Ilkay Gündogan erzielte in der 14. Minute auf Vorarbeit von Matthias Ginter mit einem überlegten Flachschuss ins kurze Eck das 1:0. Doch Silvan Widmer (58.) gelang noch der Ausgleich für die Schweizer, die zum Auftakt der Nationenliga sogar gegen die Ukraine (1:2) verloren hatten. Deutschland hatte drei Tage zuvor beim 1:1 gegen Spanien ebenfalls nur einen Punkt geholt und hat nun schlechte Chancen auf den Gruppensieg. Stattdessen ist sogar ein zweiter sportlicher Abstieg möglich.
Gegen die Schweiz zeigte das Löw-Team Schwächen mit der riskanten Defensiv-Taktik und offenbarte auch Fitness-Probleme. Bester Mann im St.-Jakob-Park war Torhüter Bernd Leno. Interessanter Fakt: In der Schweizer Startelf war die Bundesliga mit sechs Spielern doppelt so stark vertreten wie in der deutschen.
In einem Monat stehen in der Ukraine (10. Oktober) und gegen die Schweiz (13. Oktober) die nächsten Nations-League-Duelle auf dem Plan. Vor diesem Doppelpack testet die DFB-Auswahl noch gegen die Türkei (7. Oktober).
Wegen des vollen Terminplans für seine Stars hatte Löw zuletzt heftige Kritik geübt - doch auf eine große Rotation verzichtete der Bundestrainer. Im Vergleich zum Spanien-Spiel veränderte er seine Startformation lediglich auf zwei Positionen: Leno und Innenverteidiger Ginter rückten für Kevin Trapp und Emre Can ins Team. „Die Eingespieltheit war mir in dem Fall etwas wichtiger“, begründete Löw.
Löws-Team wie gegen Spanien um aggressives Pressing bemüht
Seine Mannschaft war genau wie gegen Spanien sofort um ein aggressives Pressing bemüht. Dabei gefiel vor allem der ballsichere und lauffreudige Leroy Sane, der in der 7. Minute auch die erste Torchance für die Gäste besaß. Der gute Start und Gündogans Führungstreffer gaben der DFB-Auswahl aber nicht noch mehr Rückenwind - im Gegenteil.
Die Schweizer nutzten die Schwächen der deutschen Defensiv-Taktik, die auf eine frühe Manndeckung ausgelegt war - auch wenn sich dadurch teils große Lücken ergaben. Vor allem der bullige Gladbach-Profi Breel Embolo, der meistens Antonio Rüdiger in Zweikämpfe verwickelte und diese oft gewann, war ein ständiger Unruheherd.In der 26. Minute bereitete Embolo mit einem schönen Pass auf Renato Steffen die große Chance zum Ausgleich vor, den Leno mit einer starken Fußabwehr verhinderte. Zuvor war der Keeper des FC Arsenal schon bei den Chancen von Loris Benito (12.) und Widmer (24.) auf dem Posten, außerdem klärte er gegen Granit Xhaka (44.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff rettete für Leno bei einem Schuss von Haris Seferovic der Pfosten.
Löw gefiel das überhaupt nicht. „Zuordnung! Passt auf! Zuordnung!“, schrie der Bundestrainer, dessen Anweisungen im leeren Rund des St.-Jakob-Parks gut zu hören waren. Doch auch die Schweizer Defensive war anfällig, Julian Draxler (31.) und Timo Werner (38.) vergaben aber Möglichkeiten für eine komfortablere Halbzeitführung.Löw reagierte in der Kabine und brachte zur zweiten Halbzeit in Julian Brandt einen frischen Offensivspieler. Doch es war zunächst Draxler, der Akzente setzte und zweimal das 2:0 auf dem Fuß hatte (52. und 54.). Die DFB-Defensive blieb anfällig - was die Schweiz mit dem Ausgleich bestrafte. In der Nachspielzeit gelang Xhaka per Kopf beinahe sogar der Sieg für die Schweizer. (sid)