Bayer 04 fährt mit Boniface ins Trainingslager

Einer weg, ein Neuer da. Bei Bayer 04 Leverkusen war es der Samstag der Vollzugsmeldungen. Zwei Transfers, die bereits am Freitag kurz vor dem Abschluss gestanden hatten, wurden endgültig unter Dach und Fach gebracht. Moussa Diaby verlässt den Klub nach vier Jahren, Victor Boniface stößt dazu.

Moussa Diaby: Herzliche Verabschiedung von Simon Rolfes

Der Nigerianer saß auch am frühen Sonntagnachmittag an Bord der Maschine, die vom Flughafen Köln/Bonn in Richtung Salzburg abhob. In Saalfelden am Steinernen Meer bereitet sich die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso bis Freitag im Rahmen eines Trainingslagers auf die neue Saison vor. Am Samstag steht dann das nächste Testspiel in San Sebastián gegen Alonsos Ex-Klub Real Sociedad an.

Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes gab Diaby auf seinem Weg zum englischen Erstligisten Aston Villa besonders herzliche Worte mit auf den Weg: „Moussa Diaby hat sich in seiner Zeit bei Bayer 04 zu einem fantastischen Spieler entwickelt. Die Professionalität und Zielstrebigkeit, mit der er jeden Tag seinem Beruf nachgegangen ist, waren wirklich außergewöhnlich. Mit seinem besonderen Spielstil, dem enormen Tempo hat Moussa unserer Mannschaft in den vergangenen Jahren seinen Stempel aufgedrückt. Er ist ein Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat. Seinen weiteren Weg werden wir mit großer Sympathie verfolgen und wünschen ihm dafür viel Erfolg.“

Moussa Diaby bedankt sich bei Bayer 04 Leverkusen

Diaby erwiderte die Lobeshymne in ähnlichem Tonfall. Bayer 04 sei ein ganz besonderer Verein. „Hier habe ich als sehr junger Spieler so viel Vertrauen und Spielzeit bekommen, dass ich letztlich zu dem werden konnte, der ich heute bin. Ohne Bayer 04 und all die Mitspieler und Mitarbeiter, die mich immer unterstützt haben, wäre das so schnell vielleicht nicht möglich gewesen“, betonte er.

Für den 24 Jahre alten französischen Flügelflitzer, der 2019 von Paris St. Germain zur Werkself gestoßen war, erhalten die Leverkusener eine stattliche Ablösesumme. Nach Informationen dieser Redaktion fließen mehr als 50 Millionen Euro als fixe Summe von Birmingham aufs Bayer-04-Konto.

Durch verschiedene Boni kann das Gesamtvolumen auf 60 Millionen Euro steigen. Diaby wird bei Aston Villa auf einen anderen Ex-Leverkusener treffen: Leon Bailey ist im Sommer 2021 für 32 Millionen Euro denselben Weg gegangen.

Victor Boniface kommt zu Bayer 04 Leverkusen

In Diaby verliert die Alonso-Elf eine Menge Tempo. Das bedauern auch seine ehemaligen Mitspieler. „Es wäre schön, wenn er noch da wäre“, sagte Jonas Hofmann nach der etwas unglücklichen 1:2-Testspielniederlage gegen Zweitligist SC Paderborn am Freitagabend. „Es ist für die Mannschaft schade, weil er eine extrem hohe Qualität hat. Aber jeder akzeptiert, dass er da den nächsten Schritt gehen will.“

Immerhin konnten die Leverkusener den Schmerz über den Abgang bei Spielern und Anhängern direkt mit der Vorstellung eines weiteren Zugangs lindern. In Victor Boniface kommt allerdings kein direkter Diaby-Ersatz, sondern ein Mittelstürmer, der Lücke füllen soll, die der bis mindestens Oktober ausfallende Patrik Schick (Adduktoren-OP) hinterlässt.

Rolfes attestiert dem 1,89-Mann aber auch Schnelligkeit. Davon konnte sich die Werkself im vergangenen Jahr schließlich selbst überzeugen. Boniface, der sich durch seine Aktivitäten bei Instagram in den vergangenen Wochen durchaus nachdrücklich um die Stürmerstelle bei Bayer 04 beworben hatte, spielte mit seinem Ex-Klub Union Royale Saint-Gilloise in der Europa League gegen Leverkusen, traf beim 1:1 in der BayArena im Hinspiel.

Victor Boniface: Vertrag bis 2028

„Wir hatten Victor Boniface bereits seit längerem auf dem Radar“, ließ Rolfes mitteilen, „sein Auftreten im direkten Duell hat unsere positive Einschätzung dann absolut bestätigt. Victor ist ein sehr präsenter, schwer zu bespielender Mittelstürmer, der allein durch seine Körperlichkeit eine Herausforderung für jeden Abwehrspieler darstellt.“

Rolfes hatte einen Stürmer gesucht, der die Qualität auf der Position erhöht, sich aber im Klaren ist, dass Schick als Nummer eins gesetzt ist, sobald er wieder fit ist. Dieses Profil sprach am Ende wohl auch gegen eine Verpflichtung von Nationalstürmer Niclas Füllkrug, der ebenfalls auf der Liste stand.

Der 22-jährige Boniface hat am Samstag einen bis 2028 gültigen Vertrag unterschrieben und wird mit der Rückennummer 22 auflaufen. „Ich habe die Atmosphäre hier im Stadion selbst erlebt, habe schon damals die Kapazitäten erahnen können, die dieser Verein hat. Nach unseren Gesprächen weiß ich nun: Das ist ein Top-Klub mit einer Super-Mannschaft! Ich freue mich sehr darauf, in diesem Umfeld Fußball zu spielen und will meinen Teil zum künftigen Erfolg von Bayer 04 beitragen“, sagt der Zugang.

Xabi Alonso arbeitet an der Flexibilität

Boniface, den Robert Andrich in den direkten Duellen als „schönen Tanker“ bezeichnet hatte, ist nun Teil des Kaders, der sich in Österreich ab Montag intensiv auf die neue Spielzeit vorbereiten wird. Für Alonso geht es neben der Arbeit in taktischen und konditionellen Bereichen vor allem auch um Teambuilding. „Im fußballerischen Bereich wollen wir uns Dinge erarbeiten, um danach flexibel zu sein“, erklärt Alonso. „Wir wollen aber vor allem auch eine Mentalität bauen, mit der wir das Spiel kontrollieren können. Dann sind wir eine bessere Mannschaft. Das ist sehr wichtig in dieser Woche. Aber man muss das auch nach dieser Woche in jedem Spiel immer mehr erweitern.“

Zweitteuerster Abgang der Klubgeschichte

Diaby-Verkauf passt in profitable Transferpolitik von Bayer 04

Von

Patrick Scherer

Leverkusens Torschütze Adam Hlozek (l) und Leverkusens Moussa Diaby jubeln über das 1:4.

Für Hofmann ist dieser zweite Part auch enorm wichtig: „Das Schöne am Trainingslager ist, dass die Mannschaft zusammen ist und sich weiter finden kann. Vor allem für die Zugänge wie mich, ist es gut, dass wir uns 24/7 kennenlernen können. Wir können abends zusammensitzen, was zocken, oder was auch immer“, sagt die neue Nummer sieben, gibt aber auch schmunzelnd zu, dass er sich auf die harten Einheiten nicht zwingend freut: „Wir werden sicher, was die Anstrengungen betrifft, in die Tiefe gehen. Steffen Baumgart hat es letztens ganz witzig gesagt: Wenn es einen Spieler gibt, der sich aufs Trainingslager freut, stimmt mit dem etwas nicht.“