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Die neue Leverkusener StärkeBayer 04 ist dank Standards auf Platz zwei

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Julian Baumgartlinger (l.) verlängert den Eckball ins Tor.

Leverkusen – Es ist eine erstaunliche Entwicklung, die Bayer 04 in den vergangenen Monaten durchlaufen und den Werksklub bis auf Platz zwei gebracht hat. Eine, mit der nicht unbedingt zu rechnen war. Leverkusen stellt die beste Defensive der Liga, konnte bislang aber erst zehn Tore aus dem Spiel heraus erzielen. Eine Statistik, in der sich der Weggang von Kai Havertz bemerkbar gemacht hat. Seine Spielintelligenz ist schlicht nicht gleichwertig zu ersetzen.

Doch die Tabelle berechnet sich nicht anhand von Treffern nach wunderbaren Kombinationen. Und Bayer 04 hat sich seit dem Sommer auf das Erzielen weit weniger komplizierter Tore spezialisiert. Achtmal war Leverkusen bereits nach Standardsituationen erfolgreich, allein fünfmal nach Ecken. In Zeiten großer Belastung und einer dünnen Personaldecke kann es ein entscheidender Faktor sein, durch vergleichsweise geringen Aufwand einen hohen Ertrag zu erzielen. Beim FC Schalke 04 erzwang Aleksandar Dragovic nach einem Eckstoß mehr oder weniger legal Malick Thiaws Eigentor zum 1:0 (10.), Julian Baumgartlinger traf ebenfalls nach einer Ecke (67.) – Patrik Schick sorgte für den 3:0-Endstand (78.). Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Bayer 04 einmal 19 Eckbälle in einem Spiel gegen Hoffenheim herausgeholt. Nach 90 Minuten stand es 0:0.

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So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Peter Bosz, der auf die Abgänge von Havertz und Kevin Volland mit einer etwas defensiveren Ausrichtung seines 4:3:3-Systems reagierte, hatte im Sommer die neue Standard-Wucht trainieren lassen. „In unserer Saison-Analyse haben wir gesehen, dass wir uns in diesem Bereich verbessern können“, sagte Bosz. Als Experten für diese Baustelle konnte Bayer 04 Rob Maas als Co-Trainer gewinnen, der 50-Jährige hatte bereits in Arnheim als Assistent von Bosz gearbeitet. „Ich habe ihm den Auftrag gegeben, sich mit Standards zu befassen. Man muss ehrlich sagen: Das macht er gut“, sagte der Chefcoach. „Wir trainieren das oft, wir besprechen das oft. Wir analysieren jedes Spiel und jeden Gegner, damit wir sehen, wo nach Standards Räume entstehen.“

Baumgartlinger unverzichtbar

Einer der Profiteure ist Mittelfeldspieler Baumgartlinger. Der Österreicher ist aufgrund der Achillessehnen-Verletzung von Kapitän Charles Aránguiz nicht nur als Zweikämpfer und Taktgeber im Zentrum unverzichtbar. Der 32-Jährige ist auch bei Standards eine ständige Gefahr. Sein Siegtor beim 3:2 in Nizza und sein Treffer gegen Schalke waren fast identisch und eine offenbar einstudierte Variante: Baumgartlinger setzte sich vom Strafraum-Zentrum in Richtung des ersten Pfostens ab und verlängerte den Ball jeweils in die entfernte Ecke des Tores. „Standards sind ein Riesen-Faktor für uns, wir haben im Herbst viele Spiele dadurch gewonnen. Und sie vorher auch schon in eine Richtung gedrückt, dass wir nicht hinterherlaufen mussten“, sagte Baumgartlinger. „Es ist eine Qualität, die man nicht hoch genug einschätzen kann.“