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Wie zwei NeuzugängePalacios und Kossounou blühen bei Bayer 04 plötzlich auf

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Exequiel Palacios und Heidenheims Jan-Niklas Beste kämpfen um den Ball.

Leverkusens Exequiel Palacios und Heidenheims Jan-Niklas Beste kämpfen um den Ball.

Exequiel Palacios und Odilon Kossounou sind bei der Werkself kaum wiederzuerkennen. Simon Rolfes sieht einen „Riesenschritt“.

Nach 13 Punkten aus fünf Bundesligaspieltagen und Tabellenplatz zwei könnte die Stimmung rund um die BayArena kaum besser sein. Und so wird auch gerne mal ein bisschen gewitzelt. Ein Scherz, der in diesen Tagen besonders häufig zu hören ist: Exequiel Palacios und Odilon Kossounou müssen in der Sommerpause durch ihre imaginären Zwillingsbrüder ersetzt worden sein. Anders kann man sich die Leistungsexplosion der beiden in der laufenden Spielzeit einfach nicht erklären. „Beide haben einen Riesenschritt gemacht“, lobt Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Ich habe immer gesagt: Es sind nicht nur die Neuen wichtig, auch wenn man sich darauf immer konzentriert. Auch die Spieler, die schon hier waren, sind wichtig.“

Vor der Saison galten beide noch als Wackelkandidaten, jetzt sind sie aus der Startelf gar nicht mehr wegzudenken. Palacios, der amtierende argentinische Weltmeister, nutzte seine Chance in der Vorbereitung, als Robert Andrich nach einem Fußbruch noch Zeit zur Regeneration brauchte.

Beim 2:2 beim FC Bayern München durfte Andrich dann mal wieder von Beginn an ran, weil „Pala“ eine kräftezehrende Länderspielreise nach Südamerika in den Knochen hatte. Doch zur Halbzeit kam aber wieder Palacios für Andrich in die Partie, was einen sichtlichen Effekt auf das Spiel der Werkself hatte.

Auch beim 4:1 gegen Heidenheim am Sonntag verdiente sich der 24-Jährige die Bestnote. Zusammen mit Granit Xhaka bildet er einen perfekt abgestimmten Maschinenraum im Zentrum des Spielfelds. „Pala zeigt jetzt viel mehr Energie, viel mehr Dynamik, hat auch mehr Klarheit in seinem Spiel“, sagt Rolfes.

Jonas Hofmann lobt Exequiel Palacios

Neben seiner Funktion als aggressiver Balleroberer glänzt Palacios nun auch noch als Vorbereiter. Der Pass vor dem 1:0 durch Victor Boniface war noch eher von schlichterer Natur, das Zuspiel auf Jonas Hofmann vor dem enorm wichtigen 2:1 war hingegen ein echter Augenschmaus. „Das war auf jeden Fall weltmeisterlich“, lobte Hofmann. „Den sieht er überragend. Da hat sich ein Raum geöffnet, den habe ich intuitiv erkannt und Pala spielt den Ball perfekt rein.“ Auch vom Trainer gab es ein Extralob: „Er hat sehr gut gespielt mit viel Intensität. Die zwei Pässe vor dem Tor waren sehr schön. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.“

Der Gelobte schaute hingegen lieber auf das große Gesamtbild: „Naja, mit Spielern wie Jonas, Boni, Flo oder Granit zusammen zu spielen, macht es leichter. Ich freue mich sehr über meine beiden Assists und, dass ich damit meinen Beitrag leisten konnte. Ich bin glücklich, dass wir auf einem guten Weg sind.“

Bevor Palacios zum Traumpass ansetzen konnte, musste er aber erst die für ihn vielleicht schwerste Herausforderung bestehen. Nachdem er vor der Pause beinahe mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, war im Zweikampf Zurückhaltung angesagt. „Es waren teilweise etwas hitzige Situationen dabei. Ich musste mich manchmal ein bisschen zügeln“, erklärte er. „Ich habe mit viel Aggressivität gespielt und zwischenzeitlich vergessen, dass ich schon die Gelbe Karte habe. Xabi hat mich in der Halbzeit noch mal dran erinnert. Zum Glück habe ich keine Rote Karte gesehen.“

Xabi Alonso hatte sich dafür entschieden, Palacios in der Halbzeit nicht gegen Andrich zu tauschen, ging lieber das Risiko ein und wurde belohnt. „Manchmal muss man auch mutig sein. Ich war aber auch zufrieden, als er dann ausgewechselt wurde“, sagte Rolfes mit einem Lächeln.

Simon Rolfes lobt Odilon Kossounou

Auch Kossounou rieb sich in vielen Zweikämpfen auf, kam aber um eine Gelbe Karte herum. Der 1,91-Meter-Mann von der Elfenbeinküste hat den womöglich größten Leistungssprung aller Leverkusener Akteure hingelegt. „Odi spielt unglaublich sicher, auch mit dem Ball“, betont Rolfes. „Er war immer schon körperlich aggressiv und zweikampfstark, aber jetzt macht er es auch mit Ball hervorragend.“

Im Spielaufbau schiebt sich Kossounou von der Dreierkette weiter nach vorne auf die rechte Außenverteidigerposition, damit haben Xhaka und Palacios mehr Platz im Zentrum. Wird es dort zu eng, suchen die Mitspieler auch gerne Kossounou, der in dieser Spielzeit bereits mehrmals mit klugen Schnittstellenpässen überraschte.

Während sich bei Palacios zurzeit Andrich hinten anstellen muss, wird es durch die guten Leistungen von Kossounou gerade sehr schwer für Piero Hincapie auf Minuten zu kommen. Damit haben Rolfes und Alonso das hinbekommen, was ihr Ziel war: Der Konkurrenzkampf ist auf allen Positionen in vollem Gange.

Fast schon irrwitzig ist der Umstand, dass die anstehende Rückkehr von Patrik Schick kaum noch Beachtung findet. Victor Boniface ist der Stürmer der Stunde. Auch Schick wird sich aller Voraussicht nach erst einmal hinten anstellen müssen. Das ist Bayer 04 in der Saison 2023/2024.