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„Sollte 25 Tore gemacht haben“Boniface feiert Bundesliga-Rekord mit Selbstkritik

Lesezeit 4 Minuten
Jubel über das Tor zum 1:0 durch Victor Boniface.

Jubel über das Tor zum 1:0 durch Victor Boniface. Der Nigerianer traf gegen Heidenheim doppelt.

Mit sechs Toren Unterschied hätte Bayer Leverkusen für die Rückkehr an die Tabellenspitze gewinnen müssen. Das gelang trotz vieler Chancen nicht.

Der FC Bayern hatte die Hürde für Bayer 04 Leverkusen extrem hoch gelegt. Für die Rückeroberung der Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga hätte Bayer 04 nach dem 7:0 der Münchener gegen Bochum einen Sieg mit sechs Toren Abstand gegen den 1. FC Heidenheim benötigt. Wie zu erwarten, gelang das nicht. Das 4:1 (1:0) war aber erneut ein absolut verdienter Sieg mit einem sehr dominanten Auftritt, der nur für vier Minuten in Gefahr geriet. „Ich muss meine Spieler loben, sie haben es gut gemacht, aber sie können es noch besser“, sagte Xabi Alonso.

Der Trainer setzte auch gegen Heidenheim auf sein 3-4-2-1, das er stets mit demselben Personal auf den Rasen schickte. Dementsprechende eingespielt traten die Hausherren im ersten Durchgang auch auf. Ein paar Zahlen dazu: 10:0 Torschüsse, 74 Prozent Ballbesitz, 62 Prozent Zweikampf- und 91 Prozent Passquote. Bayer 04 dominierte jeden Zentimeter des Spielfelds.

Leverkusen konnte Führung in der ersten Hälfte nicht weiter ausbauen

Das einzige Problem: Es stand zur Pause nur 1:0. Für den knappen Vorsprung hatte mal wieder Victor Boniface gesorgt. Der Nigerianer ließ Gegenspieler Tim Siersleben im Zweikampf aussehen wie einen F-Jugendlichen und schoss trocken zum 1:0 ein, acht Minuten waren da gespielt.

Danach schoben sich die Leverkusener im Mittelfeld fröhlich den Ball hin und her, schafften es gegen tiefstehende Heidenheimer aber nicht so richtig, Tiefe ins Spiel zu bekommen. So hatte Keeper Kevin Müller kaum etwas zu tun, außer das zu halten, was er auch halten musste. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff wurde es für Müller richtig brenzlig. Boniface hatte FCH-Kapitän Patrick Mainka lässig den Ball durch die Beine geschoben und tauchte allein vor dem Torhüter auf. Doch der Torjäger schoss zu unplatziert, traf nur Müllers Beine. „Ein Tor mehr hätte uns gutgetan, das hätte mehr Ruhe gegeben“, sagte Jonas Hofmann.

Palacios hebelt Heidenheimer Abwehr mit einem Pass aus

Kurz zuvor hatte Exequiel Palacios etwas Glück, dass ihn Schiedsrichter Christian Dingert nicht vom Platz geschickt hatte. Der Weltmeister sprang mit beiden Beinen voran in hoher Geschwindigkeit in seinen Gegenspieler. Zum Glück traf er erst den Ball, dann die Beine. Palacios hatte zuvor schon Gelb für eine Grätsche von hinten gesehen.

Alonso ließ ihn zur Überraschung einiger Beobachter trotzdem auch im zweiten Durchgang weiterspielen. Es sollte sich auszahlen. Palacios bereitete auch den zweiten Leverkusener Treffer. Der Schnittstellenpass, der die gesamte Heidenheimer Abwehr sezierte, war alleine das Eintrittsgeld für die 29.557 Zuschauer wert. Jonas Hofmann blieb cool und schob zum 2:1 ein.

Vier Minuten zuvor hatte Heidenheim aus dem Nichts ein Tor erzielt. Eren Dinkci nutzte einen der seltenen Stellungsfehler von Granit Xhaka und schlenzte den Ball flach ins Eck.

Grimaldo mit zwei Assists – Boniface knackt Rekord

Nach dem schnellen 2:1 war der Heidenheimer Widerstand aber endgültig gebrochen und Bayer 04 schraubte das Ergebnis in die verdiente Höhe. Einer der Hauptverantwortlichen dafür war Alejandro Grimaldo, der zunächst einen Elfmeter herausholte, den Boniface zum 3:1 in die Mitte knallte — sein sechstes Saisontor im fünften Spiel. Dann spielte der Spanier einen ähnlichen Traumpass wie Palacios zuvor. Der eingewechselte Amine Adli veredelte die herrliche Vorlage mit einem ebenso herrlichen Heber über Müller hinweg zum 4:1-Endstand.

Boniface knackte nebenbei auch noch einen alten Bundesligarekord. Der Angreifer schoss neunmal aufs gegnerische Gehäuse, hat jetzt 38 Torschüsse nach fünf Spieltagen auf dem Konto. Zuvor war der Bochumer Uwe Wegmann (1994/95) mit 35 Torschüssen Rekordhalter. Boniface nahm den Rekord locker hin und gelobte stattdessen lieber Besserung: „Wenn Du als Spieler 38 Torschüsse hast, solltest Du wenigstens 25 Tore gemacht haben. Deswegen will ich mir dafür nicht gratulieren.“

Simon Rolfes: „Die Tabelle ist nicht interessant, die Punkte sind wichtig“

Dass der Sieg nicht für die Rückeroberung der Tabellenführung reichte, nahm auf das Gemüt der Leverkusener erwartbar keinen Einfluss. „Die Tabelle ist nicht interessant, die Punkte sind wichtig“, kommentierte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes.

Zumindest was die Ansetzungen am nächsten Spieltag angeht, besteht am kommenden Wochenende aber wieder eine echte Chance auf die Rückkehr an die Spitze der Liga: Während Bayer 04 am Samstagnachmittag bei Mainz 05 antreten wird, haben die Bayern am Abend das vermeintlich schwerere Gastspiel bei RB Leipzig.