3:1-Sieg beim FC PortoBayer 04 stürmt ins Achtelfinale
Porto – An einem angenehmen nordportugiesischen Winterabend setzte sich die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen auf den Teil des Platzes, über dem unter dem Dach des Estadio do Dragao ihre fast 1000 mitgereisten Fans feierten. Sie hatte sich den Jubel, die Anerkennung und den Moment der Ruhe verdient. Durch ein erstaunlich souveränes 3:1 beim portugiesischen Spitzenklub zog die Werkself ins Achtelfinale der Europa League ein. Es war der neunte Sieg im zehnten Pflichtspiel für Bayer 04.
Fünferkette, Doppelsechs, drei Angreifer
Trainer Peter Bosz hatte vor dem Spiel einen verdächtigen Satz gesagt: „Ballbesitz ist nichts ohne das Ergebnis. Wir wollen aber auch das Ergebnis.“ Und so hat der Liebhaber des schönen Fußballs am Donnerstag auch seine Mannschaft aufgestellt. Durch und durch pragmatisch: Fünferkette, Doppelsechs und davor drei offensivere Spieler. Ballbesitzanteile und Passquoten waren nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel nicht so wichtig. Der Gegner hätte nur zu gern die hoch stehende, verspielte Bayer-Mannschaft gehabt, die man aus der Liga kennt. Und sie mit gewonnen Zweikämpfen und Kontern aus dem Wettbewerb geworfen.
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Das ging aber nicht, denn Bayer 04 hatte von Beginn an fast die gesamte Mannschaft hinter dem Ball und nutzte, was auch nicht ihrem Naturell entspricht, nach knapp zehn Minuten die erste Torchance. Allerdings ereignete sich die Szene wieder in der Dramaturgie des modernen Fußballs. Zunächst die Aktion: Kerem Demirbay lässt Telles aussteigen und tunnelt Uribe, passt perfekt zu Kai Havertz, der Lucas Alario links im freien starten sieht und ihm den Ball zuspielt. Der Argentinier verwandelte eiskalt in die lange Ecke.
Danach die Auflösung: Der Leverkusener Jubel wird jäh unterbrochen durch die Flagge des Schiedsrichterassistenten, der Abseits anzeigt. Früher wäre die Aktion damit beendet gewesen. Heute schaut der VAR im Videoraum nach. Als sich alles zum Abstoß von Porto aufgestellt hatte, leuchtete das Zeichen der Überprüfung auf der Anzeigetafel. Zwei Minuten lang herrschte Ungewissheit. Die Geschichte war knapp. Alarios Arm war im Abseits, aber weil man mit dem Arm kein Tor erzielen kann, zählt das nicht. Und schließlich fand das Tor Anerkennung.
Danach hatte sich die Ausgangsposition dramatisch zugunsten von Bayer verändert. Porto reagierte leicht frustriert, presste, grätschte und versuchte, zu drängen, aber Bayer 04 vermied leichtfertige Ballverluste und der Gegner kam in der ersten Halbzeit zu nur einem Torabschluss. „Das haben wir hervorragend gemacht, außer in den letzten fünf Minuten“, sagte der Perfektionist Bosz nach dem Spiel streng. In der Halbzeit entschied er selbst, den angeschlagenen Kapitän Lars Bender (Hüftprellung) aus dem Spiel zu nehmen. „Lars wollte weitermachen, aber es hätte gefährlich werden können, also habe ich bestimmt, dass er nicht weiterspielt“, erklärte der Trainer.
Erstes Tor für Demirbay
Porto war noch nicht geschlagen, aber Bayer 04 zerstörte schnell alle Fantasien. In der 51. Minute schickte Kerem Demirbay den Sprinter Moussa Diaby auf die Reise, der Franzose scheiterte an Torhüter Marchesin, der Abpraller kehrte über Havertz aber wieder zu Demirbay zurück, der mit etwas Glück das 2:0 erzielte. Es war sein erster Pflichtspieltreffer für Bayer 04. Und die Vorentscheidung für den Einzug ins Europa-League-Achtelfinale. Sechs Minuten später war Diaby wieder durchgebrochen, scheiterte wieder an Marchesin, bekam aber den Ball wieder, spielte ihn weiter auf Kai Havertz, der zum 3:0 einschieben durfte.
Rote Karte gegen Porto
Danach nahm Peter Bosz seinen Abwehrchef Sven Bender zur Schonung vom Platz. Porto hätte fünf Tore schießen müssen, um weiterzukommen. Die Stabilität im Spiel der Werkself litt ein wenig unter den Veränderungen, Porto kam zum 1:3 durch Marega (66.) und trat sich in den Zweikämpfen den Frust von der Seele. Insgesamt elf Gelbe Karten, sieben für die Gastgeber, zeugten von einem schmutzig gewordenen Spiel, das der eingewechselte Soares mit einer Tätlichkeit an Tah (Ellbogen ans Kinn) auf die Spitze trieb. Die Rote Karte dafür war sehr verdient.