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„Niederlage war verdient“Triple-Chance für Bayer 04 futsch – 0:3 gegen Bergamo im Europa-League-Finale

Lesezeit 4 Minuten
Bayer Leverkusen's Jeremie Frimpong, Adam Hlozek and Amine Adli, from left, react after the team's Europa League final against Atalanta on Wednesday May 22, 2024, in Dublin, Ireland. (Brian Lawless/PA via AP)

Leverkusens Jeremie Frimpong, Adam Hlozek and Amine Adli (v.li.)

Bayer Leverkusen erlebte im Europa-League-Finale eine bittere 0:3-Niederlage gegen Atalanta Bergamo, damit ist das avisierte Triple verspielt.

Pep Guardiola sagte einmal, gegen Atalanta Bergamo unter Trainer Gian Piero Gasperini zu spielen, sei, wie zum Zahnarzt zu gehen. Und genau so schmerzhaft war die Erfahrung für Bayer 04 Leverkusen am Mittwochabend im Europa-League-Finale in Dublin. Das 0:3 (0:2) war die erste Niederlage im 52. Pflichtspiel der Saison. An dem Tag, an dem der Europapokal nach 36 Jahren wieder nach Leverkusen hätte zurückkehren sollen, leistete sich der Deutsche Meister den schlechtesten Auftritt der Saison – gegen einen italienischen Tabellenfünften, der dem Team von Trainer Xabi Alonso mit Intensität und Zweikampfhärte den Zahn zog.

Held des Abends war der Ex-Leipziger Ademola Lookman mit einem Dreierpack. Das avisierte Triple ist damit verspielt, am Samstag kann Bayer 04 im DFB-Pokalendspiel gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern aber noch das Double perfekt machen. „Wir müssen ehrlich zu uns sein, heute war die Niederlage verdient“, sagte Robert Andrich nach dem Abpfiff. Wenn man drei Tore kassiere und keines schieße, sei die Sache eben klar. „Aktuell ist die Enttäuschung größer als die Vorfreude auf das Pokalfinale in Berlin“, ergänzte der spät eingewechselte defensive Mittelfeldspieler.

Immerhin auf den Rängen hatte Leverkusen am Mittwoch die Nase vorn.12 000 Anhänger unterstützten die Werkself, rund 9000 trugen die blau-schwarzen Farben von Atalanta. Am Vorabend und den gesamten Mittwoch teilten sich die italienischen und deutschen Fans die zahlreich vorhandenen Pubs friedlich auf. Zur Dublin Arena kamen sie dann gemeinsam zu Fuß aus dem rund 20 Minuten entfernten, sehr beliebten Temple Bar Viertel in der Innenstadt. Insgesamt versammelten sich 47 135 Zuschauer in dem in Hufeisen-Fom gestalteten Stadion, das zu einer Seite deutlich abgeflacht gebaut wurde, was der angrenzenden Wohnbebauung geschuldet ist.

Alonso überraschte dann mal wieder mit seiner Aufstellung und verzichtete auf einen klassischen Stoßstürmer. Sowohl Victor Boniface als auch Patrik Schick und Borja Iglesias saßen nur auf der Bank. Zudem rückte Jeremie Frimpong von seiner Position als rechter Flügelverteidiger eine Reihe nach vorne und sollte mit Florian Wirtz und Amine Adli für Offensivwirbel sorgen. Der blieb aber zunächst komplett aus. Vielmehr bauten die Leverkusener ihren Gegner mit zahlreichen, ungewohnten Fehlpässen immer mehr auf. Atalanta nahm die Geschenke an und steigerte sein Selbstbewusstsein von Minute zu Minute.

Dabei half freilich auch die Führung nach zwölf Minuten. Weder Piero Hincapie noch Alejandro Grimaldo oder Florian Wirtz konnten die Italiener bei einem Durchbruch auf der rechten Seite stoppen, die Hereingabe in den Rückraum verwertete Lookman am langen Pfosten – unter unfreiwilliger Mithilfe von Exequiel Palacios, der den Ball nicht klärte, sondern wirkte, als wäre er in Schockstarre verfallen. Bayer 04 war nun noch verunsicherter, kam mit dem aggressiven Pressing von Atalanta gar nicht zurecht, konnte so sein gewohnt kontrolliertes Spiel zu keiner Phase aufziehen. Stattdessen führte der nächste Fehler zum 0:2 (26.).

Eine verunglückte Kopfballablage von Amine Adli landete bei Lookman, der Xhaka tunnelte und aus 18 Metern trocken ins rechte, untere Eck vollstreckte. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Werkself sich von diesem Schock erholt hatte, Bergamo zog sich nun etwas weiter zurück, sparte Kräfte beim Pressing. Doch weiterhin machte sich Bayer 04 durch Ungenauigkeiten im Passspiel die Angriffsbemühungen selbst kaputt. Die größte Chance vergab Grimaldo, der frei vor dem forsch hinausstürmenden Juan Musso auftauchte, doch der geniale linke Fuß des Spaniers streikte beim Versuch eines Hebers. So ging es mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause.

Alonso reagierte, brachte Boniface für Josip Stanisic und zog dafür Adli eine Reihe zurück. Es half aber nichts mehr. Leverkusen fand keinen Weg, Bergamo dauerhaft unter Druck zu setzen und zum Anschlusstreffer zu kommen. Stattdessen fuhr Atalanta einen Konter konsequent zu Ende und konnte schon eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff mit den Feiervorbereitungen beginnen. Für Leverkusen heißt es nun, die Enttäuschung abzuschütten, um am Samstag in Berlin eine überragende Saison mit dem zweiten Titel abzuschließen.

Atalanta Bergamo: Musso - Djimsiti, Hien, Kolasinac (46. Scalvini) - Zappacosta (84. Hateboer), Koopmeiners, Ederson, Ruggeri (90.+1 Tolói) - De Ketelaere (57. Pasalic), Scamacca (84. Touré), Lookman; – Bayer Leverkusen: Kovár - Tapsoba, Tah, Hincapié - Stanisic (46. Boniface), Xhaka, Palacios (68. Andrich), Grimaldo (68. Hlozek) - Frimpong (81. Tella), Adli, Wirtz (81. Schick); – Schiedsrichter: István Kovács (Rumänien) – Zuschauer: 47 135 (ausverkauft); – Tore: 1:0 Lookman (12.), 2:0 Lookman (26.), 3:0 Lookman (75.).