Amine Adli hat sich beim 1:1 in der Champions League bei Stade Brest schwer verletzt. Jonas Hofmann übt Kritik am Schiedsrichter.
Bayer 04 LeverkusenBittere Diagnose: So lange fehlt verletzter Amine Adli der Werkself
Durch einen Nebenausgang raus aus dem kleinen Stade Roudourou, über eine wackelige Behelfsbrücke, rein in ein provisorisches Event-Zelt. Der holprige Weg für Xabi Alonso hin zur Pressekonferenz nach dem Champions-League-Spiel von Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch bei Stade Brest stand sinnbildlich für das improvisierte Gesamt-Kunstwerk des Abends. Der zweite Anzug der Werkself musste sich in der französischen Provinz mit einem 1:1 begnügen. Zwar war Xabi Alonso trotz diverser fußballerischer Mängel mit dem Auftritt und dem Ergebnis am dritten Spieltag der Königsklasse zufrieden. Doch es gab auch viele kritische Stimmen aus Leverkusener Reihen nach dem Spiel in der 7000-Einwohner-Kleinstadt Guingamp.
Hauptsächlich ging es um zwei harte Zweikämpfe gegen Leverkusener Profis. Zunächst hatte Soumaila Coulibaly den erst kurz zuvor eingewechselten Amine Adli nach einem Laufduell mit einer riskanten Grätsche von hinten von den Beinen geholt – zwar traf der Brest-Profi den Ball, aber eben auch den Stürmer der Werkself. Adli blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und wurde wenig später wieder ausgewechselt. Schiedsrichter Ivan Kruzliak hatte kein Foul gesehen und ließ die Partie weiterlaufen – zum Unverständnis des Doublesiegers.
Soumaila Coulibaly grätscht Amine Adli und Jonas Hofmann um
In der 89. Minute war es erneut Coulibaly, der im Strafraum, ohne Rücksicht auf Verluste, zum Tackling gegen Jonas Hofmann ansetzte. Wieder erwischte der französische Leihspieler von Borussia Dortmund Ball und Gegner, wieder blieb die Pfeife des Schiedsrichters stumm – nach minutenlanger Funk-Beratungen mit dem Videoassistenten. „Man muss wirklich aufpassen, was man jetzt gegen die Unparteiischen sagt. Ich fand das sehr wild“, ärgerte sich Hofmann. „Ich verstehe es auch nicht, wenn man drei Minuten wartet und es sich dann nicht anguckt. Dann muss es ja bedeuten, es war irgendwas. Ich verstehe es nicht.“ Nach Spielende redeten diverse Leverkusener wütend auf Schiedsrichter Kruzliak ein.
Als bittersten Moment der Partie bezeichnete Xabi Alonso jedoch das Resultat von Coulibalys anderer Grätsche. Denn bei dieser hatte sich Adli schwer am linken Sprunggelenk verletzt. „Wir sind sehr besorgt um ihn. Es sieht leider nicht gut aus. Er hat große Schmerzen“, berichtete der spanische Coach. „Das Tackling war viel zu hart. Ich befürchte, dass etwas am Sprunggelenk gebrochen ist.“
Bittere Adli-Diagnose am Donnerstag
Am Donnerstagnachmittag wurde aus Xabi Alonsos Befürchtung eine bittere Gewissheit: Die Werkself muss langfristig auf Adli verzichten. Der Offensivspieler zog sich einen Bruch des linken Wadenbeins zu und wurde bereits am Donnerstag operiert. Seine Reha soll der 24-Jährige in der „Werkstatt“, dem Leverkusener Trainings- und Rehabilitationszentrum in der Bay-Arena absolvieren. Adli wird voraussichtlich bis Januar 2025 ausfallen.
Das Wegknicken seines Knöchels hatte dabei so übel ausgesehen, dass sich der übertragende Sender Dazn gegen eine Wiederholung der Szene entschied. „Wenn er da so reingeht, nimmt er als Abwehrspieler eine Verletzung in Kauf“, kritisierte Simon Rolfes, Sport-Geschäftsführer von Bayer 04, den französischen Verteidiger. „Da geht es nicht nur darum, ob er den Ball gespielt hat."
Xabi Alonso lobt seine Reservisten
Mittelfeldspieler Hofmann bemängelte eine fehlende Linie beim Unparteiischen. „Er berührt mich klar. Da heißt es immer: Ball gespielt und Gegner. Bei Amine spielt er auch den Ball und den Gegner. Jona (Tah, d. Red.) spielt auch den Ball und trifft den Gegner. Und er sieht eine Gelbe Karte“, sagte der Routinier. Bayers Abwehrchef Tah wurde in der Schlussphase nach einem harten Einsteigen an der Mittellinie vom Schiedsrichter verwarnt.
Abgesehen vom drohenden Adli-Ausfall zog Xabi Alonso ein positives Resümee, ihm habe die Leistung „aller Spieler“ gefallen. Ein gnädiges Fazit des Trainers, denn Reservisten wie Patrik Schick, Nathan Tella und Nordi Mukiele sammelten in der Bretagne kaum Argumente, warum sie künftig häufiger in der Startelf stehen sollten. „Wir brauchen alle Spieler“, betont Xabi Alonso in solchen Fällen gerne.
In Szene setzen konnte sich hingegen Jonas Hofmann – obwohl dem 32-Jährigen kurz vor Schluss der Elfmeterpfiff verwehrt blieb. Denn in Leverkusens starker Anfangsphase war der Ex-Nationalspieler Dreh- und Angelpunkt im Angriff. Highlight war sein hervorragendes Zuspiel auf Florian Wirtz vor dem 1:0 in der 24. Minute. Die Entscheidung hatte Hofmann in Sekundenbruchteilen getroffen, denn auf dem rechten Flügel stand auch Tella frei. „Im letzten Moment ist mein Fuß noch um ein paar Grad nach innen gewandet. Der Flo macht ihn dann eiskalt rein“, beschrieb der Ex-Gladbacher die Szene. „Ich kann sicherlich noch einige Dinge verbessern, aber daran arbeite ich täglich, damit ich meine Stärken einbringen kann.“ In der zweiten Halbzeit tauchte Hofmann allerdings ab – wie auch der Großteil seiner Kollegen. Zuvor hatte ein „Sonntagsvolley“ (Hofmann) von Pierre Lees-Melou in der 39. Minute für den Ausgleich gesorgt.
Am Samstag ist Bayer 04 Leverkusen zu Gast in Bremen
Mit sieben Punkten nach drei Spieltagen belegt Bayer 04 in der reformierten Champions League Platz sechs und ist somit weiter auf K.o.-Runden-Kurs, als einziger deutscher Vertreter ist der Werksklub noch unbesiegt. Am 5. November geht es weiter mit dem Highlight gegen den FC Liverpool an der Anfield Road (21 Uhr). Davor wartet jedoch der Bundesliga-Alltag: Am Samstagabend ist Leverkusen zu Gast beim SV Werder Bremen (18.30 Uhr/Sky).