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0:2 bei Hertha BSCBayer 04 verspielt gute Ausgangsposition um Champions-League-Platz

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Matheus Cunha (l) jubelt nach dem ersten Tor von Hertha BSC

Berlin – Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat sein letztes Auswärtsspiel dieser Bundesligasaison bei Hertha BSC Berlin 0:2 verloren und damit die Chance aus der Hand gegeben, sich am letzten Spieltag aus eigener Kraft für die Champions League zu qualifizieren. Durch den 3:1-Sieg der Mönchengladbacher in Paderborn ist für Bayer 04 am 34. Spieltag allerdings eine Niederlage der Borussia im Heimspiel gegen Berlin nötig, um Platz vier doch noch zu erreichen. Dazu müsste die Hertha allerdings noch einmal so stark spielen und Gladbach ähnlich versagen, wie die Werkself in Berlin.

Die Tore

Das 1:0 in der 22. Minute ist ein kleines Kunstwerk. Darida entblößt mit einem Solo die linke Leverkusener Abwehrseite und findet Lukebakio, der den Ball in den Rücken der Defensive spielt. Da steht der von zwei Gehirnerschütterungen genesene Brasilianer Matheus Cunha und verwandelt eine schwierige Ballannahme in einen Kunstschuss ins Bayer-Tor. Das 2:0 in der 54. Minute ist kaum weniger spektakulär.

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Diesmal glänzt Cunha auf der linken Seite als Vorbereiter, seinen Pass, an dem Tapsoba vorbei grätscht, nimmt Piatek zum Anlass für ein Solo an der Auslinie, nachdem er alle Verteidiger und Torwart umkurvt hat, kommt Dodi Lukebakio und schießt den Ball von Piateks Fuß ins leere Tor.

Das war gut

Die Ausgangsposition der Leverkusener im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation. Zwei Siege – und Mönchengladbach hätte keine Chance mehr gehabt. In der ersten Viertelstunde schien es, als sei die Mannschaft von Trainer Peter Bosz entschlossen und selbstbewusst ins Olympiastadion gereist. Die Hertha hatte viel Mühe, die Werkself an guten Abschlüssen zu hindern. Aber mit dem 1:0 zog sie Bayer 04 den Stecker.

Danach zeigten die Hauptstädter eine taktisch und kämpferisch beeindruckende Leistung. Auf ihr ruhen jetzt die Hoffnungen der Leverkusener für den 34. Spieltag, an dem eigene Kraft nicht mehr ausreicht.

Das war schlecht

Nach dem Gegentor fiel die Feinmechanik des talentierten Teams auseinander und alle Wechsel des Trainers Peter Bosz waren vergebens. Auf den ersten Blick ist es rätselhaft, wie eine Mannschaft erst am Sonntag gegen ein Team wie Schalke so mäßig spielen kann (1:1), dann gegen den Lokalrivalen 1. FC Köln (3:1) so glänzen und dann in Berlin so versagen.

Eine Erklärung mag darin liegen, dass diese Spiele innerhalb von nur sieben Tagen stattfanden und der Gegner immer mindestens einen Tag länger zu Regeneration zur Verfügung hatte. Aber ein Spitzenteam, wie es Bayer 04 sein will, muss mit solch einem tiefen Kader besser damit umgehen.

Mann des Spiels

Matheus Cunha, im Winter aus Leipzig gekommenes Super-Talent aus Brasilien. Der wie Kai Havertz erst 21 Jahre alte Fußballkünstler war gerade von zwei Gehirnerschütterungen genesen und fand auf Anhieb in dieses Spiel. Beide Tore, vor allem aber das 1:0, beruhten auf außergewöhnlichen Leistungen des Stürmers, mit dem die Hertha in der turbulenten Klinsmann-Zeit offenbar ein echter Transfertreffer gelungen war.

Moment des Spiels

Im Spiel war es die 22. Minute, in der Cunha das 1:0 erzielte. Möglicherweise gab es einen zweiten Moment, der allerdings vor dem Spiel geschah: Als klar war, dass der am Sprunggelenk angeschlagene Abwehrchef Sven Bender auf der Bank Platz nehmen musste. Seine Klasse, sein Organisationstalent und vor allem sein Geist fehlte der Werkself überall.

Das sagen die Trainer

Bruno Labbadia (Trainer Hertha BSC): „Ich glaube, dass wir verdient gewonnen haben. Wir mussten unser Spiel umstellen und haben das super gemacht. Das war der Schlüssel zum Sieg. Wir haben keine richtige Torchancen mehr zugelassen, aber selber vier große Chancen gehabt. Man kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen, bei so vielen Ausfällen eine solche Leistung zu zeigen, das ist schon stark.“

Peter Bosz (Trainer Bayer Leverkusen): „Die Enttäuschung ist sehr groß. Nach der guten Anfangsphase haben wir keinen guten Fußball mehr gespielt. Deshalb hat Hertha verdient gewonnen. Wir haben uns im Laufe des Spiels zu wenige Chancen herausgespielt. Das Einzige, was wir jetzt machen können, ist, dass wir das nächste Spiel gewinnen. Und dann müssen wir abwarten, was die anderen machen.“

Das sagen wir

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre Bayer 04 Leverkusen wieder einmal im Begriff, ein großes Ziel im letzten Moment zu verspielen. Die Niederlage in Berlin war extrem ärgerlich, weil sie drei Tage nach einer überzeugenden Leistung im Spiel gegen den 1. FC Köln geschah. Allerdings sind Spiele in der Corona-Phase nicht miteinander zu vergleichen.

Im Drei-Tages-Rhythmus sind Mannschaften nicht mehr wiederzuerkennen. Nur der FC Bayern schaffte es, immer wie er selbst auszusehen. Wenn Bayer 04 am Ende dieser Saison ohne Vorbild zwei, drei Punkte für die Champions League fehlen, dann wurden sie allerdings nicht am Ende verspielt, sondern in der schlechten Phase der Vorrunde, als Bayer 04 neun Punkte hinter Mönchengladbach lag.