Bayer Leverkusen steht vor einem wahren Härtetest. Angreifer Patrik Schick könnte wieder zurückkehren.
Bayer 04 vor Duell mit Inter Mailand„Wir wollen zeigen, dass wir ihnen wehtun können“
Es waren wieder einmal zwei Gesichter, die Bayer 04 Leverkusen beim 2:1 gegen den FC St. Pauli zeigte. Die erste Halbzeit war ein Schaustück kontrollierter Dominanz: souverän im Aufbau, präzise in den Kombinationen und mit einer Chancenverwertung, die eines Doublesiegers würdig war. Doch nach dem Seitenwechsel entglitt der Werkself das Spiel, wie schon so oft in dieser Saison. Die Passgenauigkeit ließ nach, spielerische Ideen versandeten, und die mangelnde Konsequenz vor dem Tor ließ Pauli bis zum Schluss im Spiel. Es war ein knapper Erfolg gegen einen Liga-Neuling, der den Leverkusener Ansprüchen nicht genügt haben dürfte.
Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Der fünfte Sieg in Folge ist ein Beleg dafür, dass Xabi Alonsos Team in der Spur bleibt. Es war zwar keine Glanzleistung. Aber auch im Fußball zählen am Ende nur die Punkte – Haltungsnoten gibt es derweil keine.
Für die anstehende Aufgabe gegen Inter Mailand am Dienstagabend (21 Uhr, Bay-Arena) wird jedoch mehr gefragt sein. Es ist das sechste Spiel der Champions League-Gruppenphase; die Ausgangslage ist klar: Leverkusen könnte mit einem Sieg dem Einzug ins Achtelfinale näherkommen. Doch der Italienische Meister ist ein Klub, der auf einem ganz anderen Niveau agieren dürfte als der Gegner des vergangenen Bundesliga-Spieltags. Die Nerazzurri, angetrieben von den Angreifern Lautaro Martínez und Marcus Thuram, gestützt von einem robusten Mittelfeld um den in Mannheim geborenen Hakan Çalhanoğlu und eine verteidigungsstarke Dreier- beziehungsweise Fünferkette, haben in dieser Saison noch kein Gegentor in der Königsklasse kassiert. Ein Ausweis ihrer Klasse und Disziplin.
Genau das jedoch stellt den Reiz der Partie dar, wie Leverkusens Innenverteidiger Edmond Tapsoba betont: „Sie sind ein harter Gegner. Wir werden aber gut vorbereitet sein. Es wird auch unsere Chance sein, dass wir zeigen können, dass wir ihnen wehtun können.“
Trainer Xabi Alonso zollte den Nerazzurri großen Respekt: „Wir spielen gegen eines der besten Teams in Europa. Sie sind eine Gewinnermannschaft und haben mit Simone Inzaghi einen der besten Trainer der Welt. Wir möchten sehen, wo wir aktuell stehen.“ Für Alonso ist Inter eine „reife Mannschaft, die Spiele lenken und kontrollieren kann.“
Für die Werkself kommt erschwerend hinzu, dass die Offensive personell stark geschwächt ist. Die Ausfälle von Victor Boniface, Amine Adli und Jonas Hofmann treffen Leverkusen besonders in einer Phase, in der die Belastung durch die englischen Wochen ohnehin hoch ist. Hoffnung gibt es jedoch in Bezug auf Patrik Schick. Der tschechische Stürmer, der beim 1:0 in München 16 Minuten nach seiner Einwechslung wegen Wadenproblemen wieder ausgewechselt werden musste und auch gegen St. Pauli fehlte, könnte gegen Inter Mailand wieder zur Verfügung stehen. Alonso äußerte sich vorsichtig optimistisch: „Patrik kommt ran. Am Dienstagmorgen trainieren wir noch mal, dann können wir die Situation besser abschätzen. Er fühlt sich von Tag zu Tag fitter. Wir planen ihn ein, aber es ist unklar, ob von Beginn an oder erst in der zweiten Hälfte.“
Mit seiner körperlichen Präsenz und seiner Kaltschnäuzigkeit könnte Schick eine wichtige Rolle gegen die defensivstarken Italiener spielen. Damit Schick jedoch auch an der starken Defensive vorbeikommt, ist es essenziell, den Schlüsselspieler und Sechser Hakan Çalhanoğlu, der zwischen 2014 und 2017 das Trikot der Werkself trug, auszuschalten.
Der türkische Nationalspieler ist längst nicht mehr nur für seine gefürchteten Distanzschüsse und Freistöße bekannt, sondern hat sich seit seinem Wechsel nach Mailand zu einem zentralen Baustein im Mittelfeld entwickelt. „Çalhanoğlu hat einen starken Einfluss auf das Spiel von Inter. Seine Distanzschüsse sind dabei nur das Resultat von vielen anderen Dingen, die er gut macht. Er hat ein super Verständnis des Spiels und eine starke Technik“, analysiert Alonso.
Duell auf höchstem Niveau
Die Partie in der Bay-Arena wird zur Herausforderung auf höchstem Niveau. Inter Mailand gilt als kompakt, effizient und schwer zu knacken. Für Leverkusen bedeutet das: Konstanz über die volle Spieldauer, die richtigen Entscheidungen im Abschluss und eine Abwehr, die dem Offensivduo Martínez/Thuram standhält.
Bayer 04: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Xhaka – Frimpong, Palacios, Andrich, Grimaldo – Wirtz, Tella; Mailand: Sommer – Bisseck, De Vrij, Bastoni – Dumfries, Çalhanoğlu, Dimarco – Barella, Zielinski – Thuram, Martinez; Schiedsrichter: Vincic (Slowenien).