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Bayer 04Werkself in Not: Kein Sieg, zwei Verletzte und bangen um Transfers

Lesezeit 3 Minuten
Schick verletzt B04VFB

Patrik Schick sitzt in Stuttgart verletzt am Boden.

  1. Schick und Diaby fallen wochenlang aus – Hoffnung auf Kolasinac-Transfer in letzter Minute.
  2. Trainer und Mitspieler rügen Bellarabi für dessen dumme Aktion gegen Massimo in Stuttgart scharf.
  3. Der Kader ist an der Spitze zu dünn und am Ende zu dick, die Zeit für Korrekturen läuft am Montag um 18 Uhr ab.

Stuttgart/Leverkusen – 9500 Menschen können in einer Betonschüssel, die 50 000 Menschen Platz bietet, viel Lärm machen, wenn sie wollen. Die 9500 in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena wollten am Samstag nach etwa 74 Spielminuten der Partie ihres VfB gegen Bayer 04 unbedingt. Roberto Massimo und Karim Bellarabi stehen sich nach einem Foul des Leverkuseners am Stuttgarter Stirn an Stirn gegenüber. Plötzlich kneift Bellarabi dem Kollegen in die Nase. Schiedsrichter Robert Hartmann eilt hinzu, verhindert eine Rudelbildung und verwarnt den Stürmer mit Gelb, als hätte er geahnt, dass die Höchststrafe erst noch kommen würde. Im Anschluss an den fälligen Freistoß erzielt Sasa Kalajdzic per Kopf das 1:1.

Mit diesem Resultat endete 20 Minuten später das Spiel. Bayer 04 hatte auch im dritten Spiel der Saison einen Sieg verpasst. Die Stuttgarter feierten ihren Punkt gegen den Favoriten nach dem frühen Rückstand (Patrik Schick, 7.) wie einen Sieg. Peter Bosz war sauer. „Wir hätten heute gewinnen können, obwohl wir schlecht gespielt haben. Jetzt fehlen uns diese zwei Punkte.“ Zur Bellarabis Tätlichkeit, die mit Rot hätte bestraft werden können, sagte der Niederländer: „Das war doof.“ Torhüter Lukas Hradecky präzisierte: „Das war scheiße.“

Drei Spiele ohne Niederlage gegen Wolfsburg, Leipzig und Stuttgart sind nach einer solch holprigen Vorbereitung, wie sie Bayer 04 hatte nach dem Weggang von Kai Havertz und Kevin Volland, kein Fehlstart. Außer, es handelt sich um drei Unentschieden. Genau das ist der Werkself passiert. „Fünf Punkte wären okay gewesen“, rechnete Peter Bosz vor, „aber jetzt fehlen uns zwei.“

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Es fehlt aber noch mehr: Ein gestandener Linksverteidiger zum Beispiel. Das Spiel in Stuttgart, in dem Dailey Sinkgraven von Silas Wamangituka in jedem Zweikampf und Laufduell die Grenzen aufgezeigt bekam, war ein letztes Ausrufezeichen hinter die Notwendigkeit dieser Personalentscheidung. Der frühere Schalker Sead Kolasinac gilt als Wunschlösung. Dass er am Sonntag im Spiel gegen Sheffield United nicht mehr im Kader des FC Arsenal stand, war ein Indiz dafür, dass er sich auf der Reise nach Leverkusen befand. Um 18 Uhr am Montag müssen alle Transfers durch sein. Und davor muss der Medizincheck erfolgen, an dem zuletzt einige Wechsel gescheitert sind.

Das bedeutet auch, dass Wendell in letzter Minute noch abgegeben werden müsste, weil drei Linksverteidiger mit lang laufenden Verträgen im Kader keinen Sinn ergeben. Überhaupt ist in den nächsten Stunden noch hektische Aktivität zu erwarten, denn auch in der Offensive soll sich angesichts der Verletzung von Paulinho, der Belastung für Diaby und der sehr durchwachsenen Auftritte von Bellarabi noch etwas tun.

Das Spiel in Stuttgart mit seinen sportlichen Brüchen unterstrich auch hier die Dringlichkeit. Der 20 Minuten lang sehr wirkungsvolle Mittelstürmer Patrik Schick zog sich ohne gegnerische Einwirkung eines Muskelverletzung am hinteren Oberschenkel zu und verließ in Stuttgart das Spielfeld. Bayer 04 befürchtete das Schlimmste, eine Muskel-Sehnen-Verletzung. Die genaue Diagnose ließ am Sonntag alle aufatmen: Sehne nicht betroffen, Ausfallzeit drei bis vier Wochen. Etwa zwei bis drei Partien wird Schick nach der Länderspielpause fehlen. Der Tscheche reist ebenso nicht mit zu seiner Auswahlmannschaft wie der Franzose Moussa Diaby, der sich einen Faserriss im Fuß zuzog. Auch er wird einige Wochen pausieren müssen.

Sportdirektor Simon Rolfes und sein Team werden bis Montagabend, 18 Uhr, Schwerstarbeit verrichten müssen. Es gilt gleichzeitig, den Kader auf der unteren Seite zu verschlanken und sich von den teuren Spielern auf dem Abstellgleis (Weiser, Jedvaj, Retsos) zu trennen. Mit einem Sieg in Stuttgart wäre alles ein wenig leichter gewesen.