AboAbonnieren

„Zugänge haben Luft nach oben“Leverkusener Formkrise – Rolfes sieht bei allen Spielern Verbesserungspotential

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Geschäftsführer Simon Rolfes

Leverkusens Geschäftsführer Simon Rolfes

Nach vielen verschenkten Punkten in der Liga appelliert Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes an jeden Einzelnen, bei sich vor der Haustür zu kehren.

Bei Bayer 04 Leverkusen sind sie immer noch hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die historische Doublesaison wirft weiter Licht und Schatten auf die aktuelle Spielzeit. Und so brach Simon Rolfes gestern zusammen mit Kim Falkenberg nach Sao Paulo auf. In Brasilien machen der Sportgeschäftsführer und der Head of Recruitment Station im Rahmen der „Trophy Tour Brazil“.

Vereinslegende Paulo Sergio nahm die beiden samt Meisterschale und DFB-Pokal in Empfang. Rolfes wird die vier Tage in Südamerika aber nicht nur dafür nutzen, um über die Vergangenheit zu plaudern, sondern auch, um sich mit Klubverantwortlichen vor Ort zu treffen. Gegenwart und Zukunft haben für den 42-Jährigen stets oberste Priorität. Und so kreisen Rolfes„ Gedanken auch besonders um die acht Spiele bis Weihnachten, in denen Bayer 04 das so erfolgreiche Jahr 2024 mit positiven Ergebnissen abschließen will. Rolfes über…

…das Verspielen von Führungen wie zuletzt beim 1:1 in Bochum: Dass wir in jeder Partie außer gegen Stuttgart geführt haben, zeigt, dass wir ein gewisses Level haben. Aber es fehlen aktuell die letzten Prozent, um Spiele zu entscheiden. Da geht es um die Entschlossenheit vorne. Da geht es auch ums Defensivverhalten – einen Vorsprung mit Kompromisslosigkeit zu verteidigen. Das ist das, was uns gerade fehlt. Und das hat uns Punkte gekostet. Wir haben die Qualität, aber im Moment rufen wir sie nicht komplett ab.

…das Grundproblem derzeit: Bei jedem Spieler fehlen ein paar Prozent zum Leistungsmaximum. Das summiert sich und beeinflusst das Mannschaftsspiel. Zum Beispiel könnten wir uns mit noch mehr Konsequenz Chancen erspielen. Oder die Chancen, die wir uns erspielen, noch besser nutzen. Das beeinflusst dann die Spielgeschichte – ob du das Spiel entscheidest und dann kontrollieren kannst. Wenn wir in Bochum in der zweiten Halbzeit das zweite Tor machen, dann ist das Spiel wahrscheinlich entschieden. Aber das fehlte – nicht nur in Bochum. So bleibt ein Spiel länger offen.

…die Ursachenforschung: Ich glaube nicht, dass es an einer zu hohen Spielbelastung liegt. Wir haben viele gute Spieler, können auch rotieren. Die Spieler sind Englische Wochen gewohnt. Auch an einen Schatten der Vorsaison glaube ich nicht, das wird ja hier und da spekuliert. Mit Sicherheit ist die Erwartungshaltung in der Saison nach dem Doublegewinn eine andere gewesen. Aber jetzt haben wir Mitte November. Die letzte Saison ist Geschichte. Wir haben uns neue Ziele gesetzt, wollen wieder erfolgreich sein. Es geht jetzt darum, diese mentale Stärke wiederzubekommen. Das ist ein Ziel.

…Lösungen: Die Verantwortung haben wir alle. Alle sind gefordert, jeder Einzelne. Wir alle sind ein Rädchen in einem großen Rad, das sich möglichst schnell in Bewegung setzen soll. Jeder Einzelne, ob Spieler, Trainer, Staff oder ich hat einen Anteil daran, wie schnell sich das Rad in Bewegung setzt. Und in verantwortlicher Position muss man dann sehen, was man für diese Gruppe initiieren kann. Wir haben Vertrauen in die Gruppe und müssen das gesamte Potenzial herauskitzeln.

…die Zugänge: Bei den Zugängen ist Luft nach oben, mit Sicherheit. Sie können sich noch besser integrieren und das gesamte Gebilde mehr in Schwung bringen. Da können die Neuen helfen, aber es sind nicht nur die Neuen gefordert. Alle Spieler haben Verbesserungspotential.

…Trainingsinhalte: Es gibt die mentale Komponente, das Selbstvertrauen, das Teamgefühl und auch die Taktik. Es geht jetzt nicht darum, die Taktik grundlegend zu verändern, sondern darum, eine andere Dynamik hineinzubekommen, vielleicht kleine Sachen anzupassen, um dann wieder Rückenwind zu bekommen. Das kann man auch machen, wenn man viele Spiele hat. Da braucht man nicht zwingend komplette Trainingswochen.

…die Titelverteidigung: Was im März, April, Mai ist, interessiert mich jetzt nicht. Mich interessiert, was jetzt bis Weihnachten passiert. Da müssen wir in der Liga punkten, in den anderen Wettbewerben Erfolg haben und an unsere Topleistung kommen, das ist die Zielsetzung.