Sowohl im Angriff als auch in der Defensive kämpft der Meister mit Verletzungssorgen. Die Probleme kommen zur Unzeit beim großen Programm vor Weihnachten.
Acht Spiele in 29 TagenLeverkusen muss ohne Torjäger Boniface und weitere Verletzten auskommen
Xabi Alonso versuchte, sich möglichst diplomatisch auszudrücken und dennoch seinem Ärger Luft zu machen. „Er hat etwa nach 60 Minuten etwas gespürt. Er hat weitergespielt. Das war vielleicht etwas, was er hätte nicht tun sollen“, sagte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen. Seine Worte galten Victor Boniface, seinem Angreifer Nummer eins. Der 23-Jährige hatte am Montag beim 1:2 der nigerianischen Nationalmannschaft gegen Ruanda von Beginn an gespielt, sich während der Partie am Oberschenkel verletzt, aber bis zur 89. Minute weitergespielt. Das bittere Resultat: Muskelfaserriss und mehrere Wochen Pause.
„Wie lange genau, kann ich nicht sagen. Wir müssen abwarten. Es sind einige Spiele, aber nicht sechs oder acht Wochen“, sagte Alonso am Freitag. Fest steht, dass Boniface im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag (15.30 Uhr, Sky) und in der Champions League am Dienstag (21 Uhr, Dazn) gegen Salzburg ausfallen wird. Ob er vor Weihnachten noch einmal spielen kann, ist zumindest fraglich. Die Verletzung kommt für Bayer 04 zur Unzeit. Vor den Festtagen stehen in 29 Tagen noch acht wichtige Partien an – und die personelle Lage ist sowohl in der Abwehr als auch im Sturm sehr angespannt.
Im Angriff fällt neben Boniface bereits seit Wochen Amine Adli mit einem Wadenbeinbruch aus. Martin Terrier musste zuletzt auch drei Spiele pausieren. Die hartnäckigen Oberschenkelprobleme sollen nun auskuriert sein. Doch dem französischen Sommerzugang fehlt ebenso wie Patrik Schick, der Boniface ersetzen soll, die Spielpraxis. Dass die beiden nun jeweils acht Spiele in 29 Tagen abspulen können, erscheint unwahrscheinlich. Zumal auch ein sehr stark körperlich belasteter Spieler wie Florian Wirtz, für den Terrier auch hinter den Spitzen einspringen könnte, mal eine Pause brauchen dürfte.
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Mukiele und Belocian fehlen auch
Ähnlich sieht es in der Defensive aus. In Nordi Mukiele (Muskelfaserriss) und Jeanuel Belocian (Sprunggelenks-OP) fehlen zwei Optionen für die Innenverteidigung und die Außenverteidigerpositionen. „Bei Nordi wollen wir kein Risiko gehen. Jeanuel ist vielleicht in zwei Wochen wieder so weit“, sagt Alonso.
Für Leverkusen ist der „Block“ bis Weihnachten – wie der Spanier es gerne nennt – enorm wichtig für den restlichen Saisonverlauf. In der Liga hat der Doublesieger bereits einen enormen Rückstand auf Tabellenführer FC Bayern. Es geht in den fünf Partien gegen Heidenheim, Union Berlin, St. Pauli, Augsburg und Freiburg darum, sich unter den ersten vier Teams festzusetzen, um eine gute Ausgangsposition für den Kampf um die Champions-League-Qualifikation zu haben.
In der laufenden Königsklasse stehen noch zwei Heimspiele gegen Salzburg und Inter Mailand an, bevor im neuen Jahr die Aufgaben bei Atletico Madrid und gegen Sparta Prag warten. Will Bayer 04 im neuen Ligamodus einen Platz unter den ersten acht Teams ergattern – und damit die Qualifikation fürs Achtelfinale ohne Umweg über die Zwischenrunde – wären Siege in den Heimspielen hilfreich. Und dann steht noch das Achtelfinale im DFB-Pokal beim FC Bayern München an, das Uli Hoeneß gerade als vorweggenommenes Finale bezeichnet hat.
Alonso hat somit eigentlich kaum eine Möglichkeit zu rotieren und Nachwuchsspielern wie Francis Onyeka und Artem Stepanov, die gegen Heidenheim im Kader dabei sein werden, ihre ersten Startelfeinsätze zu ermöglichen. „Wir müssen mit Intelligenz entscheiden“, sagt Alonso. „Wir wissen, dass die Spieler nicht alle Minuten spielen können. Es kommt eine sehr interessante Phase für uns. Wir fangen morgen an. Wir haben unsere Ziele in der Bundesliga, in der Champions League und im Pokal. Morgen ist erstmal Bundesliga.“
Und vor Heidenheim mit Coach Frank Schmidt hat Alonso großen Respekt: „Wir müssen sehr wachsam sein in jeder Aktion. Wir waren zuletzt nicht so wachsam in einigen Momenten. Heidenheim hat einige neue Spieler, aber das gleiche Herz und den gleichen Charakter.“