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Bayer 04 LeverkusenMoussa Diaby: „Natürlich denke ich über einen Wechsel nach“

Lesezeit 6 Minuten
Leverkusens Moussa Diaby reagiert nach einer verpassten Torchance.

Leverkusens Moussa Diaby reagiert nach einer verpassten Torchance gegen Borussia Dortmund.

Bayer-Stürmer Moussa Diaby spricht im Interview über die aktuell turbulent verlaufende Saison in Leverkusen, die verpasste WM und seine sportliche Zukunft.

Moussa Diaby hat sein großes Ziel Weltmeisterschaft in Katar verpasst. Er wurde von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps nicht nominiert. Aktuell ist er bester Offensivspieler und erfolgreichster Torschütze von Bayer 04. Sein Vertrag läuft bis 2025. Wir sprachen mit ihm in Leverkusen.

Herr Diaby, haben Sie die Weltmeisterschaft in Katar schon verdrängt?

Moussa Diaby: Ich denke noch öfter an die WM. Zum einen an die Niederlage Frankreichs. Und zum anderen, weil ich mir die Frage stelle, warum ich nicht dabei war. Was hätte ich zusätzlich machen können, um dabei zu sein? Jetzt ist es so, so ist es manchmal im Fußball. Aber es wird weitere Weltmeisterschaften geben und ich hoffe, beim nächsten Mal dabei sein zu dürfen.

Wie haben Sie das Turnier persönlich erlebt als Außenstehender, der Sie natürlich nicht sein wollten?

Ich habe natürlich alle Spiele der französischen Mannschaft gesehen. Es ist mein das Land, in dem ich geboren wurde, ich habe in verschiedenen französischen Auswahlmannschaften gespielt. Und ich habe Freunde in der Mannschaft, sodass ich die Spiele natürlich verfolgen wollte. Manchmal hat es beim Zuschauen wehgetan, nicht dabei sein zu können. Aber man muss sich dann ablenken. Ich konzentriere mich auf meinen Fußball, um dann vielleicht bei nächsten Mal dabei zu sein. Die Mannschaft hat sich nie aufgegeben, darauf lässt sich aufbauen. Man hätte nicht viel besser spielen können, letztlich lag es an Details. Die Niederlage wird uns lehren, bei der nächsten WM stärker zu sein.

Moussa Diaby: „Ich bereue nicht, in Leverkusen geblieben zu sein“

Sie haben sich im letzten Sommer dafür entschieden, in Leverkusen zu bleiben, um größere Chancen für eine WM-Nominierung zu haben. War das im Nachhinein die falsche Entscheidung?

Nein. Es war keine falsche Entscheidung. Wenn ich eine Entscheidung treffe, dann stehe ich zu hundert Prozent dazu. Ich habe diese Entscheidung gefällt und alles für den Verein gegeben. Auch in der Zeit vor der WM, um eine Chance zu haben, bei der WM dabei zu sein. Aber um es ganz klar zu sagen: Ich bereue es nicht, in Leverkusen geblieben zu sein. Ich bin glücklich hier. Es ist ein sehr guter Verein, in dem ich mich weiterentwickelt habe.

Die Saison begann sehr enttäuschend. Bayer 04 ist auf Platz 17 abgerutscht. Dann kamen fünf Siege, jetzt wieder zwei Niederlagen. Was ist los mit Bayer 04?

Ja, es stimmt. Aber das ist eben Fußball. Die Bundesliga ist nicht einfach zu spielen. Es gibt viele Konkurrenten, die uns schlagen wollen. Manchmal sind die Resultate enttäuschend. Die Hinrunde war nicht gut, aber jetzt müssen wir unseren Weg weitergehen, mit einer guten Einstellung. Jedes Spiel ist jetzt ein Finale. Vielleicht hat das noch nicht zu einhundert Prozent jeder verstanden, aber genau das muss in unsere Köpfe, um in der Rückrunde nicht die gleichen Fehler zu wiederholen. Wir waren nach der WM gut mit zwei Siegen gestartet. Danach haben wir gegen Dortmund und Augsburg aufgrund von Details verloren, aber genau die machen am Ende den Unterschied.

Leverkusens Moussa Diaby (l-r) in Aktion gegen Dortmunds Salih Özcan und Jude Bellingham.

Leverkusens Moussa Diaby (l-r) in Aktion gegen Dortmunds Salih Özcan und Jude Bellingham.

Unter Xabi Alonso waren Sie in den ersten neun Spielen an neun Toren beteiligt. Sie sind der wichtigste Offensivspieler von Bayer 04. Vermissen Sie Patrik Schick?

Es stimmt, ich habe an viele Toren meinen Anteil gehabt. Aber es geht nicht nur um mich. Ich spiele für meine Mannschaft, wir wollen gemeinsam Spiele gewinnen. Und Wenn ich treffe, dann immer dank meines Teams, das mir dabei hilft. Patrick Schick fehlt uns sehr. Ich hoffe, er kommt schnell zurück, um uns mit seinem Talent zu helfen.

Hat Xabi Alonso ihr Spiel positiv beeinflusst?

Ja, er hat etwas verändert. Alonso kam mit einer anderen Mentalität, einer Gewinnermentalität. Er hat uns den Weg geebnet, auch wenn wir nach manchen Spielen immer noch merken, wie kompliziert es ist. Aber die Resultate wurden besser. Und ich glaube, wenn der Trainer weiter so arbeitet, werden wir seine Ideen immer besser umsetzen können.

Wie sehen Sie die Chancen von Bayer 04 für den Rest der Saison?

Mein Ziel ist es, alle Spiele zu gewinnen. Das versuche ich auch meinen Mannschaftskollegen zu vermitteln. Ich weiß, dass unsere Situation alles andere als komfortabel ist. Wir müssen versuchen, mehrere Spiele hintereinander zu gewinnen, um in der Tabelle schnell nach oben zu klettern.

Moussa Diaby: „Der Traum ist immer noch da“

Um die Champions League noch zu erreichen?

Das ist das große Ziel. Aber wir belügen uns auch nicht selbst, der Weg dorthin ist weit. Trotzdem kann in der Bundesliga alles passieren. Gewinnt man zwei, drei Spiele in Folge, kann man in der Tabelle schon schnell wieder hochkommen. Eine Siegesserie zu starten, ist wichtig und unser Ziel.

Sie haben letztes Jahr bei der französischen Nationalmannschaft gesagt, Sie träumen davon, bei einem Verein zu spielen, der die Champions League gewinnen kann. Ist dieser Traum noch aktuell?

Ja. Der Traum, in der Champions League zu spielen und sie zu gewinnen, ist immer noch da, wie für jeden ambitionierten Fußballer. Ich weiß, dass ich für einen großen Klub spiele. Bayer Leverkusen hat mir die Möglichkeit gegeben, mich zu entwickeln. Aber natürlich denke ich auch über einen Wechsel nach und über eine Etappe in meiner Karriere, die mir erlauben wird, Spiele auf sehr hohem Niveau mit sehr guten Spielern zu spielen.

Ihr Vertrag endet 2025. Wissen Sie schon, was Sie im Sommer machen werden? Das Interesse anderer Klubs an Ihnen ist seit Langem bekannt.

Nein, das weiß ich noch nicht. Aktuell bin ich voll fokussiert auf meine Mannschaft, weil ich weiß, dass wir gerade nicht gut spielen. Mein oberstes Ziel ist es, dass es wieder aufwärts geht. Über alles, was danach kommt, werde ich später nachdenken. Aber klar, das Thema ist in einer Ecke meines Kopfes. Jeder Spieler denkt am Ende einer Saison nach, was er machen wird. Aber da sind wir noch nicht. Es sind noch gut vier Monate zu spielen, und da ist es wichtig, dass ich mich voll auf Leverkusen konzentriere und auf das, was wir als Mannschaft auf den Platz bringen wollen.

Von was wird es abhängen, ob Sie in Leverkusen bleiben?

Das hängt von gar nichts ab. Ich werde am Ende der Saison darüber nachdenken, was ich machen soll. Und ich darf dabei nicht vergessen, dass ich für einen großen Verein spiele. Bayer ist ein Top-Verein in der Bundesliga. Deshalb konzentriere ich mich nur auf das Jetzt.

Sie sind vor vier Jahren hergekommen. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie so lange bleiben würden?

Vier Jahre hören sich lange an. Aber ich bin 23 Jahre alt. Ich bin hierhergekommen, als ich sehr jung war. Ich konnte hier viel lernen, konnte mich als Fußballer entwickeln und viele Schritte in meinem Leben machen. Ich bin jetzt zweifacher Vater, als ich ankam in Leverkusen, hatte ich noch keine Kinder. Aber ja, vier Jahre können einem lange vorkommen, doch ich denke nicht daran. Am Ende der Saison werden wir sehen, ob ich noch eine fünfte hier spielen werde, oder nicht.