Der Abwehrspieler hat sich einen neuen Berater gesucht. Das könnte für einen anstehenden Abschied sprechen.
„Piranha“ Pini Zahavi als neuer BeraterLeverkusens Routinier Jonathan Tah strebt nach Veränderung
Früher hat es niemanden so recht interessiert, von wem sich ein Fußball-Profi persönlich beraten ließ. In der Entstehungsphase der Branche mit Akteuren wie Holger Klemme, Wolfgang Fahrian und Norbert Pflippen wurde allenfalls darüber getuschelt, welcher Profi von welchem Agenten gemanagt wurde. Das hat sich grundlegend geändert.
Persönliche Gewährsleute sind für Profis mittlerweile wichtigere Instanzen als die Trainer und Manager ihrer Klubs. Deshalb ist es inzwischen eine Nachricht, wenn sich ein Spieler wie Jonathan Tah von Bayer 04 Leverkusen einem Berater wie Pini Zahavi anschließt, weil damit nachdrücklich die Absicht eines Vereinswechsels unterstrichen wird.
Nottingham Forest hatte Interesse an Jonathan Tah
Die Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen wird von der Neuaufstellung im Management von Jonathan Tah bestimmt nicht überrumpelt. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Verteidiger eine Neuorientierung sucht, vor allem mit Blick auf die Goldgrube Premier League, wo zuletzt Nottingham Forest an ihm Interesse signalisiert hatte.
Im Sommer 2020 stand bereits die Möglichkeit eines Wechsels nach England konkret im Raum. Dass Bayer 04 ihn damals durch ein hartes Veto verhinderte, hat Tah seinem Arbeitgeber später in eine Dazn-Doku mit dem Titel „Jona 99“ vorgeworfen. „Wenn gewisse Dinge nicht so laufen, wie sie ablaufen sollten, bin ich sauer. Ich bin jetzt fünf Jahre hier, ich will mal etwas Neues“, hat er damals gesagt. Danach glätteten sich die Wogen allerdings wieder, Tah bekam den verlorenen Stammplatz zurück und verlängerte seinen Vertrag bis 2025.
Bayer 04 Leverkusen benötigt Transfererlöse
Diesmal könnte eine Trennung im Sommer allerdings im Sinne aller sein. Dass Tah unter Xabi Alonso keinen festen Stammplatz besitzt und sich Einsätze vor allem mit dem Kollegen Odilon Kossounou teilen muss, hat die persönliche Entscheidung womöglich beschleunigt. Der bis 2025 laufende Vertrag verlangt im Sommer aus unternehmerischer Sicht entweder eine Verlängerung oder einen Transfer, um den aktuellen Marktwert (20 Millionen Euro plus) zu erhalten.
Und Bayer 04 braucht nach den Worten des Klubchefs Fernando Carro „Transfererlöse“, umso mehr, als die erneute Qualifikation für die Champions League extrem unwahrscheinlich geworden ist und selbst die Teilnahme an Europa League oder der kleinen Europa Conference League für den Tabellenneunten der Liga auf der Kippe steht.
Jonathan Tah spricht von Rückschlag gegen Augsburg
Man wird dem noch 26-Jährigen, der seit 2015 insgesamt 283 Spiele für Bayer 04 Leverkusen absolviert hat, mangelnde Identifikation mit dem Werksklub allerdings nicht vorwerfen können. Am Dienstag hat er im Training wieder vollen Einsatz gezeigt und sich nachher über die sportliche Situation seines Klubs geäußert. Damit gehört Tah der sprechenden Minderheit von Profis im Werksklub an, die keine Scheu haben, sich im Alltag öffentlich zu äußern.
Die 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg wertet Tah als Rückschlag. „Wir haben uns zu wenige Chancen erspielt“, sagte der Verteidiger, „wir waren auch im Umschaltspiel, das eigentlich unsere Stärke ist, nicht gut. Generell muss in Ballbesitz mehr kommen, das muss in den nächsten Wochen unbedingt besser werden.“
Über Fernziele wie den Europapokal will Tah mit zehn Punkten Rückstand auf Platz vier und acht Punkten Rückstand auf Platz sechs nicht sprechen. „Wir müssen Spiel für Spiel denken, alles andere ergibt keinen Sinn“, sagt der 19-fache Nationalspieler, der allerdings auch Verbesserungen sieht. „Defensiv sind wir im Vergleich zur Vorrunde eindeutig stabiler geworden, trotz des Fehlers, der in Augsburg zum Gegentor führte“, erklärt der 1,95 Meter-Hüne, der bis Saisonende möglich oft ein Teil dieser Stabilität sein will.
Pini Zahavi berät Jonathan Tah ab sofort
Was im Sommer passieren wird, weiß allerdings noch niemand. Dass ein Abschied von Bayer 04 allerdings ähnlich spektakulär würde wie die Trennung zwischen Robert Lewandowski und dem FC Bayern ist allerdings kaum vorstellbar. Auch wenn Jonathan Tah und Robert Lewandowski jetzt denselben Berater haben: Pini Zahavi, dem von Uli Hoeneß einst der Titel „Piranha“ verliehen wurde.