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Frimpong, Gray und Fosu-MensahDie drei Neuen sind ein Sauerstoffschub für Bayer 04

Lesezeit 4 Minuten
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Demarai Gray (r.) bejubelt im Spiel gegen Stuttgart seinen Premieren-Treffer, den Jeremie Frimpong eingeleitet hatte.

Leverkusen – Auf den ersten Blick ist es sehr einfach, die drei Neuen bei Bayer 04 Leverkusen zu verwechseln. Sie sind alle innerhalb weniger Wochen aus Großbritannien gekommen, haben multiethnische Wurzeln, verfügen über eine beachtliche Fußballbegabung, die noch nicht am Ende der Entwicklungsfähigkeit angekommen ist. Und sie sind alle sehr schnell.

Timothy Fosu-Mensah (23), Jeremie Frimpong (20) und Demarai Gray (24) wirken auf den mit Talent gespickten, aber stark belasteten Kader von Bayer 04 wie ein Sauerstoffschub. Dabei war alles anders geplant.

„Wir hatten die Drei schon länger auf dem Radar im Hinblick auf die Sommer-Transferperiode“, sagt Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „aber dann wollten sie schon im Winter zu uns kommen.“ Hier trafen sich die Interessen von Spielern und Klubs. In zwei Fällen – Fosu-Mensah (Manchester United) und Gray (Leicester City) – war es für den abgebenden Verein wegen 2021 auslaufender Verträge die letzte Chance, eine Ablösesumme für die Spieler zu bekommen, die ohnehin kaum noch Berücksichtigung im aktuellen Kader gefunden hatten. Und Jeremie Frimpong, der noch lange an Celtic Glasgow gebunden war, war Bayer 04 eine Ablösesumme von knapp zehn Millionen Euro wert. Der flinke Brite mit niederländischen Wurzeln kann auf der rechten Seite viel Druck machen, wie sich schon in der Viertelstunde nach seiner Einwechslung beim 5:2-Sieg gegen Stuttgart gezeigt hat. Sein Zuspiel verwandelte Demarai Gray zum Endstand, womit beide schon früh ihren ersten Abdruck in der Klubchronik hinterlassen haben.

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„Sie sind alle junge, erfolgshungrige Spieler, die sich mit unseren hohen Zielen identifizieren“, sagt Simon Rolfes, dem die Langzeitwirkung der Transfers wichtig ist. Sowohl Fosu-Mensah (Außenverteidiger/Innenverteidiger) als auch Frimpong (Außenverteidiger, Außenstürmer) können auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt werden. Für Gray spricht die bereits beachtliche Erfahrung von rund 200 Profispielen in England und die Fantasie, dass die individuelle Entwicklung noch weitergehen kann. Rolfes: „Wir haben das Gefühl, dass da noch mehr ist.“ Das erste Tor mit dem ersten Torschuss gegen Stuttgart war schon mal ein Versprechen. „Es war ein sehr guter Start für mich, darüber bin ich sehr glücklich“, sagte der Linksaußen, der erst zweimal mit dem Team trainiert hatte. Die Art des Spiels von Bayer 04, der nach vorn gerichtete Ballbesitzfußball, war ihm bekannt: „Ich habe zuletzt viele Spiele von Leverkusen gesehen. Ich glaube, ich verstehe, was der Trainer von den Spielern will. Das ist gut für mich und gut für die Angreifer.“

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Timothy Fosu-Mensah

Peter Bosz erklärte gleich nach dem Sieg, wie sehr ihm diese Option gefehlt hatte. „Unsere Außenstürmer sind sehr wichtig für unseren Fußball. Leon Bailey und Moussa Diaby haben zuletzt viel gespielt. Es ist gut, dass wir hier jetzt frische Kräfte bringen können.“

Aber auch die Defensive wurde gestärkt. Timothy Fosu-Mensah, der für Manchester United nur ein Pflichtspiel in dieser Saison absolviert hatte, zeigte in seinen vier Einsätzen für Leverkusen, drei davon in der Startelf, dass er keine Probleme damit hat, die Position des Rechtsverteidigers auf hohem Niveau unaufgeregt und seriös zu interpretieren. „Er ist sehr schnell und verteidigt die Tiefe sehr gut“, lobt Rolfes den Niederländer, „Timothy ist für seine Größe von 1,90 Meter sehr mobil und kann auch Innenverteidiger spielen.“ Strategisch ist seine Verpflichtung von großer Bedeutung. Im Sommer werden die Super-Zwillinge Lars und Sven Bender ihre Karrieren beenden. Dann werden Bayer 04 zwei, bei aller Verletzungsanfälligkeit, vorbildliche Defensivspieler verloren gehen. Der Vertrag von Aleksandar Dragovic, der als Innen- und Außenverteidiger eine zuverlässige Zweitbesetzung war, läuft aus. Er wird wohl zu Roter Stern Belgrad wechseln.

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Jeremie Frimpong

Finanziell scheint der Triple-Transfer von Fosu Mensah (Vertrag bis 2024), Frimpong und Gray (beide bis 2022) im Bereich des Vernünftigen. Rund zwölf Millionen Euro hat das Trio den Werksklub gekostet. Von den Einnahmen des Sommers (mehr als 100 Millionen Euro für Kai Havertz und Kevin Volland) sind immer noch fast 50 Millionen Euro übrig. Die Forderung der Bayer-04-Geschäftsführung, in der Corona-Krisenzeit ohne Zuschauereinnahmen Rücklagen zu bilden, bleibt erfüllt. Allerdings ist die Transferanstrengung des Winters mit einem konkreten Ziel verbunden: Dem Erreichen der Champions-League-Ränge, also mindestens Platz vier. Dieser Auftrag steht bei Bayer 04 trotz des Januar-Tiefs über allem. Mit den drei Neuen ist seine Erfüllung zumindest nicht unwahrscheinlicher geworden.