Bayer 04 Leverkusen überrollt jeden Gegner, der sich ihm in den Weg stellt. Das hat seine Gründe.
Sieben Siege mit drei Toren UnterschiedFünf Gründe, warum Bayer 04 die Liga überrollt
Es ist eine wirklich beachtliche Serie: Zehn Pflichtspiele hat Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison bisher absolviert, sieben in der Bundesliga, zwei in der Europa League, eins im DFB-Pokal. Verloren hat die Werkself keines, neun hat sie gewonnen - davon sieben (!) mit mindestens drei Toren Unterschied. Nur einmal reichte es nicht für den Sieg, und das war dann auch noch beim wohl schwersten Auswärtsspiel der Bundesliga beim FC Bayern München (2:2). Leverkusen ist in absoluter Topform. Das hat seine Gründe. Hier kommen fünf Erfolgsfaktoren von Bayer 04:
Kaderzusammenstellung Selten hat man an einer Bundesligamannschaft besser ablesen können, was es heißt, eine Saison zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Geschäftsführer Fernando Carro und Simon Rolfes haben zusammen mit Trainer Xabi Alonso einen Transfersommer hingelegt, der keine Wünsche offen ließ. Leverkusen trennte sich von Spielern, die nicht zuträglich waren für ein leistungsförderndes Klima innerhalb der Mannschaft. Rolfes gelang es, im Gegenzug dafür sowohl reichlich Qualität als auch die von Alonso geforderten Persönlichkeiten zu verpflichten.
Das Resultat ist ein ausgewogener Kader, der sich immer wieder zu Höchstleistungen antreibt. Ein Beleg dafür ist, dass es keinen Qualitätsabfall gibt, wenn Alonso im Spiel wechselt. Gegen den 1. FC Köln beim 3:0 am Sonntag kamen Amine Adli, Nathan Tella und Adam Hlozek in die Begegnung. Sie wollten nicht etwa das Ergebnis verwalten, nein, sie wollten mit aller Macht Eigenwerbung betreiben und das 4:0 erzielen. Diese Vollgas-Einstellung nach Einwechslung war schon in Spielen zuvor zu beobachten. Durch das gestiegene Trainingsniveau kann Alonso auch mal sieben Spieler in einer Startelf wechseln, ohne dass es gravierende Auswirkungen hat - wie beim 2:1 in Molde in der vergangenen Woche.
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Xabi Alonso ist der neue Rudi Völler
Trainer Xabi Alonso ist das neue Aushängeschild von Bayer 04. Über Jahrzehnte war es Rudi Völler, nun ist es der nächste Weltstar. Und niemand ist böse darum, dass Alonso die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zum einen, weil er Erfolg hat, zum anderen, weil er kein Selbstdarsteller ist, der sich in den Vordergrund rückt. Das passiert eher automatisch. Auch, weil alle Spieler unisono seine Leistung hervorheben.
Granit Xhaka schwärmte stellvertretend in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem Schweizer TV-Sender SRF: „Er macht uns das Leben brutal schwer, weil das Engagement, das er rüberbringt, einfach unglaublich ist. Er weiß genau, wie er mit den Spielern umgehen muss, wann er sie kritisieren, wann er sie loben muss. Ich bin schon jetzt nach drei Monaten ein besserer Spieler geworden dank ihm.“ FC-Trainer Steffen Baumgart zollte auch großen Respekt: „Man redet immer von Trainer-Handschriften. In Leverkusen ist die Handschrift wirklich zu erkennen.“
Teamgeist Durch die exzellente Kaderzusammenstellung hat sich in kürzester Zeit ein neuer Zusammenhalt gebildet. „Die Kabine ist wirklich top derzeit. Es macht viel Spaß mit den Jungs“, sagte Kapitän Lukas Hradecky. Xabi Alonso impfte dem Team in der Vorbereitung ein, dass es mehrere Führungsspieler brauche, um eine echte Mentalitätsmannschaft zu erschaffen. Bayer 04 ist auf einem sehr guten Weg. Spannend wird zu beobachten, wie die Mannschaft mit Rückschlägen umgehen wird.
Ruhe Als einer der großen Gründe, warum es in Leverkusen in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr für einen Titel gereicht hat, gilt die sogenannte Komfortzone Bayer 04. Soll heißen: Bei der Werkself ließ sich gutes Geld verdienen, ohne den ganz großen Leistungsdruck wie bei anderen Vereinen. Nun, da die Mannschaft mit dem Trainerteam in der Kabine aber ein echtes Leistungsklima geschaffen hat, ist die Ruhe im Klub und im Umfeld ein positiver Faktor. „In Leverkusen herrscht nie Chaos, da kann man wirklich in Ruhe arbeiten, das sehe ich brutal positiv“, betont Xhaka.
Richtig Stimmung in der BayArena
Fans Ruhig war es in der BayArena vor einigen Jahren auch während der Heimspiele. Oder sagen wir besser: Es war ruhiger im Vergleich zu den aktuellen Zeiten. Es hat sich einiges getan bei den Anhängern der Werkself. Die Atmosphäre bei den Heimpartien in dieser Saison ist außerordentlich gut. Nicht nur beim Derby gegen den FC, sondern auch bei den Spielen gegen die Aufsteiger aus Darmstadt und Heidenheim war richtig Alarm auf den Rängen. In beiden Spielen war die Arena auch ausverkauft - das hätte es vor nicht allzu langer Zeit sicher nicht gegeben.
Beim Auswärtsspiel in Mainz begleiteten mehr als 5000 Fans die Mannschaft nach Rheinhessen. „Wir fühlen die große Unterstützung, spüren die Erwartungen der Fans und teilen diese auch“, sagte ein begeisterter Alonso. „Ich freue mich immer, wenn ich das Bild sehe, wie Mannschaft und Fans zusammen feiern. Das ist für mich das Schönste nach einem Spiel.“